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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0290
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Der Pränumerationspreis ist für
einen Jahrgang oder zwölf Hefte
nebst Register sowohl für Wien
als dieKronländer und das Ausland
4 fl. C. M., bei portofreier
Zusendung in die Kronländer der
österr. Monarchie 4 fl. 20 kr. C. M.

MITTHEILUNGEN

DER Iv. K. CENTRAL-COMMISSION

Pränumerationen überneh-
men halb- oder ganzjährig
alle k.k. Postämter der Monarchie,
welche auch die portofreie
Zusendung der einzelnen Hefte
besorgen. — Im Wege des Buch-
handels sind alle Pränumerationen
und zwar nur zu dem Preise von
4 il. an den k. k. Hofhuchhändler
W. Brauraiiller in Wien zu richten.

Herausgegeben unter der Leitung des k. k. Sections-Chefs und Präses der k. k. Central-Commission Karl Freiherrn v. Czoernig.

Redacteur: Karl We i s s.

N- 11. ii. Jahrgang. November 1857.

Inhalt: Die römischen Bäder in Alt-Ofen. — Der Taufbrunnen im Museo Correr zu Venedig. — Die Wandgemälde der Kathedrale zu
Gurk in Kärnthen. — Über die Grafen von Altbregenz und jene von Montfort , besonders die Linie zu Bregenz. — Über ein in
der Burg zu Wiener-Neustadt in der Georgskirehe befindliches Basrelief. — Ein Mithrasdenkmal in Krain. — Notizen. —
Correspondenz. — Literarische Anzeigen.

Die römischen Bäder in Alt-Ofen.

Von Dr. Ed. Freiherrn v. Sacken.

Es ist ausser allem Zweifel, dass an der Stelle des
heutigen Alt-Ofen die römische Colonie Aquincum
stand; nicht nur zahlreiche daselbst aufgefundene Überreste
bezeugen die ehemalige Römerstadt, sondern auch schrift-
liche Zeugnisse: Pt olemaeus, das Antoninische Itinerar
und die Peutinger'sche Tafel so wie an mehreren ent-
fernten Punkten aufgefundene Meilensteine J) mit der genau
zutreffenden Distanzangabe beweisen klar, dass diese Stadt
keine andere als das feste Aquincum sei.

Die Schreibart des Namens ist verschieden, Pt ole-
maeus mit der ganz richtigen Angabe von 47°30 Breite,
der hier wahrscheinlich eine genauere Messung zu Grunde
liegt, hat ’ Axoviyxov, die Peutinger’sche Tafel und alle
Inschriften haben Aquincum, dagegen A m m i a n u s Marcel-
linus, das Antoninische Itinerar und dieNotitia dignitatum:
Acincum. Dass der Name von Aquae quinque herstamme,
hat eine schlagende Wahrscheinlichkeit für sieh durch den
Umstand, dass wirklich fünf sehr bedeutende Mineralquellen
dem Boden entspringen, nämlich bei Krotendorf, hei der
Pulverstampfe, dem Kaiserbad, der Krempelmühle und am
Blocksberg.

Drei Strassen liefen von hier aus: nämlich nach Bre-
getio (O’Szöny), nach Sabaria (Steinamanger) und nach i)

i) So ein Meilenstein von Alexander Severus v. J. 230 n. Chr. (Orelli
Inscript, lat. Nr. 959), ein zu Essek gefundener von Maximin u s und
Maxim us v. J. 23G (ib. 963) und einer von Promontor von Phi-
lipp u s und 0 11 a c i 1 i a mit der Distanzangabe : Ab Aquinco milliu
passuwn VIII (Orelli, 5532, 1.).

Sopianae (Soppian hei Fünfkirchen); ausserdem war die
Stadt von der längs der Donau sich hinziehenden Strasse
durchschnitten. Die Stadt, welche zufolge der Notitia
imperii eine Schildfabrik besass, erhielt von Septimius
Severus den Titel einer Colonie, daher sie auch in Inschrif-
ten als Septimia Aquincensis vorkommt, und ein Stein nennt
uns den CI. Pompejus Faustus als Decurio coloniae
Aquinci zugleich Aedilis duumviralis und praefectus col-
legii fabrorum (Orelli Nr. 4138). Zwar bildeten nach
dem Systeme der römischen Colonien die Bürger nach alter
Sitte die Besatzung, aber die vorzüglicheren Waffenplätze
hatten doch —wie auch Carnuntum (Petronell) — eine Garni-
son von römischen Linientruppen. Zu Aquincum war, wie uns
das Itinerar und zahlreiche Inschriften belehren, die zweite
Legion Leg io II. adjutrix stationirt, ferner, wie aus Ziegel-
stempeln hervorgeht die siebente Cohorte der Breuker —
eines an der Save sesshaften pannonischen Volksstammes,
und eine Abtheilung dalmatinischer Reiter. Die Besatzung
zählte zu dem Heere oder Armeecorps von Niederpannonien,
welches auch auf Ziegeln genannt wird.

Aquincum war nach dem Zeugnisse des Ammianus
Marcellinus unter Kaiser Valentinian der Ausgangs-
punct für die Kriegsoperationen gegen die jenseits der
Donau wohnenden Quaden; auf einer Schiffbrücke führte
der Kaiser die Truppen in das feindliche Land, drang sieg-
reich vor, züchtigte die Barbaren wegen ihrer zahlreichen
Einfälle und kehrte mit seinem unversehrten Heere wieder
nach Aquincum zurück. Der römische Befehlshaber von
Paunonia Valeria ging von dem bisherigen Systeme ab und
begann auch am jenseitigen Donauufer in solo barbarico

II.

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