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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 17.1974

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Nr. 4
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Schulz-Vanheyden, Elmar: Fachdidaktik am Bielefelder Oberstufenkolleg
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https://doi.org/10.11588/diglit.33068#0067
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Hypothesen über die Probleme der Wissenschaftsdidaktik und Wissenschafts-
propädeutik zugrunde liegen2.
Um dem Kollegiaten eine begründete Studienfach- und Berufswahl zu er-
möglichen, wird er vom ersten Studienjahr an gezwungen, sich auf eine spezia-
lisierte Ausbildung einzulassen. Er wählt im ersten Halbjahr (dem „Orientie-
rungssemester “) im Rahmen des „Wahlfachunterrichts“ zwei Wissenschafts-
disziplinen. Diese Wahlentscheidung ist prinzipiell revidierbar. Das Prinzip der
strengen Spezialisierung (Disziplinarität) wird konterkariert durch die Prinzi-
pien der Interdisziplinarität und der allgemeinen Wissenschaftspropädeutik.
In jedem Halbjahr finden in einer dreiwöchigen Phase interdisziplinäre Pro-
jekte statt („Gesamtunterricht“), die Mitarbeit hieran ist für alle Kollegiaten
verbindlich. Während der gesamten Ausbildungszeit ist für alle Kollegiaten
die Teilnahme an einem allgemeinen wissenschaftspropädeutischen Unterricht
verbindlich („Ergänzungsunterricht“). Diese Unterrichtsart zielt darauf ab,
einen systematischen Kontext zwischen den Spezialdisziplinen herzustellen. Für
die Auslegung des Gesamtunterrichts und des Ergänzungsunterrichts sind grund-
sätzlich alle Disziplinen in gleicher Weise verantwortlich.
Neben diesen drei Unterrichtsarten gibt es die Einrichtung der „Intensiv-
phasen“ zur individuellen Nutzung und der obligatorischen Praktika.
Das Oberstufen-Kolleg wird seinen Lehrbetrieb im Herbst 1974 mit 220
Kollegiaten des ersten Jahrgangs (die aus den verschiedenen Einrichtungen der
Sekundarstufe I kommen, z. T. auch schon Berufserfahrungen mitbringen sol-
len) aufnehmen. Das Wahlfachangebot umfaßt z. 2t. gut 20 Universitätsdiszi-
plinen, unter denen auch Latein vertreten ist. Seit 1970 sind in einer gemein-
samen Aufbaukommission der Laborschule und des Oberstufen-Kollegs die
wichtigsten Trassen der Entwicklungsarbeit gelegt worden3.
Im Herbst 1973 wurden die Vertreter der meisten Disziplinen des Eröff-
nungsjahrgangs (darunter auch ein Fachvertreter Latein) eingestellt und arbei-
ten seitdem in der Planung mit.
Das Oberstufen-Kolleg ist konzipiert als eine sog. „Curriculum-Werkstatt“.
Die an dieser Einrichtung entwickelten und erprobten Curriculum-Einheiten
und -Sequenzen, Lehr- und Lernformen, Bewertungsverfahren, Mitbestim-
mungsmöglichkeiten usw. sollen der Öffentlichkeit so zugänglich gemacht wer-
den, daß sie auch für andere Bildungseinrichtungen nützlich werden können. Für
einen Teil der am Oberstufen-Kolleg vertretenen Disziplinen und Studien-
bereiche liegen sog. Rahmencurricula vor (nicht zu verwechseln mit Rahmen-
richtlinien)4. Es handelt sich dabei um Versuche, das jeweilige Fach unter den

2 Vgl. Hartmut von Heutig, Magier oder Magister?, Über die Einheit der Wissen-
schaft im Verständigungsprozeß, Stuttgart, Klett, 1972; s. besonders S. 155 ff.
3 Wolfgang Harder, Curriculum-Werkstätten in der Planung, erscheint im Frühjahr
1974 als Heft 4 der Schriftenreihe: Sonderpublikationen der Schulprojekte Labor-
schule und Oberstufen-Kolleg.
4 Heft 2 der Reihe „Schulprojekte der Universität Bielefeld“: Rahmencurriculum
„Technik“ von D. Wild

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