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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 10.1967

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Nr. 4
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Zeitschriftenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.33074#0070
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Seite das Postulat einer ,geistbedingten, geistig geregelten Tätigkeit'? Der Begriif des
Geistes, der hier zugrunde liegt, sei abstrakt, seine Leistung erschöpfe sich in artes,
Erfindungen — elementarsten Erfindungen —, sie sei ,artistisch c, nicht ,funktional‘. Das
propositum der artes komme nicht in den Blick, die Betrachtung steige nicht auf zu den
Werken, aus denen sich die reiche Welt menschlicher Kultur aufbaut. Vergils Dikai-
ologie der Arbeit wie des Geistes lasse von göttlicher Weisheit nicht viel erkennen, sie
sei weder wahr noch ganz wahrhaftig. Der Dichter zahle der geistigen Situation der
Zeit seinen Tribut: der Entfremdung zwischen Lebenswirklichkeit, hier der Wirklich-
keit bäuerlichen Lebens — sofern nicht längst die Sklavenwirtschaft der Latifundien an
seine Stelle getreten war —, und dem ,Geist‘, der die Wirklichkeit romantisch zu ver-
klären, nicht sie zu durchdringen und zu gestalten vermochte. S. 165-174. - Luigi
Alfonsi: ,Ali dell’ anima’ e fuoco d’amore. S. 175-177. - E. Badian: The testament
of Ptolemy Alexander. S. 178-192. Heubner

Das Altertum 10 (1964), Hefl 1

P. Mertens: Völkerwanderungen im östlichen Mittelmeer am Ende des 2. Jahr-
tausends v. Chr. S. 3-9. M. gibt einen Überblick über die äußerst verwickelte Pro-
blematik des Auftretens der Seevölker im östlichen Mittelmeer zwischen dem 14.
und 12. Jh. v. Chr., wie es vornehmlich aus ägyptischen, babylonischen und hethiti-
schen Quellen bekannt ist. Die Identifizierung der einzelnen Völker ist schwierig und
unsicher. — J. Haussleiter: Zum Tode Heraklits von Ephesos. Eine kritische Nach-
lese. S. 9—13. Nach antiker Tradition ist Heraklit an Wassersucht gestorben, nachdem
er eine Kur mit Kuhmist gemacht hatte. Heraklits Lehre war die Quelle für diese bio-
graphische Nachricht, eine witzige Erfindung, die aber mit der Anwendung des son-
derbaren Heilmittels in der antiken Medizin iibereinstimmt. - R. Meister: Motive
und Formen der römischen Geschichtsschreihung. S. 13-26. M. überblickt die römische
Geschichtsschreibung von den Anfängen bis zu Augustinus. Stärkstes Motiv der grie-
chischen Historiographie war „Wissen zu gewinnen und weiterzugeben“. Das gilt
bereits für Herodot. Die Form seines Werkes ist, dem Stoff angepaßt, verschieden.
Römische Geschichtsschreibung entsteht in der Abwehr der griechischen Propaganda
im Dienste Karthagos. Sie war daher von Anfang an „aktuell-politisch“ und „natio-
nal-patriottsch“. Die Form war annalistisch. Später erwächst Geschichtsschreibung auch
aus dem Wunsch nach Darlegung der eigenen Wirksamkeit und aus der innenpoliti-
schen Auseinandersetzung. Als neue Formen treten neben die Annalistik die histo-
rische Monographie (Einheit des Gegenstandes), die Zeitgeschichte (Einheit der Epo-
che), die Autobiographie und die politische Denkschriff, in deren Mittelpunkt die
Person des Verfassers steht. Seit dem 1. Jh. v. Chr. sind zwei Hauptmotivationen er-
kennbar, das wissenschaffliche und politische Interesse, dazu tritt als drittes das Bil-
dungsinteresse. In der Kaiserzeit entsteht als neue Form die Kaiserbiographie. Die
Christen bedienten sich der vorhandenen Formen, gehen aber meist von der Über-
setzung griechischer Werke aus. Eigentlich christliche Formen sind die acta und pas-
siones, dazu Mönchsbiographien. Am Anfang der Kirchengeschichte im strengen Sinn
steht ebenfalls eine Übersetzung aus dem Griechischen. Mit Augustins „civitas Dei“
beginnt die „Reihe der Versuche einer Deutung des Sinns der Geschichte in der Ge-
schichtsphilosophie des Abendlandes.“ — O. Schönberger: Ein Dichter römischer
Freiheit: M. Annaeus Lucanus. S. 26-40. Mit Hilfe der antiken Viten und der Deu-
tung der Dichtung Lucans versucht S., ein „Bild seines äußeren und - soweit es mög-
lich ist - seines inneren Lebens zu zeichnen“. Für Lucans Werdegang ist die Begeg-
nung mit dem Stoiker Cornutus bedeutsam. Seit dem Jahre 59 steht er in Beziehung
zu Nero, vom Kaiser gerufen; er hatte sich nicht aufgedrängt. Die Veröffentlichung
der Bücher I—III seines Epos bringen den Bruch mit dem Kaiser. Lucan ist nicht „aus

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