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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 29.1986

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Nr. 1
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Offener Brief
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Fortsetzung (Ende?) eines Briefwechsels
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Burnikel, Walter: [Schon seit langem hat sich die Redaktion...]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35877#0020
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Ich selbst habe mich noch nie in der Schule mit "komischer Aussprache« lächerlich
machen müssen und auch ohne die entsprechenden Reaktionen die "Phonocaseta pri-
ma« Vorspielen, ja sogar vier Schüler und eine Schülerin für unser Colloquium gewin-
nen können. Bis zu ihrem Abitur im Jahre 1984 haben sie drei Jahre an unseren Sitzun-
gen teilgenommen und tun dies auch noch dann, wenn es ihnen Wehrdienst oder Stu-
dium gestatten. Sie haben sich auch die Mühe gemacht, mit Hilfe ihrer Lektüreerfah-
rung Beiträge in lateinischer Sprache abzufassen und vorzutragen. Einer dieser Vorträ-
ge ist in "Vox Latina« Tomus 19, 1983 Fase. 74 Seite 464/65 veröffentlicht.
Nach diesen Ausführungen möchte ich Sie herzlich zu einer unserer nächsten Sitzun-
gen einladen, damit Sie Ihre Frage, wie es bei uns zugeht, selbst beantworten können.
Wir freuen uns über jedes neue Mitglied, besonders dann, wenn es wie Sie künstleri-
sche Begabung hat. Gehen Sie mit mir einig in der Meinung eines Sophoklesherausge-
bers des letzten Jahrhunderts, der in seiner praefatio schreibt, daß der philölogos kein
ä-logos (Doppelsinn von Vernunft und Sprache) sein dürfe? Mir ist nämlich aus Erfah-
rungen mit Bühnen, Funk und Fernsehen fraglich, ob für Kassetten künftig "gut stimm-
geschulte Schauspieler ran müssen!« Fehlende oder mangelnde Kenntnisse des Latei-
nischen sind für mich nicht durch eine gut geschulte Stimme ausgleichbar.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Joseph Fischer, Kaiserstraße 91, 4330 Mühlheim (Ruhr)

Fortsetzung (Ende?) eines Briefwechsels

Schon seit längerem hat sich die Redaktion dieses Blattes wieder eine Diskussion ge-
wünscht — jetzt hat sie sie, erfrischend und förderlich zugleich (cf. MDAV 3/85, 73 f.).
Worum geht es? P. Dr. Eichenseer, Lehrbeauftragter für Latinitas viva an der Universi-
tät des Saarlandes, hat seiner Phonocaseta prima mit lateinischen Gesprächen nach
kurzem Abstand eine zweite folgen lassen: Ph. secunda phonetices Latinae/Libellus
textualis. Saraviponti (Societas Latina) 1983.
Joachim Calaminus nimmt in einem Brief vom 19.5.1985 sarkastisch Stellung gegen
"den alten Käu«, der so trocken didaktisch und so wt nig emphatisch aufbereitet sei,
daß man ihn keinem Schüler vorsetzen könne, ohne einen Lateinabwähler mehr zu
bekommen.
P. Eichenseer wehrt sich (Brief vom 21.5.1985) und betont, daß es ihm um eine Doku-
mentation der "fundamentalen Bestandteile lateinischer Lautung« geht, nicht um
"rhetorische Darbietungen«.
J. Calaminus nimmt in seiner Erwiderung (23.5.1985) nichts zurück, klärt aber einige
Mißverständnisse auf. Seine Haupteinwände bleiben: 1. Die Sprecher der Kassette tra-
gen ihre Texte nicht akzentfrei (im Sinne von Dialektfärbungen) vor; 2. Sie tragen sie
zerhackt vor, ohne auf Satz- und Textmelodie zu achten.
Nun, ein ganz so "saumäßig deutsches Machwerk« scheint die Phonocaseta secunda
doch nicht zu sein: B. Teuber (Gymn. 91, 1984, 536-541) unterzieht sie mitsamt dem
dazugehörigen Textband einer im einzelnen kritischen, aber die Grundantiegen wür-
digenden Besprechung. Wer die Kriterien finden will, um einen temperamentvollen

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