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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0318
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Zusendung in die Kronländer der
österr. Monarchie 4 fl. 20 kr. C. M.

MITTHEILUNGEN

DER K. K. CENTRAL-COMMISSION

Pränumerationen überneh-
men halb- oder g a n z j ä h r i g
alle k.k. Postämter der Monarchie,
welche auch die portofreie
Zusendung der einzelnen Hefte
besorgen. — Im Wege des Buch-
handels sind alle Pränumerationen
und zwar nur zu dem Preise von
4 il. an den k. k. Hofbuchhändler
W. Brauiniillcrin Wien zu richten.

Herausgegeben unter der Leitung des k. k. Seclions-Chefs und Präses der k. k. Centrai-Commission Karl Freiherrn v. Czoernig.

Redacteur: Karl Weiss.

N- 12. il Jahrgang. December 1857.

Inhalt: Andeutungen über Malerei und Bildhauerei des Mittelalters in Österreich. — Das Floriani-Thor in Krakau. — Vier steinerne
Denksiiulen zu Ödenburg und Mattersdorf. — Reisebericht über einige Denkmale zwischen Botzen, Tirol und St. Pauls,
dann des Thaies Mareit und Riednaun in Tirol. — Die Doppeleapelle und der Thurm auf der Ruine Grünhurg in Kärnthen. —
Correspondenzen. — Literarische Anzeigen.

Andeutungen über Malerei nnd Bildhauerei des Mittelalters in Österreich.

Von Karl Haas.

I.

Die selbstständige Stellung und Entwicklung, welche die
Architectur, die hervorragendste der bildenden Künste, von
jeher einnahm, hat auch auf die Beachtung ihrer Erzeug-
nisse, vorwiegend jener der übrigen Kunstzweige, bedeutend
eingewirkt.

Es ist noch in unseren Tagen dies fühlbar. Die Denk-
male der Baukunst, die edlen Überreste einer künstlerisch
hohen Vergangenheit werden bei dem regen Interesse, wel-
ches die Gebildeten der Gegenwart endlich an kunstwissen-
schaftlichen Forschungen nehmen, mit seltenen Ausnahmen
fast überall aufgesucht, beschrieben und bekannt gemacht.

Dank dem so lebenskräftigen Fortschreiten und Wir-
ken der k. k. Centrai-Commission so wie einzelner Vereine
und Privaten haben wir die gerechte Hoffnung, in wenigen
Jahren eine ziemlich umfassende Kenntniss des Monumental-
schatzes , welches unser grosses Österreich in seinen Bau-
denkmalen repräsentirt, zu erhalten.

Es sei nun vergönnt die thätigen Kräfte und Mitarbei-
ter an dem schönen Werke auf die sorgsame Beachtung der,
wenn auch minder ins Auge fallenden, aber doch für unsere
heimathliche Kunstgeschichte eben so bedeutsamen Vertre-
tung der.übrigen Kunstzweige, namentlich der Malerei und
Bildhauerei, aufmerksam zu machen. Theilweise ist dieses
auch schon mit kundigem Blick geschehen, nur wäre zu
wünschen, dass derartige Forschungen eingehender und
allgemeiner angegriffen, und dass neben der Würdigung
des geistigen inneren Princips der Composition, auch eine
genaue Beobachtung des technischen Moments, der eigent-

lich malerischen Auffassung, des Materials und der Bezie-
hung, in welcher die Künstler unter einander und mit Schu-
len des In- und Auslandes standen, ins Auge gefasst würde.

Von vorn herein muss gestanden werden, dass bis auf
die Neuzeit eigentlich österreichische Maler der mittelalter-
lichen und auch der nächstfolgenden Periode wenig beach-
tet und auch wenig gewürdigt wurden. Die grösseren Hand-
bücher über Kunstgeschichte wissen uns da wenig zu sagen,
und nur hie und da tauchen vereinzelte Nachrichten über
dieses oder jenes Bild auf, das auf Goldgrund gemalt einen
Altarschrein als Flügel ziert. Wandgemälde werden nament-
lich in den seltensten Fällen erwähnt. Miniaturen erscheinen
ebenso, meist nur von ausländischen ]) Fachmännern, da
aber als besonders beachtenswerth gewürdigt.

Liegt diese Vernachlässigung vielleicht auch in der
Seltenheit des Vorkommens? Schon bei der genauen Unter-
suchung unserer Baudenkmale hat sich herausgestellt, wie
irrig die vorgefasste Meinung war, dass einzelne Provinzen
in dieser Richtung ganz verarmt seien und die reicher be-
dachten jedenfalls nur Copien oder späte Abklatschun-
gen des künstlerisch regen Lebens der Nachbarländer
enthielten. Wenn auch die Stylperioden der Baukunst in
gleichem Bythmus in Österreich wie anderwärts sich folgen
und aus manchen Gründen zugegeben werden muss, dass
Einflüsse älterer ausserösterreichischer Denkmale an unseren
frühmittelalterlichen Bauten wahrgenommen werden, so
sind doch bald aus diesen influenzirten Versuchen selbststän-
dige, lebenskräftige Schöpfungen entstanden.

i) Selbstverständlich ist hievon ausgenommen Wolfskron's Hedwig-Legend.

II.

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