Lochner, Johann Hieronymus [Hrsg.]: Samlung merkwürdiger Medaillen: in welcher wöchentlich ein curieuses Gepräg, meistens von modernen Medaillen, ausgesuchet, und nicht nur fleisig in Kupfer vorgestellet, sondern auch durch eine historische Erläuterung hinlänglich erkläret (3.1739)

248 SamtuttF j^erknmtdivter

Endlick um Mirtcrnacht brach ivionet, mit 8pinre!et auch den übrigen < los, und
war das erste dm OZnsre, als vcrmemten Ooaverneul-, gefangen zn nehmen - wek
chcr sich zwar sehr ungederdig stellete, und den Spinrejec übel ausmachete, jedoch er-
gab, und von ^toner auf das hösticdste getröstet wrrrde. Bon da gimg dcr Weg nach
dem corps tie ßareje, allwo man mit Fleis nur etliche alte emeriros, so unrerrichtet
tvaren, um ein Kohlfeuer gesetzet hatte; doch geschahen ungefahr 12. blinde Schuß,
Da sich einige von ihnen mit Klut schmiereten, dencnkäonec freundliä) zurebete, daß
es Kriegs Gebrauch, uud sie ganz unnöthig in das Spittal schickete. Ferner marcllirs
te man zu dem Thor welches eröfnet wurde: worauf die vermeintlichen Verräther fas
geten, daß sie nmrmehr ihr Verjprechen erfüllet und alles gethan, die Gemeinen aber
jmmerzu riefen: L^inreler, 5pinreler, Gel-, Geld. ivioner vertröstete sie daß es
auf den Schrffen, war auch nunmehr voü Freuden, erzahlete was Frankreich auf dies
se Eroberung ferner thun würde, gienge auf die Wälle, veränderte die parole, und
that dem däarecllal durch z. Canonen Scbuß zu wissen , daß er den Platz in tzänden
habe. Ferner verfügete er sich zum Gefängnis: woraus er die Gefangenen mit den
grofen Worten los lies: der Rönig in Frankreich schenke ihnen ihr Eeben
rmd Lreyheit : es waren aber dieft ohnehin unfchuldige Leure, welche man etliche
Stunden vorher;u dleftm Endzweck hiueingestecket, und die rechten Gefangenen beft
ftr verwahret hatte. Endlich forderte man den Stadt Rath, und verlangte die tzulr
digung: welcher aber, als insormirk, unter sich eine Zeit lang stritte, und zu lezt von
Kionec dieVorweifung der Königlichen orclre forderte, wodurch der Eid biß auf des
LiLreckal Ankunft verschoben ward.

Jndessen bekam OZnace ein anderes Gefänanis, woraus er, weiNhm nicht uns
bekant, daß ivionec mit den Kille» und Einrichtung der Qvartiere für die aus den
Schiffen ankommenden Franzofen auf das äuserste unmüsig wäre, sich heimlich entftrnte,
vnd bey dem rechten 6ouverneur eine Tasse cllocolaäe trank, auch mit ihm auf den
Wall gieng, jedoch bald wieder in den arrell muste, weil ein Lavalier von dem !^a-
recllsl ankam, der ihn hierauf nebst i^loner befuchte. Dieser zeigete auch selbigem
die offenen Thor und die übrigen falsch vermeinten conquerren: womit er ihn wieder
zu dem klarecllal sande,der alfo weiter an nichts mehr zweiseln kunte

Allein indem wurde es Tag, und das rkescrum veranderte sich. OMgte ers
Hub sich, mit dem wieder in die tzand genommenen Commando Stab, unter Begleft
Lung einiger miliL, zu klonec auf das Rathhaus : der bey dieser Erblickimg weit zur
ruck sprang. Iener bediente sich zum Spas eben derjenigen Trostworte, welche dir§
ser zuvor bey seiner srrerirung gebrauchet: der Schluß aber war: er könte lhn von
Rechlswegen auf dem Markt radbrecken lassen: doch wegen^ der erwieftnen Höfliclis
keit garanrire er ihm das Leben: welches er auch durch dessenFürbitte erhlelt,da ihn der
rechte Qouverneur wolte an einenWindMühlenFlügel henken lassen. Hierauf führete
nian die rrouxpen auf die Walle und gegen das Ufer: von denen die schon ausgesties
genen Franzoftn mit einer häßlicheu talve empfangen, etlicke tzundert nieder gejchoft
sen, der iviarEcbal ä' ^umonr Ltber mit den meistcn gefangen worden. Das lächers
Üchsie war, daß diefer gleich nach der Kundmachung von l^onec dem Cardinal die
völlige glücklicke Eroberung berichtet, und also auch ein courier mit dieser vermein-
ten imporcsnrenZeitung zu dem Wahltag nach Frankfurth kam: woraus, wie leicht
zu erachten, ein garstiges Gefpött emstanden.

äurores: Va1lrenier8 Verwirtes Luropa, 6uicciarc!!ni Lelgium, )o urna! vott
der Belägerung Ostende 1624. Vlluanu^ , Hreacrum Luropaeum» Leben und Thcö
ten derSecheldbn, Zieglers Labyrimh derZeit.

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