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Befestigungen anzulegen, welche durch Brücken mit den
grösseren Colonien verbunden wurden. So entstand Aquin-
cum gegenüber das von der Notitia Imperii erwähnte
Contr a-Acincum trans in barbarico, das aber bei dem
grossen Aufstande und Einfall der Quaden in das römische
Gebiet zerstört wurde. Man soll auch im J. 1812 am linken
Donauufer Reste von Mauerwerk entdeckt haben, welche
diesen Umstand bestätigen und wahrscheinlich von einem
Brückenköpfe herrühren. Die Ausdehnung der Colonie
scheint nach den gefundenen Überresten und noch sicht-
baren Spuren eine ziemlich bedeutende gewesen zu sein
und erstreckte sich von der Mitte Alt-Ofens in nördlicher
Richtung; auf den Wiesen und Hutweiden gegen die Pulver-
stampfe (neben der nach St. Andre führenden Strasse) sieht
man deutlich die unter dem Boden laufenden Mauern, man
erkennt die Abtheilungen der einzelnen Gebäude und wo man
in denGrund gräbt, trifft man auf Schutt, dessen Ziegel und
Mörtel, mit Ziegelstückchen gemischt, unverkennbar römi-
schen Ursprung verrathen. Ein ungefähr G Fuss erhobenes
ziemlich regelmässiges Viereck dürfte das ehemalige Lager,
von einem Graben umgeben, bezeichnen.
Sehr bemerkenswert!) sind die Reste der römischen
W asserleitun g, welche von der Pulverstampfe über
1000 Klafter lang in die Mitte von Alt-Ofen führte. Die
Quelle kömmt in ausserordentlicher Reichhaltigkeit, in vielen
mitunter armdicken Sprudeln, mit einer Temperatur von
24° R. und bedeutenden mineralischen Bestandtheilen,
namentlich Schwefel, aus dem Boden herauf und sammelt
sich in einem grossen Bassin, in welchem ebenfalls Spuren
römischen Mauerwerkes, mit festem Wassercement über-
zogen, entdeckt wurden. Die Römer stauten den Wasser-
spiegel wenigstens bis zu einer Höhe von lü —18 Fuss, um
für den Aquäduct das nöthige Gefall zu erhalten. Dieser
bestand aus viereckigen Pfeilern von Bruchsteinen mit
ausserordentlich festem Mörtel gemauert, die Pfeiler waren
durch Bogen verbunden, auf denen das Wasser von stei-
nernen Rinnen eingefasst lief. Man sieht noch die lange,
fast ununterbrochene Reihe von Pfeilern, freilich in äusserst
ruinenhaftem Zustande, so dass sich die ursprüngliche
Grundform kaum mehr erkennen lässt; mit Flechten über-
wachsen und mit Kalksinter von dem Wasser , welches
nach Zerstörung der Leitung und vor der gegenwärtigen
Eindämmung vielleicht Jahrhunderte lang regellos hinfloss,
incrustirt, sehen sie mehr Felsblöcken als Mauerwerk ähn-
lich. An einigen erkennt man noch sehr deutlich beiderseits
die Bogenanläufe; diese so wie die ziemlich regelmässige
Distanz der Pfeiler zeigt, dass die Spannweite der Bogen
ungefähr IS Fuss betrug, daher im Ganzen wohl über
400 Pfeiler waren. Dieser Aquäduct leitete das warme
Mineralwasser der Quelle , welche gegenwärtig einen ziem-
lichen Bach bildet, der die Pulverstampfe und eine Mühle
treibt, in die Bäder von Aquincum, wenigstens geht die
Richtung gerade gegen den Florianiplatz, wo im J. 1778
ein sehr grosses Hypocaustum, unzweifelhaft von einer Bade-
Eini'ichtung herrührend, aufgefunden wurde1).
Die Römer hielten ausserordentlich viel auf das Baden;
jeder nur einigermaßen bemittelte Privatmann hatte in
seinem Hause eine wohl eingerichtete Badestube und bei
dem steigenden Wohlleben in der Kaiserzeit wurde nicht
nur einmal des Tags gebadet, sondern vier bis sechs Mal;
Commodus, Gordianus, Gallienus badeten sieben bis acht
Mal des Tags, ersterer nahm sogar die Mahlzeit im Bade
ein. Der verfeinerte Luxus machte aus den grossartigen
Thermen in Rom und anderen grossen Städten Vergnügungs-
orte, wo die müssigen Reichen, in dem raffinirtesten Comfort
schwelgend, den grössten Theil des Tages zubrachten und
wo nicht bios für alle Arten des Badens nach dem ver-
schiedenen Geschmacke und Behagen gesorgt war, sondern
überhaupt für die angenehmste Pflege des theuren Leibes in
allen Beziehungen. Es waren daher nebst den eigentlichen
Badelocalitäten noch eine Menge Räume angebracht, um Gym-
nastik zu treiben, sich zu salben und Toilette zu machen,
Hallen zum Auf- und Niederwandeln und zum Ausruhen etc.
Diese luxuriösen Einrichtungen der Hauptstädte, deren
für die verschiedenen Zwecke und Bedürfnisse bestimmten
Theile noch manches Räthselhafte haben, dürfen wir freilich
in den kleineren Provinzial-Örtern, besonders in unserem
Norden, nicht suchen, sondern hier hatten die Bäder, am
meisten die militärischen, welche sich häufig in den Sta-
tionen der Legionen finden, den rein praktischen Zweck
des Badens und auch hierbei ist ein Unterschied zu machen
zwischen denen , die mit natürlichem Wasser gespeist
wurden und den mineralischen, indem die letzteren meist
noch einfacher in ihren Einrichtungen gewesen zu sein
scheinen.
Das erwähnte mitten in Alt-Ofen im J. 1778 aufge-
deckte Hypocaustum bildet im Grundrisse ein Rechteck
mit halbkreisförmigem Abschluss am östlichen Ende, von
der bedeutenden Länge von 47 Fuss bei 241/z Fuss Breite.
Der Boden besteht aus quadratischen Ziegeln, auf welche
eine dicke mit Ziegelbrocken vermischte Mörtellage aufge-
tragen ist, die mit einem aus rothen, grauen und weissen
Steinchen in einfachen Ornamenten zusammengesetzten
Mosaik bedeckt war. Der ganze Boden, welcher gegen die
rund geschlossene Seite eine geringe Neigung von 2 Zoll
hat, ist hohl und wird von 3 Fuss 8 Zoll hohen regelmässig
in Reihen gestellten Stützen getragen. Diese sind zweierlei
Art; die an der westlichen Seile sind runde Säulehen aus
Trachyt mit ungegliederten, einfach ausladenden Capitälen
!) Ein Bauer, der eine Kalkgrube machen wollte, stiess zuerst darauf.
Die Kaiserin Maria Theresia, welche davon erfuhr, ertheilte den Befehl,
dass auf Kosten der Universität weitere, vorsichtige Nachgrabungen
vorgenom in eil werden sollten unter Leitung des Professors Stephan
Schönvisner, der ein eigenes Werk darüber herausgab unter dem
Titel: De ruderibus Laconici caldariique romani in solo budensi repertis
Auctore Stephano Schönvisner. Budae (1778).
Befestigungen anzulegen, welche durch Brücken mit den
grösseren Colonien verbunden wurden. So entstand Aquin-
cum gegenüber das von der Notitia Imperii erwähnte
Contr a-Acincum trans in barbarico, das aber bei dem
grossen Aufstande und Einfall der Quaden in das römische
Gebiet zerstört wurde. Man soll auch im J. 1812 am linken
Donauufer Reste von Mauerwerk entdeckt haben, welche
diesen Umstand bestätigen und wahrscheinlich von einem
Brückenköpfe herrühren. Die Ausdehnung der Colonie
scheint nach den gefundenen Überresten und noch sicht-
baren Spuren eine ziemlich bedeutende gewesen zu sein
und erstreckte sich von der Mitte Alt-Ofens in nördlicher
Richtung; auf den Wiesen und Hutweiden gegen die Pulver-
stampfe (neben der nach St. Andre führenden Strasse) sieht
man deutlich die unter dem Boden laufenden Mauern, man
erkennt die Abtheilungen der einzelnen Gebäude und wo man
in denGrund gräbt, trifft man auf Schutt, dessen Ziegel und
Mörtel, mit Ziegelstückchen gemischt, unverkennbar römi-
schen Ursprung verrathen. Ein ungefähr G Fuss erhobenes
ziemlich regelmässiges Viereck dürfte das ehemalige Lager,
von einem Graben umgeben, bezeichnen.
Sehr bemerkenswert!) sind die Reste der römischen
W asserleitun g, welche von der Pulverstampfe über
1000 Klafter lang in die Mitte von Alt-Ofen führte. Die
Quelle kömmt in ausserordentlicher Reichhaltigkeit, in vielen
mitunter armdicken Sprudeln, mit einer Temperatur von
24° R. und bedeutenden mineralischen Bestandtheilen,
namentlich Schwefel, aus dem Boden herauf und sammelt
sich in einem grossen Bassin, in welchem ebenfalls Spuren
römischen Mauerwerkes, mit festem Wassercement über-
zogen, entdeckt wurden. Die Römer stauten den Wasser-
spiegel wenigstens bis zu einer Höhe von lü —18 Fuss, um
für den Aquäduct das nöthige Gefall zu erhalten. Dieser
bestand aus viereckigen Pfeilern von Bruchsteinen mit
ausserordentlich festem Mörtel gemauert, die Pfeiler waren
durch Bogen verbunden, auf denen das Wasser von stei-
nernen Rinnen eingefasst lief. Man sieht noch die lange,
fast ununterbrochene Reihe von Pfeilern, freilich in äusserst
ruinenhaftem Zustande, so dass sich die ursprüngliche
Grundform kaum mehr erkennen lässt; mit Flechten über-
wachsen und mit Kalksinter von dem Wasser , welches
nach Zerstörung der Leitung und vor der gegenwärtigen
Eindämmung vielleicht Jahrhunderte lang regellos hinfloss,
incrustirt, sehen sie mehr Felsblöcken als Mauerwerk ähn-
lich. An einigen erkennt man noch sehr deutlich beiderseits
die Bogenanläufe; diese so wie die ziemlich regelmässige
Distanz der Pfeiler zeigt, dass die Spannweite der Bogen
ungefähr IS Fuss betrug, daher im Ganzen wohl über
400 Pfeiler waren. Dieser Aquäduct leitete das warme
Mineralwasser der Quelle , welche gegenwärtig einen ziem-
lichen Bach bildet, der die Pulverstampfe und eine Mühle
treibt, in die Bäder von Aquincum, wenigstens geht die
Richtung gerade gegen den Florianiplatz, wo im J. 1778
ein sehr grosses Hypocaustum, unzweifelhaft von einer Bade-
Eini'ichtung herrührend, aufgefunden wurde1).
Die Römer hielten ausserordentlich viel auf das Baden;
jeder nur einigermaßen bemittelte Privatmann hatte in
seinem Hause eine wohl eingerichtete Badestube und bei
dem steigenden Wohlleben in der Kaiserzeit wurde nicht
nur einmal des Tags gebadet, sondern vier bis sechs Mal;
Commodus, Gordianus, Gallienus badeten sieben bis acht
Mal des Tags, ersterer nahm sogar die Mahlzeit im Bade
ein. Der verfeinerte Luxus machte aus den grossartigen
Thermen in Rom und anderen grossen Städten Vergnügungs-
orte, wo die müssigen Reichen, in dem raffinirtesten Comfort
schwelgend, den grössten Theil des Tages zubrachten und
wo nicht bios für alle Arten des Badens nach dem ver-
schiedenen Geschmacke und Behagen gesorgt war, sondern
überhaupt für die angenehmste Pflege des theuren Leibes in
allen Beziehungen. Es waren daher nebst den eigentlichen
Badelocalitäten noch eine Menge Räume angebracht, um Gym-
nastik zu treiben, sich zu salben und Toilette zu machen,
Hallen zum Auf- und Niederwandeln und zum Ausruhen etc.
Diese luxuriösen Einrichtungen der Hauptstädte, deren
für die verschiedenen Zwecke und Bedürfnisse bestimmten
Theile noch manches Räthselhafte haben, dürfen wir freilich
in den kleineren Provinzial-Örtern, besonders in unserem
Norden, nicht suchen, sondern hier hatten die Bäder, am
meisten die militärischen, welche sich häufig in den Sta-
tionen der Legionen finden, den rein praktischen Zweck
des Badens und auch hierbei ist ein Unterschied zu machen
zwischen denen , die mit natürlichem Wasser gespeist
wurden und den mineralischen, indem die letzteren meist
noch einfacher in ihren Einrichtungen gewesen zu sein
scheinen.
Das erwähnte mitten in Alt-Ofen im J. 1778 aufge-
deckte Hypocaustum bildet im Grundrisse ein Rechteck
mit halbkreisförmigem Abschluss am östlichen Ende, von
der bedeutenden Länge von 47 Fuss bei 241/z Fuss Breite.
Der Boden besteht aus quadratischen Ziegeln, auf welche
eine dicke mit Ziegelbrocken vermischte Mörtellage aufge-
tragen ist, die mit einem aus rothen, grauen und weissen
Steinchen in einfachen Ornamenten zusammengesetzten
Mosaik bedeckt war. Der ganze Boden, welcher gegen die
rund geschlossene Seite eine geringe Neigung von 2 Zoll
hat, ist hohl und wird von 3 Fuss 8 Zoll hohen regelmässig
in Reihen gestellten Stützen getragen. Diese sind zweierlei
Art; die an der westlichen Seile sind runde Säulehen aus
Trachyt mit ungegliederten, einfach ausladenden Capitälen
!) Ein Bauer, der eine Kalkgrube machen wollte, stiess zuerst darauf.
Die Kaiserin Maria Theresia, welche davon erfuhr, ertheilte den Befehl,
dass auf Kosten der Universität weitere, vorsichtige Nachgrabungen
vorgenom in eil werden sollten unter Leitung des Professors Stephan
Schönvisner, der ein eigenes Werk darüber herausgab unter dem
Titel: De ruderibus Laconici caldariique romani in solo budensi repertis
Auctore Stephano Schönvisner. Budae (1778).