Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Editor]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0206
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Jeden Monat erscheint i Heft zu
1. bis 2 Druckbogen mit Abbil-
dungen.

Der Pränumerationspreis ist für
einen Jahrgang oder zwölf Hefte
nebst Register sowohl für Wien
als die Kronländer und das Ausland
4 fl. C. M., bei portofreier
Zusendung in die Kronländer der
österr. Monarchie 4 fl. 20 kr. C. M.

ZUR

MITTHEILUNGEN

DER R. R. CENTRAL“ COMMISSION

Pränumeralion en überneh-
men h a 1 b- oder g a n z j übrig
allek.k. Postämter der Monarchie,
welche auch die portofreie
Zusendung der •einzelnen Hefte
besorgen. — Im Wege des Buch-
handels sind alle Pränumerationen
und zwar nur zu dem Preise von
4 11. an den k. k. Hofbuchhändler
W. PraumiiIler in Wien zu richten.


Herausgaben unter der Leitung des k. k. Sections-Chefs und Präses der k. k. Central-Commission Karl Freiherrn V. Ozoernig.

Redacteur: Earl Weiss,

N- 8. II. Jahrgang. AlUjüSt 1857.

Inhalt: Über einige neu entdeckte Wandgemälde in Verona. — Die ungarischen Reichsinsignien. — Die Vertheidigungskirchen
in Siebenbürgen. — Die archäologischen Publicationen ungarischer Zeitschriften. — Correspondenzen. — Literarische
Anzeigen.

Über einige neu entdeckte Wandgemälde in Verona.

Von R. v. E i t e 1 b e r g e r.

Keine Stadt Oberitaliens hat einen solchen Reichthum
von Wandgemälden, als Verona. Es gibt kaum Eine grössere
Strasse, oder einen Platz in Verona, der nicht mit Fresken
verziert ist. Einige derselben reichen noch in das XV. Jahr-
hundert zurück, die meisten sind aus der ersten Hälfte des
XVI. Jahrhunderts. In dieser Zeit war Verona an Künstlern
aller Art, Fresco- und Ölmalern, Architekten und Bildhauern
sehr reich und der Geschmack der wohlhabenden Classe, der
herrschenden Gesellschaft lichte es, sich mit Kunstwerken
aller Art zu umgeben. Von Werken die über das XV. Jahr-
hundert zurückgehen, haben sich begreiflicher Weise Ge-
mälde nur in Kirchen erhalten, und von diesen älteren
Gemälden haben sich nur sehr wenige erhalten; die meisten
sind dem barocken Zeitalter und der Übertünchs- und geist-
losen Decorationswuth unseres Jahrhunderts zum Opfer
gefallen.

Es sind uns eine Reihe von Künstlernamen bekannt,
die vom XIV. Jahrhundert an bis in die zweite Hälfte des
XVI. Jahrhunderts als Frescomaler thätig waren, und eine
Reihe von Fresken, deren Urheber unzweifelhaft sind, haben
sich bis auf unsere Tage erhalten. Zu ersteren rechnen wir
den Stefano da Zevio, Martinus (v. J. 1390), Vit-
tore Pisano (1380—1433), Dom enico und Franc esc o
Morone , Franc. Carotto, Franc. Buonsignori
(1453 —1319), Liberale da Verona (1459 — 1534),
NicoloGiolfino, Franc. Torbido, Setto il Moro,
Domenico und Felice Ricci, Setto il Brusasorzi,
Paolo Farineti (1522 —1600) u. s. f.

In diesem Jahre ist die Zahl der Fresken in Verona
durch neue Entdeckungen vermehrt worden. Die ältesten

davon gehören der Kirche S. Zeno, dem hervorragendsten
Baumonumente Verona’s an. Ihre Entdeckung verdankt man
dem Fleisse und der Sorgfalt des jüngeren Kirchendieners
Lodovico Marchiori, der mit grosser Sorgfalt und
vieler Mühe die Tünche loslöste, welche sich oberhalb
dieser Fresken befand. Die aufgedeckten Gemälde gehören
demXIV. und XV. Jahrhunderte an. Sie befinden sieh an den
Seitenwänden des Fangschiffes und in der Krypta, und haben
sehr verschiedenen Werth. Ihren Ursprung verdanken diese
Gemälde insgesammt der Devotion irgend eines frommen
Veronesers. Alle Kirchen Italiens, insbesondere alle Kloster-
kirchen, waren mit solchen Devotionsbildern geschmückt.
Sie wurden in der Regel ohne alle Rücksicht auf die künst-
lerische Raumeintheilung einer Wandfläche angebracht und
unterscheiden sich wesentlich von jenen Wandgemälden,
die von den Stiftern, Patronen oder Eigenthümern der
Kirche mit der Tendenz unternommen wurden, ein Zeichen
ihrer frommen Gesinnung der Nachwelt zu hinterlassen und
zugleich die Kirche kunstgemäss zu schmücken. Wurde
irgend ein Gemälde der Art vorgenommen, so wurde einfach
die Wandfläche mit einer Kalkkruste überzogen, so gross,
als es für das Fresco nöthig war, das Bild mit einem ein-
fachen bunten Rahmen in Farben eingefasst, dann gemalt.
Weder das XIV. noch das XV. Jahrhundert zeigten den
geringsten Respect für ältere vorhandene Bilder. Wie man
im Vatican die Fresken Perugino’s niederwarf, um für Rafael
Raum zu schaffen, so hat man natürlich in kleineren Kirchen
an allen Orten Italiens ein Fresco über ein anderes, ein
zweites über ein drittes gemalt. In der Kirche S. Zeno
findet sich mehr als ein Beispiel von diesem Vorgänge hei

II.

28
 
Annotationen