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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0207
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198 —

Devotionsbildern, hinter manchem Fresco aus dem XV. Jahr-
hundert sieht die Spur eines anderen aus dem XIV. Jahr-
hundert hervor; in manchen anderen jetzt wiederhergestellten
Fresken sind die Schläge des Hammers sichtbar, die not-
wendig waren,um derKalktünche für ein späteres Fresco die
nöthige Haltbarkeit zu verleihen. Durch diese Übermalungen
sind uns manche Denkmale aus früher Zeit erhalten worden.

Diese Devotionsbilder wurden in der Regel an den
Pfeilern, den unteren Wandflächen im Inneren und Äusseren
der Kirche angebracht, und oft Künstlern von geringerer
Kunstbildung übergeben. Sie repräsentiren daher in der
Regel nicht den Fortschritt, sondern die Stagnation in der
Kunst. Es ist aus diesem Grunde sehr schwer, aus dem
Kunstcharakter dieser Bilder einen Schluss auf die Zeit, in
der sie gemacht worden, und das Kunstvermögen dieser Zeit
zu ziehen. Wir haben mehr als Ein Wandgemälde dieser
Art mit der Angabe der Zeit und des Donators aus dem
XV. Jahrhundert, selbst aus der zweiten Hälfte desselben,
die im Style der letzten Jahrzehende des XIV. gemalt sind;
und es kommen insbesondere in der Lombardie eine grosse
Anzahl von Bildern aus dem XII., XIII. und XIV. Jahrhundert
vor, in denen sich noch der Typus des X. und XI. Jahr-
hunderts erhalten hat. Bei mehr als einem Monumente der
Art ist durch Ausserachtlassung dieses Umstandes eine Ver-
irrung in der Chronologie und Zeitbestimmung des Gebäudes
eingetreten. Man glaubt ein Fresco aus dem X. oder XI. Jahr-
hunderte vor sich zu haben, und daher auch ein Gebäude
aus dieser Zeit, während beide, das Fresco und das Gebäude
aus dem XIII. Jahrhunderte waren.

Unter den in S. Zeno aufgedeckten Wandgemälden
verdient seines Kunstwerthes wegen jenes vorerst genannt
zu werden, das sich oberhalb der Sacristeithüre befindet.
Es stellt Christus am Kreuze vor mit Maria, Magdalena,
Johannes, und rechts einen Bischof, wahrscheinlich der
h. Zeno, mit dem knieenden Donator und links ein Heiliger
mit einer Rolle in der Hand. Letztere Figur, mit rothem
Barte, grünem Mantel und braunem Untergewande, hält eine
Rolle in der Hand und scheint einen Propheten vorzustellen.
Der h. Bischof ist wahrscheinlich Zeno, der in dem XIV.
Jahrhundert noch ohne sein gewöhnliches Symbol, den Fisch
mit der Angel, vorgestellt wurde. Um den Körper Christi
fliegen bekleidete Engel, die entweder klagen oder in Kel-
chen das Blut aus den Füssen, Händen und der Seitenwunde
Christi auffangen. Der Ausdruck in den klagenden Gestalten
der Maria, Magdalena und des Johannes ist stark markirt,
und hat etwas von dem Übertriebenen, fast Grimassirten,
wie man es häufig in Gemälden aus jener Zeit sieht; er-
mangelt aber nichts desto weniger einer gewissen imponiren-
den Grösse, die auch in dem Propheten und h. Bischöfe
vorherrscht. Der Körper Christi ist schön gezeichnet und
fast ohne älle Härte. Alle Figuren, mit Ausnahme des
Bischofs, sind mit weiten Mänteln bekleidet, die sehr schön
angeordnet sind. Die Behandlung des Colorites zeigt einen

geübten Meister der Kunst und des Frescomalens, und die
Abstufung von Licht und Schatten in den Mänteln, sowie die
Carnation in den Köpfen ist vortrefflich. Man ist hier geneigt,
dieses Werk den Stephano da Zevio zuzuschreiben. Es
wäre jedenfalls eines seiner vorzüglichsten, wenn sich für
diese Behauptung positive Nachweise finden liessen. Die
Figuren sind fast über der gewöhnlichen Lebensgrösse. —
Es ist sehr zu beklagen, dass die Inschrift gänzlich zerstört
ist. Kaum, dass sich einige Buchstaben (OPVS) und einige
Ziffern (XX) erhalten haben. Sie gaben wahrscheinlich eine
bestimmte Zeitangabe, wie es bei einem anderen schon be-
kannten Wandgemälde wom J. 1396 der Fall ist, das sich im
Mittelschiffe befindet, dem genannten aber weit an Werth
zurücksteht. Unterhalb diesem Gemälde befindet sich ein
anderes, von dem nur die romanische Einfassung sichtbar ist.

Zwei andere neu aufgedeckte Wandgemälde beziehen
sich auf das Leben des li. Bischofs Nikolaus von Bavi.
Auf einem derselben sehen wir den h. Bischof, wie er einer
armen Familie einen Geldbeutel durch das Fenster zuwirft.
Diese ist durch drei Frauen dargestellt, die mit Arbeiten in
einer Kammer beschäftigt sind; eine von den Frauen nimmt
das Geschenk des Heiligen wahr; es erheitert sich ihr Ge-
sicht, während die anderen freudelos bei der Arbeit sitzen.
Eine andere Scene stellt das zweite leider nur zur Hälfte
erhaltene Bild vor. Man sieht auf demselben ein Schiff in
einem Seesturme, das durch den Heiligen der Gefahr zu ent-
gehen scheint. Beide Gemälde sind weniger geistreich als
das früher genannte, haben im Vortrage den Charakter der
Fresken der Zeit nach Giotto. In dieselbe Zeit gehören
andere aufgedeckte Fresken, ein Christus am Kreuze mit
Maria und Magdalena; ein lebensgrosser Sigismund mit
brauner Tunica und grünem Mantel, zu seinen Füssen kniet
in kleiner Figur eine Frau, wahrscheinlich die Stifterin des
Bildes (der Name des h. Sigismund ist mit gothischen Buch-
staben weiss auf dunklem Grunde angegeben); ein heiliger
Georg, im Panzerhemde, mit Beinschienen und einer Eisen-
haube, zu seinen Füssen ein Drachen, ein knieender Mann
als Donator in kleinerer Figur, zu seinen beiden Seiten je
ein Bischof, eine nur wenig sichtbare Flucht nach Ägypten
(in der Krypta), ein kolossaler h. Christoph, ebenfalls nur
theilweise, erhalten und ähnliche meist nur wenig erhaltene
Bilder, die, theilweise schon früher aufgedeckt, Kunstfreun-
den längst bekannt sind. Unter diesen befindet sich auch
eine Taufe per immevsionem.

Auf einigen dieser Wandgemälde, die sämmtlich einen
blauen Hintergrund haben, finden sich Namen und Inschrif-
ten eingeäzt, in denen Ereignisse früherer Jahrhunderte im
Dialekte derselben verzeichnet sind. Sie sind selbstver-
ständlich für die Chronologie der Gemälde von Wichtigkeit.

So lesen wir: a di 4 de maio fu tacia el colo al coto
carmagnola in Venexia 1492,
auf einem anderen: 1486 mori mj m

Steven a di 31 luglio ,
 
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