diskutiert. Modems sind für eine telefonische Übermittlung von Computer zu Computer notwen-
dige Zwischengeräte, die bisher nur bei der Post zu mieten waren. Nun sollen sie auch im Fach-
handel erworben werden können. Stichwort: Öffnung des Marktes für geistige Kreativität und
keine Monopolisierung (NZZ 21.10.). —
Ku/turkridk: ... sed vitae. Dieses Senecazitat wird benutzt, um die Divergenz von Theorie und
Praxis in amerikanischen Universitäten zu demonstrieren. Der Dekan der Volkswirtschaftlichen
Fakultät der Columbia-Universität lehnte es ab, daß seine Studenten 100000 Dollar verdienten,
wenn sie bei einem Seminar dem Leiter, einem Wirtschaftsmanager, entsprechende Vorschläge
für die Übernahme eines Unternehmens machen würden. Fazit: an amerikanischen Universitä-
ten kann man zwar lernen, wie man Millionär wird. Aber es wird Wert darauf gelegt, daß der
Goldregen erst nach dem Examen einsetzt! (FAZ 27.10.). — ... et altera pars. Dieses Zitat, das
schon bei Seneca, später bei Augustinus vorkommt, dient als Aufhänger für das Problem, wie ei-
ne Regierung (in diesem Fall die Bonner) sich bei Großprojekten wie der bemannten Raumfahrt
entscheiden soll. Entweder nach der Devise: wenn wir nicht mitmachen, hinken wir hinter der
internationalen Entwicklung her oder wie die Engländer, die ein solches Projekt aus Kostengrün-
den ablehnen (FAZ 6.11.). — Untaugliche Tugend. In der Diskussion um den Wert der Treue (alte
oder neue?) bei AIDS stellt man fest, daß aus Angst/Opportunismus dieser Wert wieder ,,in" ist.
Die klassischen Tugendlehren eines Platon, Aristoteles, Thomas und Kant betonen jedoch, daß
die Geltung eines sittlichen Gebots nie dem Wandel der Gelegenheiten unterworfen sei. Tugend
kommt von taugen! (FAZ 27.11.). — Sind Frauen klüger? Diese Frage stellt sich in einem Leitarti-
kel Kurt Reumann anl. des 300. Todestages von Christian Thomasius, der sich diese Frage eben-
falls stellte, als er in Leipzig seine erste Vorlesung in deutscher Sprache anschlug. Er war der Mei-
nung, die Unverbildeten, die nicht Latein könnten, die Frauen vornehmlich, verstünden seine
Ausführungen besser als ,,eine auch mit gutem Verstände begabte Mannsperson, die aber darne-
ben von Jugend auff sich mit dem Latein geplackt" (FAZ 28.11., vgl. a. RhM 20.11 .,s.u.). — Pyg-
malion. Konrad Adam vergleicht den Hauptdarsteller der Kieler Affäre, m.E. ziemlich gewagt, mit
der antiken Figur des Pygmalion: ,,Psychopharmaka verhelfen der Kunstfigur des energischen
und zupackenden, immer optimistischen, niemals zögernden Aufsteigers zum Leben". Er sieht in
der Figur von B. die moderne Version der alten Sage v. Pygmalion (FAZ 11.12.). — Die Kunst,
Zeit für das eigene Ich zu finden. Von den alten Griechen zur Freizeitgesellschaft oder die verlo-
rene Fähigkeit zur Muße. Ausgangspunkt des gewichtigen Aufsatzes ist der Gegensatz zwischen
Banausität und Antibanausität. Arbeit ist für Banausen (vgl. den lat. Begriff neg-otium für Arbeit;
in diesem Zusammenhang sei dem Verf. erlaubt, einmal pro domo, d.h. das Archigymnasium
Soest, zu sprechen. Sein Direktor sprach anl. der Verabschiedung der Abiturientia 1984/85 über
das Thema: Was ist ein Banause?, für die heutige Jugend ein äußerst aktuelles Thema. Der Vor-
trag ist nachzulesen in: Erinnerung und Auftrag. Nachlese zum Festjahr des Archigymnasiums
Soest 1984, S. 75 ff. - Soester Beiträge Band 47, Westfäl. Veriagsbuchhdl. Mocker & Jahn, Soest
1985) (RhM 24.12.).-
Gesei/scbaft/Fami/ie:,,Nimm deine Sachen und geh!". Unter dieser Überschrift wird über die Ge-
schichte der Scheidung in der Antike berichtet. Die zerbrochene Ehe war in der griech.-röm. An-
tike eine recht häufige Erscheinung. So vertraute eine Unbekannte ihre triste Lage einem Papyrus
an. Die Satiriker Martial und Juvenal sahen in der Scheidung und Wiederheirat ein ergiebiges
Feld für ihre Spottlust (SZ 3./4.10.).—
Streifbchter der Antike: Eins handelt vom Handicap zum Siegeskranz. Pausanias, der,,Baedeker
der Antike", bemerkte bei seinem Rundgang im hl. Bezirk des olymp. Zeus neben vielen Sieger-
statuen auch die eines anderweitig unbekannten Hysmos v. Elis. Er erzählt nun, wie dieser sein
Handicap, das Rheuma, durch eisernes Training überwand und Sieger wurde (NZZ 28.11.).—
Leserbriefe: Latein in katholischen Gottesdiensten. Es sei ein Irrtum, wenn man meine, Latein sei
in kath. Gottesdiensten nicht gestattet. Der Schreiber fügt als Beweis bei die Konstitution des II.
Vatik. Konzils 1963, Cap. I C, § 36,1: ,,Linguae latinae ... usus conservetur". (FAZ 14.11.). —
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dige Zwischengeräte, die bisher nur bei der Post zu mieten waren. Nun sollen sie auch im Fach-
handel erworben werden können. Stichwort: Öffnung des Marktes für geistige Kreativität und
keine Monopolisierung (NZZ 21.10.). —
Ku/turkridk: ... sed vitae. Dieses Senecazitat wird benutzt, um die Divergenz von Theorie und
Praxis in amerikanischen Universitäten zu demonstrieren. Der Dekan der Volkswirtschaftlichen
Fakultät der Columbia-Universität lehnte es ab, daß seine Studenten 100000 Dollar verdienten,
wenn sie bei einem Seminar dem Leiter, einem Wirtschaftsmanager, entsprechende Vorschläge
für die Übernahme eines Unternehmens machen würden. Fazit: an amerikanischen Universitä-
ten kann man zwar lernen, wie man Millionär wird. Aber es wird Wert darauf gelegt, daß der
Goldregen erst nach dem Examen einsetzt! (FAZ 27.10.). — ... et altera pars. Dieses Zitat, das
schon bei Seneca, später bei Augustinus vorkommt, dient als Aufhänger für das Problem, wie ei-
ne Regierung (in diesem Fall die Bonner) sich bei Großprojekten wie der bemannten Raumfahrt
entscheiden soll. Entweder nach der Devise: wenn wir nicht mitmachen, hinken wir hinter der
internationalen Entwicklung her oder wie die Engländer, die ein solches Projekt aus Kostengrün-
den ablehnen (FAZ 6.11.). — Untaugliche Tugend. In der Diskussion um den Wert der Treue (alte
oder neue?) bei AIDS stellt man fest, daß aus Angst/Opportunismus dieser Wert wieder ,,in" ist.
Die klassischen Tugendlehren eines Platon, Aristoteles, Thomas und Kant betonen jedoch, daß
die Geltung eines sittlichen Gebots nie dem Wandel der Gelegenheiten unterworfen sei. Tugend
kommt von taugen! (FAZ 27.11.). — Sind Frauen klüger? Diese Frage stellt sich in einem Leitarti-
kel Kurt Reumann anl. des 300. Todestages von Christian Thomasius, der sich diese Frage eben-
falls stellte, als er in Leipzig seine erste Vorlesung in deutscher Sprache anschlug. Er war der Mei-
nung, die Unverbildeten, die nicht Latein könnten, die Frauen vornehmlich, verstünden seine
Ausführungen besser als ,,eine auch mit gutem Verstände begabte Mannsperson, die aber darne-
ben von Jugend auff sich mit dem Latein geplackt" (FAZ 28.11., vgl. a. RhM 20.11 .,s.u.). — Pyg-
malion. Konrad Adam vergleicht den Hauptdarsteller der Kieler Affäre, m.E. ziemlich gewagt, mit
der antiken Figur des Pygmalion: ,,Psychopharmaka verhelfen der Kunstfigur des energischen
und zupackenden, immer optimistischen, niemals zögernden Aufsteigers zum Leben". Er sieht in
der Figur von B. die moderne Version der alten Sage v. Pygmalion (FAZ 11.12.). — Die Kunst,
Zeit für das eigene Ich zu finden. Von den alten Griechen zur Freizeitgesellschaft oder die verlo-
rene Fähigkeit zur Muße. Ausgangspunkt des gewichtigen Aufsatzes ist der Gegensatz zwischen
Banausität und Antibanausität. Arbeit ist für Banausen (vgl. den lat. Begriff neg-otium für Arbeit;
in diesem Zusammenhang sei dem Verf. erlaubt, einmal pro domo, d.h. das Archigymnasium
Soest, zu sprechen. Sein Direktor sprach anl. der Verabschiedung der Abiturientia 1984/85 über
das Thema: Was ist ein Banause?, für die heutige Jugend ein äußerst aktuelles Thema. Der Vor-
trag ist nachzulesen in: Erinnerung und Auftrag. Nachlese zum Festjahr des Archigymnasiums
Soest 1984, S. 75 ff. - Soester Beiträge Band 47, Westfäl. Veriagsbuchhdl. Mocker & Jahn, Soest
1985) (RhM 24.12.).-
Gesei/scbaft/Fami/ie:,,Nimm deine Sachen und geh!". Unter dieser Überschrift wird über die Ge-
schichte der Scheidung in der Antike berichtet. Die zerbrochene Ehe war in der griech.-röm. An-
tike eine recht häufige Erscheinung. So vertraute eine Unbekannte ihre triste Lage einem Papyrus
an. Die Satiriker Martial und Juvenal sahen in der Scheidung und Wiederheirat ein ergiebiges
Feld für ihre Spottlust (SZ 3./4.10.).—
Streifbchter der Antike: Eins handelt vom Handicap zum Siegeskranz. Pausanias, der,,Baedeker
der Antike", bemerkte bei seinem Rundgang im hl. Bezirk des olymp. Zeus neben vielen Sieger-
statuen auch die eines anderweitig unbekannten Hysmos v. Elis. Er erzählt nun, wie dieser sein
Handicap, das Rheuma, durch eisernes Training überwand und Sieger wurde (NZZ 28.11.).—
Leserbriefe: Latein in katholischen Gottesdiensten. Es sei ein Irrtum, wenn man meine, Latein sei
in kath. Gottesdiensten nicht gestattet. Der Schreiber fügt als Beweis bei die Konstitution des II.
Vatik. Konzils 1963, Cap. I C, § 36,1: ,,Linguae latinae ... usus conservetur". (FAZ 14.11.). —
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