Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0124
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
116

weshalb man an der Authentizität der Benennung der beiden Fi-
guren bei Pausanias zweifeln sollte.
Zwar liegende Flußgötter als Zuschauer bei einer mythischen
Handlung begegnen auf erhaltenen Monumenten zuerst im Helle-
nismus ’). Auf dem Telephosfries wohnen so Ketios und Selinus
der Gründung von Pergamon bei1 2), und daß der liegende Flußgott
damals ein fester Typus ist, lehren die Fälle, in denen er allein
erscheint, wie der vatikanische Nil3) oder der Amenanos auf Münzen
des III. Jhdts. von Katane, der als liegender schilfbekränzter
Jüngling dargestellt wird, in der L., mit der er sich auf eine
Urne stützt, einen Schilfstenge], in der erhobenen R. ein Rhyton4).
Uber die pompejanischen Bilder und die eines esquflinischen Grabes
können wir dann sein Fortleben und sein Eindringen in die rö-
mische Kunst verfolgen, wo wir ihn in zahllosen Fällen als Statue,
auf Münzen, Sarkophagen, den Reliefs der Ehrendenkmäler, wie in
den Beschreibungen der Philostrate u. s. w. bis in die Miniaturen
der frühmittelalterlichen Handschriften hinein verfolgen können5).
Aber wie schon bemerkt, der zu schau ende Flußgott ist
keineswegs eine Schöpfung des Hellenismus. Der Ismenos auf der
Kadmosvase des Assteas, dessen spezielle Analyse nach dem oben
S. 86 ff. Dargelegten hier überflüssig ist, und die ihm entsprechende
Figur auf der Berliner Kadmoshydria (oben S. 87, 3) bilden für uns
die Brücke zu den Gestalten des olympischen Giebels. Auch das
von Pausanias VI, 6, 11 erwähnte γραφής μίμημα αρχαίας mit den
beim Kampfe des Euthymos mit dem Heros von Temesa zuschau-
enden Lokalgöttern, worunter mindestens ein Flußgott, kann ich
mir seiner Beischriften wegen keinesfalls später als in der ersten
Hälfte des IV. Jhdts. entstanden denken6). Die von Walz ver-
mißten Zwischenglieder (S. 39) sind also tatsächlich vorhanden.
Aber selbst wenn wir sie nicht hätten, müßte doch den Flußgöttern
billig sein, was den Ortsnymphen recht ist.
1) Da der Deckel der Aeneasciste als Fälschung ausscheidet: Matthies, Die
pränestinischen Spiegel 59, 1.
2) Pergamon III, 2 Taf. XXXII, 6-, vgl. Robert, A.J.1888, 93 f. Schrader,
A.J. 1900, 129. 132. Winnefeld, Pergamon III, 2, 196, 220. Waser, P. ΙΓ. VI,
2803, 30ff.
3) Den übrigens Studniczha, Kyrene 27 sich auf ältere Vorbilder zurück-
gehend dachte.
4) Prit. Mus. Cat. 50, Nr. 54—56, Holm, Gesell. Siz. III, 708, Head, Η. X.
134. Zur Datierung: Hill, 206. — Herr 0. Allan war so freundlich, mir von
den Exemplaren des Brit. Mus. Abdrücke zu senden.
5) Hierüber handelt ausführlich 0. Schultz, a. a. 0. 32 ff.
6) Vgl. Prunn, Die philostr. Gern. 284. Έ. Maaß, A.J. 1907, 39 ff.
 
Annotationen