j'.',en Monat erscheint l Heft mit
mdestens 3 Druckbogen und mit
^ Abbildungen.
er Pränumerationspreis ist für
eineii Jahrgang oder zwölf Hefte
nebst Register sowohl für Wien
4 fl *e ^r°aländer und das Ausland
• C. M., bei portofreier
jUsendung in die Kronländer der
°sterr. Monarchie 4 fl. 20 kr. C.M.
Zllß
HIITTHEILUNGEN
DER K. Iv. CENTRAL-COMMISSION
Pränumerationen überneh-
men halb- oder ganzjährig
alle k.k. Postämter der Monarchie,
welche auch die portofreie
Zusendung der einzelnen Hefte
besorgen. — Im Wege des Buch-
handels sind alle Pränumerationen
und zwar nur zu dem Preise von
4 fl. an den k. k. Hofbuchhändler
W. Braumüller in Wien zu richten.
M1IKHA1I.
Herausgegeben unter der Leitung des k. k. Seclions-Chefs und Präses der k. k. Cenlral-Cornmission Karl Freiherrn v. Czoernig.
Redacteur: R a r 1 Wc i s s.
N° 3._II. Jahrgang._März 1857.
Inhalt: Die Kleinodien des h. römisch-deutschen Reiches. — Alte Kunstdenkmale in Botzen und seiner Umgebung. — Die Kirche
des heil. Michael zu Michelsberg in Siebenbürgen. — Zur Baugesehichte der Kirche Maria am Gestade in Wien. ■— Pamätky
archaeologicke a nu'stopisne. — Notizen. •— Literarische Anzeigen.
Die Kleinodien des heil, römisch-deutschen Reiches.
Mit der Rückkehr zu den gepriesenen classisehen
Formen der Cäsarenzeit in Italien, der sogenannten „Renais-
sance des beaux arts“ begann allmählich auch diesseits der
berge eine Verflachung der grossartigen christlichen Ideen,
Welche die Kunst des Mittelalters inspirirt hatte; die
schöpferische Kraft, die im Vollbesitze des von den Vätern
ererbten Glaubens jene mächtigen Kathedral-Bauten geschaf-
fen hatte, die wir heute noch mit Hochgefühl die deut-
schen nennen, erlahmte von jetzt ab immer mehr und
mehr.
Nachdem nun seit den Tagen der Humanisten die Kunst
hufgehört hatte an der Hand und im Dienste der Kirche ihre
Schöpfungen im grossartigen Maassstabe auszuführen und sie
hnfing, selbstständig geworden, nach der Gunst der Höfe und
der reichen Patricier sich umzusehen, da gingen auch in
Deutschland allgemach die historischen Traditionen der alten
lolksthümlichen Kunstweise verloren und der Künstler
gewöhnte sich daran, der wechselnden Laune des Zeit-
geschmacks und der Mode dienstbar zu werden. Hatte die
Kirche die Kunst stets in ihrer Ganzheit aufgefasst und einen
harmonischen Verband zwischen den einzelnen Kunstzweigen
enter Oberleitung der Architectur zu vermitteln gewusst,
s° fuhr jetzt der Geist der Zwietracht und des Dünkels in
(Fe Künste, die sich früher Brüder nannten und zur Er-
ziehung des einen höchsten Zweckes einträchtig sich die
Dand boten. Der alten Amme und Erzieherin, der Archi-
töctur, an deren Hand die übrigen Kunstzweige gross-
gezogen worden waren, wurde der Gehorsam gekündigt
lln,l das Publicum begnügte sich damit seit den Tagen
Kaphael’s und Rubens die zu Ansehen und Würden empor-
gestiegene Malerei als den höchsten Inbegriff der Kunst
Zu betrachten.
Die Verirrungen der Kunst in den letzten Jahrhunder-
ten , in welchen die Ölmalerei beinahe ausschliessend den
Thron behauptet hat, liegen heut offen zu Tage und hat man
sich allen Ernstes in den letzten Zeiten, wo die Industrie
als Todfeindin alles künstlerischen Schaffens aufgetreten ist,
gefragt, oh man denn bei dem heutigen selbstgefälligen,
kleinlichen Schaffen der einzelnen Zweigkünste nicht wieder
zu einer grossartigen Monumentalkunst zurückkehren
könne?
Bei Beantwortung dieser in jüngster Zeit vielfach ange-
regten Frage ist man denn namentlich auf dem Gebiete der
kirchlichen Kunst, wo der Abgang ernsterer historischer
Kunstformen fühlbar empfunden wurde, zu der Überzeugung
gelangt, dass man vor allem mit der Regenerirung der Bau-
kunst zuerst beginnen müsse und dass zunächst auf kirchlichem
Boden eine Rückkehr zu den Grundgesetzen der mittelalter-
lichen Bauformen nothwendig sei.
Die Leistungen eines Pugin und Scott in England,
eines Viollet-le-Duc und Lassus in Frankreich und
der am Cöllner Dome enstandenen rheinischen Bau-
schule sind lautsprechende Belege dafür, dass man heute
ernstlich bemüht ist, in den Geist der alten Bauwerke tiefer
einzudringen, ohne dessbalb in eine geistlose Imitation der-
selben zu verfallen.
Bei diesem Bestreben, die Gesetze der mittelalterlichen
Baukunst auf praktischen Boden zu übersetzen, ist man
jedoch nicht stehen gebliehen, sondern man ist, in folgerich-
tiger Consequenz bemüht, auch die einzelnen Zweige der
christlichen Kunst neu zu beleben und ihnen einen solche
Stellung anzuweisen, dass sie den Chorus der zusammen-
wirkenden Künste harmonisch vervollständigen. Nachden man
nämlich mit der Regenerirung der Architectur als Meisterin
II.
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mdestens 3 Druckbogen und mit
^ Abbildungen.
er Pränumerationspreis ist für
eineii Jahrgang oder zwölf Hefte
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4 fl *e ^r°aländer und das Ausland
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°sterr. Monarchie 4 fl. 20 kr. C.M.
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DER K. Iv. CENTRAL-COMMISSION
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welche auch die portofreie
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handels sind alle Pränumerationen
und zwar nur zu dem Preise von
4 fl. an den k. k. Hofbuchhändler
W. Braumüller in Wien zu richten.
M1IKHA1I.
Herausgegeben unter der Leitung des k. k. Seclions-Chefs und Präses der k. k. Cenlral-Cornmission Karl Freiherrn v. Czoernig.
Redacteur: R a r 1 Wc i s s.
N° 3._II. Jahrgang._März 1857.
Inhalt: Die Kleinodien des h. römisch-deutschen Reiches. — Alte Kunstdenkmale in Botzen und seiner Umgebung. — Die Kirche
des heil. Michael zu Michelsberg in Siebenbürgen. — Zur Baugesehichte der Kirche Maria am Gestade in Wien. ■— Pamätky
archaeologicke a nu'stopisne. — Notizen. •— Literarische Anzeigen.
Die Kleinodien des heil, römisch-deutschen Reiches.
Mit der Rückkehr zu den gepriesenen classisehen
Formen der Cäsarenzeit in Italien, der sogenannten „Renais-
sance des beaux arts“ begann allmählich auch diesseits der
berge eine Verflachung der grossartigen christlichen Ideen,
Welche die Kunst des Mittelalters inspirirt hatte; die
schöpferische Kraft, die im Vollbesitze des von den Vätern
ererbten Glaubens jene mächtigen Kathedral-Bauten geschaf-
fen hatte, die wir heute noch mit Hochgefühl die deut-
schen nennen, erlahmte von jetzt ab immer mehr und
mehr.
Nachdem nun seit den Tagen der Humanisten die Kunst
hufgehört hatte an der Hand und im Dienste der Kirche ihre
Schöpfungen im grossartigen Maassstabe auszuführen und sie
hnfing, selbstständig geworden, nach der Gunst der Höfe und
der reichen Patricier sich umzusehen, da gingen auch in
Deutschland allgemach die historischen Traditionen der alten
lolksthümlichen Kunstweise verloren und der Künstler
gewöhnte sich daran, der wechselnden Laune des Zeit-
geschmacks und der Mode dienstbar zu werden. Hatte die
Kirche die Kunst stets in ihrer Ganzheit aufgefasst und einen
harmonischen Verband zwischen den einzelnen Kunstzweigen
enter Oberleitung der Architectur zu vermitteln gewusst,
s° fuhr jetzt der Geist der Zwietracht und des Dünkels in
(Fe Künste, die sich früher Brüder nannten und zur Er-
ziehung des einen höchsten Zweckes einträchtig sich die
Dand boten. Der alten Amme und Erzieherin, der Archi-
töctur, an deren Hand die übrigen Kunstzweige gross-
gezogen worden waren, wurde der Gehorsam gekündigt
lln,l das Publicum begnügte sich damit seit den Tagen
Kaphael’s und Rubens die zu Ansehen und Würden empor-
gestiegene Malerei als den höchsten Inbegriff der Kunst
Zu betrachten.
Die Verirrungen der Kunst in den letzten Jahrhunder-
ten , in welchen die Ölmalerei beinahe ausschliessend den
Thron behauptet hat, liegen heut offen zu Tage und hat man
sich allen Ernstes in den letzten Zeiten, wo die Industrie
als Todfeindin alles künstlerischen Schaffens aufgetreten ist,
gefragt, oh man denn bei dem heutigen selbstgefälligen,
kleinlichen Schaffen der einzelnen Zweigkünste nicht wieder
zu einer grossartigen Monumentalkunst zurückkehren
könne?
Bei Beantwortung dieser in jüngster Zeit vielfach ange-
regten Frage ist man denn namentlich auf dem Gebiete der
kirchlichen Kunst, wo der Abgang ernsterer historischer
Kunstformen fühlbar empfunden wurde, zu der Überzeugung
gelangt, dass man vor allem mit der Regenerirung der Bau-
kunst zuerst beginnen müsse und dass zunächst auf kirchlichem
Boden eine Rückkehr zu den Grundgesetzen der mittelalter-
lichen Bauformen nothwendig sei.
Die Leistungen eines Pugin und Scott in England,
eines Viollet-le-Duc und Lassus in Frankreich und
der am Cöllner Dome enstandenen rheinischen Bau-
schule sind lautsprechende Belege dafür, dass man heute
ernstlich bemüht ist, in den Geist der alten Bauwerke tiefer
einzudringen, ohne dessbalb in eine geistlose Imitation der-
selben zu verfallen.
Bei diesem Bestreben, die Gesetze der mittelalterlichen
Baukunst auf praktischen Boden zu übersetzen, ist man
jedoch nicht stehen gebliehen, sondern man ist, in folgerich-
tiger Consequenz bemüht, auch die einzelnen Zweige der
christlichen Kunst neu zu beleben und ihnen einen solche
Stellung anzuweisen, dass sie den Chorus der zusammen-
wirkenden Künste harmonisch vervollständigen. Nachden man
nämlich mit der Regenerirung der Architectur als Meisterin
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