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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Editor]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0289
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hissen; (loch holle ich dasselbe auch zu erhalten, obgleich Stephan
Draser jetzt nicht geneigt ist, diesen Stein — auf welchem eine
weibliche Figur zu sehen sein soll — aus der Mauer herausnehmen
zu lassen.

Von den 80 bis 100 Stück Ducaten, die seit etwa 18 Monaten
am linken Ufer der grossen Kokel, bei Kleinschelk, Feigendorf
gegenüber, an einem vom Wasser unterminirten und eingestürzten
Hügel gefunden worden sind, habe ich 4 Stück in Händen gehabt.

Literarische Anzeigen.

Dass die Thätigkeit der Provinzial-Vereine auf archäologischem
Gebiete einen sehr wesentlichen Factor jener wissenschaftlichen
Bestrebungen bildet, die sich in den letzten Jahren unter den Auspi-
eien der k. k. Central-Connnission Bahn gebrochen, wurde in diesen
Blattern schon wiederholt hervorgehoben. Mit Vergnügen haben wir
im Juli-Hefte auf das „Archiv des Vereines für siehenbürgische
Landeskunde“ hingewiesen, welches die Kenntniss der Monumental-
Schätze dieses Kronlandes mit immer neuen werthvollen Beiträgen
erweitert, und machen heute auf das kürzlich erschienene VII. Heft
der „Mi t th ei lun gen des historischen Vereines für Steier-
m ark“ aufmerksam. Aus dem reichen Inhalte desselben beschränken
wir uns für heute, auf den, von dem Landesarchäologen K a rl Haas
erstatteten „Bericht über die mittelalterlichen Kunstdenkmale in
Steiermark“ und die von ihm entworfene mittelalterliche Architectur-
Karte, welche in dem genannten Hefte enthalten sind und uns in einem
besonderen Abdrucke vorliegen, aufmerksam zu machen. Dieser Bericht
ist das Resultat der ersten Reise, welche Haas im Sinne seiner als
Landesarchäolog erhaltenen Instruction im Jahre 1836 durch Steier-
mark zu unternehmen berufen war. Bei dem Umstande, dass Haas eine
Doppel-Aufgabe zu erfüllen, dass er nicht nur die Kunstdenkmale
kennen zu lernen, sondern auch die Quellen historischer Forschung
aufzusuchen und zu bereichern hatte, musste er wohl auf dieser
ersten Reise verzichten eine eingehende Monumentalstatistik Steier-
markszu liefern, und konnte sich nur darauf beschränken, ein ciniger-
massen klares Bild der verschiedenen Landestheile zu gewinnen. Uber-
diess hatte ihn auch seine Instruction in dem genannten Jahre nur die
übersichtliche Bereisung des späterhin in Detail zu durchforschenden
Landes zur Pflicht gemacht. Der Erfolg dieser Bereisung ist aber
immerhin als bedeutend anzusehen, und wenn uns auch die Charakte-
ristik einiger Objecte gar zu mager und unbedeutend scheint, so
besitzen wir nun doch eine ganz treffliche Übersicht der bedeutendsten
Kunstdenkmale Steiermarks, die uns ziemlich verlässlich mit dem Gange
der kunstgeschicbflichen Entwickelung desLandes vertraut macht. Die
ersten Monumental-Spuren Steiermarks sind im vollen Mittelalter zu
suchen. Es haben sich jedoch aus der romanischen Periode verhältniss-
mässig wenige Denkmale erhalten. Das bedeutendste Werk dieserStyl-
gattung ist die grossartige Basilica zu Seck au, kleinere romanische
Kirchen bestehen noch zuPiber, Spital i t s c h, Oberburg, und
Bund und Polygonbauten (Karner oder Friedhofcapellen) zu Hart-
berg, St. Lambrecht, St. Georgen, Gaisthal. Zahlreicher sind
die Kirchen der gothischen Periode erhalten. Ein Muster der ersten
Blüthezeit bietet der Chor der Minoritenkirche zu Pettau ; die Denk-
male der späteren Blüthezeit theilen sich in die zwei grossen constructiv
geschiedenen Hauptgruppen der Hallenkirchen und der Kirchen mit
überwölbtem Mittelschiffe. Einzelne derselben wie Strassengel,
St. Lambrecht, Neustift, M u ra u sind von grosser Formenschön-
heit oder zierlicher Anlage. Städtebefestigungen und ßurgenbauten
hat Haas bisher wenig berücksichtigt. Einen trefflichen Überblick
gewährt die Arehitectur-Karte Deutschlands. Dieselbe ist mit dem
erfreulichsten Sachverständnisse entworfen, zweckmässig in den Be-
zeichnungen und mitFleiss und Aufmerksamkeitausgeführt, Wir freuen
uns doppelt dieses glücklichen Versuches, weil derselbe hoffentlich in
späterer Zeit nicht ohne Nachahmung bleiben und seiner Zeit eine sehr
wünschenswerte Architectur-Karte des Kaiserstaates anbahnen wird.

Ein sehr eifriger und gründlicher Kenner der reichen polnischen
Kunstschätze, Herr von Lepkowski, hat vor Kurzem in der „Kra-
kauer Zeitung“ (Nr. 128 bis 134) eine Abhandlung unter dem Titel:
„Kr aka u undNürnbe rg“ veröffentlicht, worin die lebhaften künst-
lerischen Wechselbeziehungen der beiden Städte erörtert werden. Es
ist eine Arbeit, die nicht nur dadurch sehr interessant und werthvoll
ist, weil sie eine Reihe Notizen über das Kunstleben der alten Königs-
stadt im XV. und XVI. Jahrhundert in die deutsche Literatur bringt,
sondern auch weil sie den Versuch macht eine Reihe von Irrthümern
aufzudecken, die sich mit Hartnäckigkeit in die Kunstgeschichte ein-
gesc.hlichen haben. Wie leicht erklärlich bilden V ei t S to o ss und
seine Werke — jene Glanzpunkte der Krakauer Kunstbewegung —
einen hervorragenden Gegenstand der Darstellung. Rislier war man
eben nicht vorsichtig in der Zuerkennung der Autorschaft der Veit
Stooss’schen Werke. Viele Arbeiten in Krakau und Nürnberg,
dann in mehreren Städten Oberungarns wurden dem Meister zuge-
schrieben, während sie ohne Zweifel seinem Sohne oder einem seiner
Schüler angehören. Von den Veit Stooss'schen Werken, welche in
Nürnberg gezeigt werden, hält Herr von Lepkowski nur sieben
für echt. Die Schnitzarbeit in Rudowa (Krakauer Gebiet) betrachtet
er nur als Copie des Krakauer Ölbergs. Einem ähnlichen Vorwurfe
unterliegen nach seinem Dafürhalten die Bilderarbeiten zu Anklum,
Kolberg und Bothwil. Ebensowenig will er einräumen, dass die Altäre
in der heil. Kreuz-Uapelle der Krakauer Kathedrale aus seiner Hand
hervorgegangen sind. Als einen etwas groben und leichtsinnigen
Verstoss in Bezug auf die Werke von Veit Stooss bezeichnet Herr von
Lepkowski den Holzschnitt einer Grabplatte, den der kürzlich aus-
gegebene Prospect der „Bildwerke aus dem Mittelalter“ ‘) als Probe
enthält. Derselbe ist mit der Unterschrift: „Grabmahl des Kaisers
Sigmund aus dem XV. Jahrhundert“ abgedruckt, während er ganz
genau die Denkmal-Gestalt Kasimir’s des Jagelloniden vor-
stellt. Zu wünschen ist es nur, dass die Herausgeber des Werkes
diesen Irrthum nicht auch in das Werk selbst aufnehmen, um nicht
ein gerechtes Misstrauen in die Sorgfalt der Herausgeber setzen
zu müssen. Bei Besprechung dieser Thatsaehe macht übrigens Herr
von Lepkowski den Nürnberger Archäologen den Vorschlag zur
Herausgabe eines alle Werke des Veit Stooss umfassenden Albums,
das in deutscher und polnischer Sprache erscheinen soll. Gewiss
würde ein solches Unternehmen, wenn es mit Umsicht geführt wird,
die wärmste Unterstützung aller Kunstfreunde finden. — Von den
anderen Künstlern, deren Namen für Krakau und Nürnberg eine
gemeinschaftliche Bedeutung hat, bezeichnet Herr von Lepkowski
den Maler Job. Sucs, einen Nürnberger, zu Anfang des XVI. Jahr-
hunderts in Krakau ansässig; den Maler Hanns Dürer, des Schülers
und jüngeren Bruders Albrecht, den Maler Jakob Trosehel, den
Maler Johann Kopetzki, des berühmten Goldschmiedes G e o rg
Schultes und den Glockengiesser Johannes Bohemus. Wir
bedauern, wegen Mangel an Raum, auf die Abhandlung des Herrn von
Lepkowski nicht ausführlicher eingehen zu können und müssen
desshalb den Wunsch aussprechen, dass dieselbe, in einer noch sorg-
fältigeren Übersetzung als die vorliegende ist, besonders abgedruckt
erscheint, um sie in jenen Kreisen zu verbreiten, die hiefür besonders
interessirt sind. K. W.

0 Vergleiche „Mittheilungen“ II.

Aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei.
 
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