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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0150
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ZUR

ItTTHEILUNGEN

DER K. Iv. CENTRAL-COMMISSION

CUUIG ID MIAMJIG öl Bj

Pränumerationen überneh-
men halb- oder ganzjährig
alle k.k. Postämter der Monarchie,
welche auch die portofreie
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handels sind alle Pränumerationen
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Herausgegeben unter der Leitung des k. k. Sections-Chefs und Präses der k. k. Cenlral-Commission Karl Freiherrn v. Czoernig.

Redacteur: Karl We i s s.

N- 6. n. Jahrgang. Juni 1857.

Inhalt: Über den Werth von Grabdenkmalen und ihren Inschriften, wie auch über die Anlegung eines Corpus Epitapbiorum Vindobonen-
sium. Aus Anlass von fünf Grabsteinen im Franciscanerkloster zu Neustadtl in Unterkrain. — Die ungarischen Reichsinsignien. —
Inventarium der Pressburger Domkirche. — A. Abbate Magrini über die Chronologie der mittelalterlichen Baudenkmale von
Vicenza. — Die romanischen Kirchen zu Zabof und St. Jakob in Böhmen.— Pamatky archaeologicke a mistopisne. — Notiz. —
Correspondenzen. — Literarische Anzeigen.

Über den Werth von Grabdenkmalen und ihren Inschriften, wie auch über die Anlegung eines

Corpus Epitaphiorum Vindobonensium.

Aus Anlass von fünf Grabsteinen im Franciscanerkloster zu Neustadtl in Unterkrain.

Von Joseph Bergmann.

Grabdenkmale und Grabsteine mit ihren In-
schriften zählt man mit vollstem Rechte zu den verläss-
lichsten Hilfsquellen der Geschichte. Jene sind zudem Denk-
male der gleichzeitigen Kunst und Technik; diese gehen uns,
wenn sie lesbar erhalten sind, mehr oder minder bestimmte
Namen und leider so oft allzu karge Daten über einzelne Per-
sonen , ihren Rang und ihre Wirksamkeit im Staate, in der
Kirche und in der bürgerlichen Gesellschaft, und über ihre
Familien, ihre Herkunft, Vermählungen und Abzweigungen.
Derlei Inschriften ergänzen anderweitige mangel- oder
lückenhafte Angaben, berichtigen Irriges, führen alte,
ehrwürdige und verdienstvolle Namen ins Gedächtniss
zurück, geben manchmal neue Kunde von verschollenen Per-
sonen und rufen weitere Forschungen hervor. Besondere
Beachtung verdienen daher solche Denkmale und Inschriften
aus früheren Jahrhunderten, indem man keine, oder nicht
sorgfältig geführte Todtenbücher hatte oder dieselben
zu Grunde gegangen sind. Als Belege mögen dienen die
fünf Grabsteine im Franciscanerkloster zu Neustadtl in
Unterkrain, von denen Copien der k. k. Centralcommission
eingesendet wurden; nämlich die Grabsteine der beiden
letzten alttirolischen Villanders, des Oberstfeldhaupt-
manns Hanns Lenkowitsch, Georg’s von Sigisdo rf,
Christoph’s Gail von Gallenstein und der Familie Rab,
über die wir die gesammelten Notizen später mittheilen
wollen.

I.

Wie viele solcher Denkmale und Inschriftsteine— abge-
sehen von den noch entfernter liegenden Römersteinen —
sind im Sturme derZeit, wenn auch nicht gerade durch Ele-
mentarereignisse, doch durch Abtragen, durch Um-und Neu-
bauten von Kirchen und Capellen, durch Unwissenheit und
Sorglosigkeit der späteren Generationen zu Grunde gegangen
oder von Füssen schonungslos betreten, ganz unleserlich
geworden ?

Wie alles Irdische wechselt und vergeht, so wechseln
auch oft einzelne Menschen und Familien, ganze Geschlechter
und Volksstämme freiwillig ihre Wohnsitze oder auch aus
Interesse oder gar nothgedrungen; sie suchen andere Stätten
in demselben Lande oder in der Nachbarschaft, häufig auch
in der Ferne und treiben in der neuen Heimat entweder
frische Sprossen und blühen empor oder erlöschen. Wir
kennen in unserem Österreich zahlreiche Geschlechter des
hohen und niederen Adels, deren Ahnherren schon vor
mehreren Jahrhunderten eingewandert sind, so aus dem
übrigen Deutschland, vornehmlich aus dem südlichen und
den Rheinlanden, aus Italien, den Niederlanden, Frankreich,
aus Spanien, von denen aus der Zeit Kaiser Ferdinand’s I.
noch allein die Grafen von Hoyos aus altcastilischem Blute
in verdienten Ehren blühen; ja aus Portugal, wie die
Grafen von Göess und Sylva Tarouca. Dagegen wan-
derten nicht wenige altheimische Familien zur Zeit der
Reformation und Gegenreformation aus Österreich, Inner-

II.

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