Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0061
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 52 —

gegeben. — Nebst dem Texte zu Jak bringt dieses Heft auch jenen
über die gothische Monstranze zu Sedletz und den Altarschrank
zu Cilli, von Dr. Gust. Ileid er, wozu die Abbildungen schon
im 3. Hefte geliefert wurden.

Es liegt uns das Programm einer vom Neujahr 18S7 an im Ver-
lage der Frauenzeitung in Stuttgart erscheinenden Zeitschrift vor,
die für die christliche Kunst ein besonderes Interesse besitzt. Die-
selbe betitelt sich: „Kirchenschmuek, ein Archiv für weib-
liche Han darb eit“, herausgegeben unter der Leitung des christ-
lichen Kunstvereines der Diöcese Rottenburg und wird redigirt von
Dr. Florian R i e s s, Pfarrer Laib und Pfarrer Dr. S c h w a r z. Das
Unternehmen setzt sich zur Aufgabe, auf die Anfertigung von kirchlichen
Ornaten in einem ernsten würdigen Style hinzuwirken — im kirchlich
traditionellen Style gehaltene Musterzeichnungen für die verschieden-
sten weiblichen Handarbeiten zu liturgischen Zwecken zu veröffent-
lichen und einen Führer abzugeben, der sowohl Belehrung über tech-
nische Ausführung und über jene Arten von Stickerei gibt, welche durch
die gegenwärtig fast ausschliesslich herrschende Straminstickere
zurückgedrängt worden ist, als auch über die Bedeutung und ge-
schichtliche Entwickelung der liturgischen Gewänder. Von dieser Zeit-
schrift erscheint monatlich einmal ein Heft, enthaltend 3 kleine Quart-
bogen Text, i Farbendruck und 1 grossen Musterbogen, und zählt zu
Mitarbeitern Conserv. Dr. Bock in Köln, Rector Fey zu Aachen,
Dr. Giefers zu Paderborn, Dr. Job. v. Hefner-Alteneckzu
München, P. Ildephons zu Regensburg, Prof. Kreuser zu Köln,
Dr. S ighart zu Freising, Bildhauer Stolz zu Innsbruck, Caplan
Zech zu Münster. Preis halbjährig 3 Thlr.

Eine der verdienstvollsten Unternehmungen zur Wiederbelebung
des Geschmackes an der mittelalterlichen Kunst Deutschlands ist das
von Fr. Baudri in Köln herausgegebene und redigirte „Organ für
christliche Kunst, welches gegenwärtig bereits den siebenten
Jahrgang beginnt. Getreu seinem Programme — die Traditionen der
mittelalterlichen Kunst mit der Kunstthätigkeit der Gegenwart auf
kirchlichem Gebiete in Verbindung zu bringen —hat dasselbe bisher
mit anerkennenswerther Rührigkeit und grosser Umsicht für das Stu-
dium der christlichen Archäologie ein sehr reichhaltiges Materiale
angesammelt und zu manchen Kunstschöpfungen unserer Tage eine
glückliche Anregung gegeben. Bei dem Beginne des neuen Jahrgan-
ges halten wir es desshalb auch für eine Pflicht, unsere Leser
auf das Erscheinen des „Organs für christliche Kunst“ besonders
aufmerksam zu machen. Die uns vorliegende erste Nummer des neuen
Jahrganges beginnt eine Abhandlung, betitelt: „Architektonische Or-
namente in Blei“ (mit einer artistischen Beilage), welche einem Vor-
trage entnommen ist, den der englische Architekt Wi lliam Burges
in dem Architectural-Museum in London über diesen Gegenstand ge-
halten hat; die Fortsetzung des Aufsatzes: „AusSpanien“ mit der,
Charakteristik mehrerer der hervorragendsten Künstler aus der älte-
ren spanischen Malerschule,ferner eine Correspondenz: „Aus London“
über die neuesten Leistungen englischer Architekten; eine weitere
Besprechung der Frage über den Thurmbau des Kölner Domes (mit
einer Kunstbeilage); endlich verschiedene Notizen und literarische
Anzeigen. — Unter den ersteren heben wir insbesondere einen
Erl ass der Erzdiöcese Köln an den Pfarrclerus und dioKirchen-
vorstände hervor, der wegen seiner praktischen Anweisungen bezüg-
lich der kirchlichen Bauwerke älterer Zeit auch über die Gränzen der
Diöcese Beachtung verdient, und welchem wir die folgende bezeich-
nende Stelle entnehmen :

„Im Falle ein altes Kirchengebäude einer durchgreifenden Restau-
ration bedürftig erscheint, gehört zu den ersten Erfordernissen die
Anfertigung eines vollständigen Restaurations-Planes über alle
der Herstellung oder Erneuerung bedürftigen Bautheile. Dieser voll-
ständige Restaurations-Plan ist auch in dem Falle nothwendig, wenn
vor der Hand nur die Herstellung einzelner Bautheile bezweckt wird,
welche im Interesse der Erhaltung der baulichen Construction oder
aus anderen wichtigen Gründen zunächst gewünscht und ausgeführt
werden muss. Nur dadurch kann nämlich ermöglicht werden, dass die
Herstellung eines in verschiedenen Beziehungen schadhaften oder
verstümmelten monumentalen Baues in Einem Geiste und nach
Einem ri chtige n Sy steme bewirkt wird. In einem solchen aus-
führlichen Restaurations-Plane sind die einzelnen Restaurations-
Theile je nach ihrer besonderen Dringlichkeit systematisch zu ordnen,
so dass die notlnvendigsten Arbeiten zuerst, und nach Massgabe der
vorhandenen Mittel und des baulichen Bedürfnisses die einzelnen
Bautheile nach und nach in Angriff genommen und nach dem entwor-
fenen allgemeinen Plane einheitlich hergestellt werden können.“

„Es liegt in der Natur der Sache, dass bei Entwertung des
Restaurations-Planes der Styl des kirchlichen Gebäudes massgebend
und zu Grunde gelegt werden muss. Lediglich nach den Gesetzen
und im Geiste dieses Baustyles der restaurationsbedürftigen Kirche
muss das Fehlende wieder ersetzt, das Schadhafte hergestellt, das
Entstellte oder Modernisirte wieder umgeändert und verbessert wer-
den. Nur dadurch kann der historische Charakter eines monu-
mentalen Baues gewahrt und erhalten werden. Die Restauration hat
demnach die Aufgabe, so viel immer thunlich, den ursprünglichen
Zustand des Gebäudes wieder herzustellen und desshalb zuerst die-
jenigen Zuthaten, welche, aus einer späteren oder der neueren Zeit
herrührend, dem Charakter und Style des Baues widersprechen, so
weit es die bauliehe Construction zulässt, zu entfernen. Bei der Her-
stellung derjenigen Bautheile, welche schadhaft, verwittert oder
durch spätere Hand entstellt sind, ist nicht nur die primitive Form
streng im Auge zu behalten, sondern auch möglichst das gleiche Bau-
material wieder anzuwenden. Zu verwerfen sind desshalb bei Her-
stellung monumentaler Bauten alle Surrogate, welche die Schäden
nur verkleistern und dem Auge nur momentan verbergen, z. B. die
Anwendung von Gyps oder Stuck statt des Steines, die Überziehung
mit Mörtel und Farbe, statt der Einfügung neuer oder der Abglättung
verwitterter oder abgebröckelter Steine. Anstatt, dass man beispiels-
halber, wie es leider häufig geschehen ist und noch geschieht, die
fehlenden oder schadhaften Capitäle an den Säulen durch Stück-
arbeit ersetzt, sind dieselben in dem alten Material (Stein) wieder
herzustellen und einzufügen; anstatt, dass man ferner die aus glatt
bearbeiteten Steinen bestehenden, durch die Zeit ausgebröckelten
und verwitterten Aussenwände und Pfeiler mit einem, wenn auch
noch so guten Mörtel überzieht und so die schadhaften Stellen nicht
verbessert, sondern verdeckt, sind diese Aussenwände und Pfeiler,
wo es thunlich ist, wieder zu reinigen und in ihrem ursprünglichen
Material blosszulegen, während die Fugen verkittet werden; eben so
wenig kann und darf im Innern durch Farbenzeichnung, Leistenziehen
oder Gypsarbeit die ornamentale Architeetur ersetzt werden, sondern
wo gutes Baumaterial sich vorfindet (selbst von Backsteinen), ist
dasselbe wieder herzustellen. Kurz: echte Restauration kennt keine
Überkleisterung und Tünche, sondern sucht möglichst die durch das
Alter oder durch Unkenntniss entstandenen Fehler und Mängel in
primitiver, dem historischen Charakter und Style des Gebäudes ent-
sprechender Weise wieder herzustellen. Auch bei Restaurationen
ist, wie bei Neubauten, vor Allem das Rechte und Wahre zu
erstreben; jede Blendung und Augen-Täuschung ist der Kunst
unwürdig und fördert den Verfall und den Ruin des Baues.“

Aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien.
 
Annotationen