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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0178
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Der Pränumerationspreis ist für
einen Jahrgang oder zwölf Hefte
nebst Register sowohl für Wien
als dieKronländer und das Ausland
4 fl. C. M., bei portofreier
Zusendung in die Kronländer der’
österr. Monarchie 4 fl. 20 kr. C.M.

ZUR

MITTHEILUNGEN

DER K. K. CENTRAL-COMMISSION

Pränumerationen überneh-
men halb- oder ganzjährig
alle k.k. Postämter der Monarchie,
welche auch die portofreie
Zusendung der einzelnen Hefte
besorgen. — Im Wege des Ruch-
handels sind alle Pränumerationen
und zwar nur zu dem Preise von
4 fl. an den k. k. Hofbuchhändler
W. Braumiillcr in Wien zu richten.

Hcrausgegeben unter der Leitung des k. k. Seclions-Chefs und Präses der k. k. Central-Commission Karl Freiherrn v. Czoernig.

ttedacteur: Karl Weiss.

N- 7. II. Jahrgang. Juli 1857.'

Inhalt: Restaurationen. — Die ungarischen Reichsinsignien. — Die alten Baudenkmale des Iselthales in Tirol. — Über den Werth von
Grabdenkmalen und ihren Inschriften, wie auch über die Anlegung eines Corpus Epitaphiorum Vindobonensium. Aus Anlass von
fünf Grabsteinen im Franeiscanerkloster zu Neustadtl in Untcrkrain. — Die Inschriften und Büsten derGallerie des Veits-Domes
zu Prag. — Die St. Annacapelle des Domes zu Pressburg. — Notizen. — Correspondenzen. —Literarische Anzeigen.

Restaurationen.

I.

I>er Kreuzgang bei der Stiftskirche zu Milstat
in Kärnten.

Unter den kirchlichen Baudenkmalen Kärntens nimmt
der Kreuzgang des vormaligen Benedictinerstiftes Milstat
in Oberkärnten einen vorzüglichen Rang ein. Während der
Kreuzgang des Stiftes St. Paul sich nur noch im Grundriss
erkennen lässt, der des vormaligen CistercienserstifteS
Viktring den Neubauten des XVI. und XVII. Jahrhunderts
weichen musste und der Kreuzgang des Dominicanerklosters
in Friesach der Früh-Gothik angehört und die den Bauten
des Dominicanerordens eigenthiimliche Einfachheit zeigt,
ist der Kreuzgang des Klosters Milstat noch in seiner
ursprünglichen romanischen Anlage erhalten.

Die vorzüglichste Bedeutung hat aber der Milstäter
Kreuzgang durch die Symbolik in den Sculpturen des Por-
tales , durch welches man aus dem Kreuzgange in die
Stiftskirche tritt. Sie sind grösstentheils der Apokalypse
entnommen und haben desshalb auch eine culturgeschicht-
liclie Bedeutung, weil sich in der Stiftskirche noch mehrere
Fragmente symbolisirender Sculpturen, welche einem älteren
Baue entnommen sein dürften , eingemauert befinden und
daher auf eine besondere Pflege der christlichen Sym-
bolik in Milstat um so mehr geschlossen werden kann, als
auch der von Hrn. v. Karajan edirte Physiologus einem
Milstäter Pergament-Codex entnommen ist und auch in
einer anderen, nun bei dem kämt. Geschichtsverein befind-
lichen Milstäter Handschrift das letzte Blatt zu Federproben
benutzt wurde, zu welchem grösstentheils symbolische Thier-
figuren gewählt wurden.

Das Verständniss der Symbolik in den Sculpturen des
Milstäter Kreuzganges ging in neuerer Zeit verloren und
man glaubte in den menschlichen Missgestalten, welche die
Portalsäulen tragen, die Reste der Götzenbilder zu sehen,
deren Tempel Domitian in eine Kirche umgestaltet haben
soll. Diese Ansicht und die verkehrte Verschönerungssucht
der Neuzeit wirkten gemeinschaftlich dahin, dass die Sculp-
turen wiederholt mit Tünche, fast bis zur Unkenntlichkeit,
bedeckt wurden.

Ein noch schlimmeres Geschick hatte aber der Kreuz-
gang selbst. Ein Theil desselben wurde als Kuhstall, der
andere als Niederlage für Bretter, Wägen und alle Arten
von Wir ths cliaftsgeräthen verwendet. Hiezu kam, dass sich
neben dem Eingänge aus dem Stiftshofe in dem Kreuzgang
ein Schweinstall befand, dessen Bewohnern die Arcaden-
gänge zu ihren Spaziergängen angewiesen waren. So kam es,
dass der Kreuzgang beinahe unzugänglich wurde, besonders,
da der Hofraum desselben das Repositorium alles Unrathes
war, dadurch der alte Abzugscanal verstopft wurde und somit
Schnee- und Regenwasser in die Arcadengänge überströmm-
ten und diese kaum noch dem Viehe zugänglich machten.

Der neuesten Zeit war es Vorbehalten, diesen Unfügen
ein Ziel zu setzen und eines der vorzüglichsten kirchlichen
Raudenkmale Kärntens der Kunstforschung zugänglich zu
machen. Die Zustände des Milstäter Kreuzganges wurden
nämlich von dem umsichtigen und äusserst thätigen (Konser-
vator für Kärnten, Freih. v. Ankershofen, der k. k.
Centralcommission angezeigt. Diese unterliess nicht, sich
alsogleich an das hohe k. k. Finanzministerium zu wenden,
um eine schnelle Abhilfe dieser Übelstände zu erzielen. Noch
im Spätherbste v. J. wurde auch wirklich durch die k. k.

II.

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