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Mayer, August Liebmann; El Greco; El Greco [Hrsg.]
El Greco — Berlin: Klinkhardt & Biermann, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.53299#0025
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2. WERKE

Die frühesten durch Signatur oder zeitgenössische Inventarnotiz absolut gesicherten,
uns erhaltenen Werke des Greco sind: die „Blindenheilung“ in Parma, die beiden Fas-
sungen der „Austreibung der Wechsler“, heute Sammlung Cook in Richmond und
Museum Minneapolis — sowie das kleine Sinai-Bild in ungarischem Privatbesitz, alle
augenscheinlich erst in Rom entstanden. Um diese Bilder lassen sich unschwer eine
Reihe weiterer Werke gruppieren, zeitlich vor, neben und nach den genannten Arbei-
ten entstanden, so die Kopien nach der Mater dolorosa Tizians (Schloß Rohoncz) und
nach einem weiblichen Porträt Tizians, heute beim Grafen A. Contini-Bonacossi in
Rom, die früheste Fassung der „Austreibung der Wechsler“ und die früheste uns be-
kannte Fassung der „Verkündigung“ ebenda, die „Heilung des Blinden“ in der Dres-
dener Galerie (die nachweislich aus Venedig stammt), sodann die kleine Kopie nach
der „Nacht“ von Correggio in der schon genannten Sammlung Contini, die „Anbetung
der Hirten“ in der Sammlung Willumsen in Kopenhagen, die „Flucht nach Ägypten“,
ehemals Sammlung Gorostiza in Bilbao, „Christus bei Maria und Martha“, das Clovio-
Porträt im Museum von Neapel, die verschiedenen Varianten des eine brennende
Kohle anblasenden Jungen (vor allem die Fassung im Museum zu Neapel, charakte-
ristischerweise im Inventar von 1708 als Arbeit von Clovio registriert), endlich die „Be-
weinung Christi“ im Museum der Hispanic Society in New York und das signierte
Anastagi-Porträt der Sammlung Frick in New York. Diese Bilder sind sehr unter-
schiedlichen Formats, der größere Teil von kleinen Dimensionen. Der Künstler liebte
offenbar in seiner frühen Zeit bis in die ersten Toledaner Jahre auf kleinen Holztäfel-
chen zu malen. Ebenso beobachten wir bis in die ersten Toledaner Jahre, daß die
Signaturen, mit Ausnahme jener auf der großen „Himmelfahrt Mariä“, in griechischen
Majuskeln geschrieben sind, während der Künstler späterhin mit kleinen griechischen
Buchstaben signiert.
Allen Werken Grecos aus der italienischen Zeit ist von Anfang an ein, sagen wir es
gleich, uneuropäischer Zug gemeinsam. So sehr man in den frühen Arbeiten auch die
Zusammenhänge mit bestimmten italienischen Meistern und bestimmten Werken er-
kennen mag, so beobachten wir die nicht minder wichtige Tatsache der eigenwilligen
Umformung, die gewiß nicht in allem einer vorsätzlichen Absicht des jungen Künst-
lers entsprang, sondern ihm unbewußt eingeboren war. Der Grieche hat sich bis weit in
seine spanische Zeit hinein mit der Wiedergabe naturalistischer Details beschäftigt,
aber seine Auseinandersetzung mit dem venezianischen und spanischen Sensualismus
führte ihn von Anfang an zu einer uneuropäischen Durchgeistigung, Entkörperlichung
der Gesamtdarstellung, wie des Details. Wir beobachten dies gerade auch in den
Stücken, in denen der Künstler sich zunächst eng an den italienischen Naturalismus

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