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Lochner, Johann Hieronymus [Editor]
Samlung merkwürdiger Medaillen: in welcher wöchentlich ein curieuses Gepräg, meistens von modernen Medaillen, ausgesuchet, und nicht nur fleisig in Kupfer vorgestellet, sondern auch durch eine historische Erläuterung hinlänglich erkläret — 4.1740

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https://doi.org/10.11588/diglit.22374#0405
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!74v. 44 LVocke.

Zfl

abgewiesen zu haben. " Darin co,i,menciirte dcr Fcld lVtsrecli^l Graf von Königsr
mark, ein Oeneral so wol von groser Tapferkeit und Erfahrenheit als bereits erworbencm
Nuhrn : bey ihm befanden fich r. LenerÄt ivichorz , Grothausen und Buchwald,
8. Obristen, -L. Obrist I-icucenLncs, rr. diaiors ,und, der Subatrcrnen zugeschwer-.
gen, mehr als so. Haubtleute und Rittmeister: wiesie denn auch,den obangeführten
Worttn der Stadt nach, fast eine kleine Armee unter sich hatren, nemlich Z ). com-
psAnieen intancerie, l?. compäAnieen cavÄlterje , und u. comjragnieen Vragoner:
welches Sahcr kam weil die Stant die vor selbiger campirenden rrouppen einnahm:
so ihr gar fthr angcrechnet wurde: stntcmal sie dazu , vermög gcwisser ehedem mit
dec Crone Schweden gctroffener Vertrage, nicbt obUZiret war. tziezu kam nocd
eine sÄöne Anzahl bewafneter Burger: wie denn die ganze Burgerschaft, uncrach-
tet sie zuvor nicht ohne Ursach klagete, daß sie bereits 4. Jahre ungemein mitge-
nollyncn wordcn, sich für Schweden vortrefflich getren erwies, und, als die Noth
anbrach , genau mit dem Grafen von Königsmark verband. An andern Vorkehrunr
gen zu tapfercr Gegenwehr, da auch zu rechter Zeit die Vorstgdte angezüudet oder
adgetragr'N wurden, fehlete es eben so wenig.

tzingegen lag vor der Stadt der tapfere Churfürst selbst, mit seinen und Lüne-
burgischcn crouppen : der berühnrte luAenieur Ernst Weiler aber äirrigirte die accs-
^ue : wclcher Gestalt das ungemeine Feuer, aus 80. theils ganzen meistentheils
halben Carlhaunen, so. tzaubizcn, und 22. Mörsern, den io. Oifko!,!-. abends um
ic. Uhr den Anfang nahm. Bereits nach einer halben Stnnde gieng mitten m der
Stadt Fener auf: weiches, weil das canouiren und bomkaräiren nicht unterdrochen
tvurd*, dergestalrzunahm daß man bey anbrechendem Morgcn fast dre halbe Stadt inr
Brand sahe. Bey solchen UmstanSen lreseu die Belagerten früh um 6. Uhr an drey
Orten weise Fahnen fliegen, auch ihres Ortes das Schiesen ansgefttzet. Ob sie nun
sü)on, wie der Ausgana zeigete, nichts andersalsZeit zum löfcken sucheten; fo machete
doch der Chnr'ürst alsbald Stiilstand: und als von jenen nichts weitcr vorgenomr
men ward; lics er lhnen selbst anbieten, ob sie nichts von einern bonuecren accor^
xropouiren wolten. Svlches geschah dnrch einen Lrommelschläger und Trompeter,
und zwar zu wiederholcen malen, an das Tcibftische Thor aberritte der Qeueral Oörfs
ling selbst: allein jene wurden bedrohet, im Fall sie nicht selbst gehen würden , mit
Feucr zuruck gcwieftn zu werden, und dicser bekam anch keln höflrcheres .om^timenr.
Indessen wurde hiedurch ein Stillstand ven r. Stunden gewonnen : welche in der
Etadl mit grosem Nutzen die Flamme zu dämfen angewendetworden.

Um 9. Uhr wurden die Brandenburger des Aufzuges müd : gleichwie nun das
Feuer bey ihnen von neuem aus Mörftrn und Canonen, also nahm es auch tn der
Stadt an Zzäusern zu, und gegen Mittag ganz gräulicl) überhanb. Dieses nöthigte
die Belagerten einen neuen Versuch zu thun, daß sie ossci ireten so wol von der §ar-
uilon als Stadt Deputirte in das Lager zu schicken. Es wurde solches, und ein
abermaliger Stillstand accoräiret: jedoch erstltch muste man etliche Srnnden war-
ten : so denn kam von der Besatzung gar niemand, von der Stadt aber der junge
Larilius ein Rathsglied , und der 8^näicuL Vett: und dtefe brachten weiter nichts
vor als daß sie um Anstand und Erlaubnis baten an den König in Schweden zn
schickcn: uuler der Entschuldi.utng dte Besatzung thät allein Gegenwehr, hätte auch
alle Gassen besetzet, damic die Burgersch<ift sich nicht versamlen könne. Der Chur-
fürft nahm, wre leicht zu erachtcn , lolches als ein Gespött auf, schlug es rund ab,
und befahl ihnen stehendes Fufts, mrer mit gegebener Begleitung, den Ruckweeg
zu nehmen.
 
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