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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0285
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— 276 —

sehr zugespitzt und die Stephanscapelle um drei Stufen
erhöhter gelegen als die Kirche, um Raum für die Wölbung
des Unterbaues zu gewinnen. Diese wenigen Andeutungen
von Henszl m an n über die Gestalt derselben sind, wie
leicht begreiflich, zu ungenügend, um zu entscheiden, oh wir
es hier wirklich mit einer Krypta oder nur einer gewöhn-
lichen Gruft zu thun haben, wie sie in gothischen Kirchen
und Capellen des XIV. und XV. Jahrhunderts nicht allzu
selten angetroffen werden >), weil im ersteren Falle wir dann
abermals annehmen müssten, dass diese Krypta noch dem
Baue angehören könnte, der vor der gegenwärtigen Kirche

Am westlichen Abschluss der Kirche befinden sich die
beiden Thürme und zwischen denselben das Hauptportal
mit zwei kleineren Portalen, welche den Eingang in die
Seitenschiffe vermitteln. Im Innern sind die beiden Thurm-
anlagen durch einen Musikchor verbunden.

Wir geben hier im Holzschnitte (Fig. 7) eine Ansicht
der Hauptfagade nach der Zeichnung Henszelman n's.
Aus derselben wird man ersehen, dass es ihr zwar nicht an
einer imposanten Anlage und einer besonders reichen Glie-
derung, aber desto mehr an der Einheit in der Ausführung
und einer harmonisch schönen Durchbildung der einzelnen

(Fig- 7.)

bestanden haben mag. Nicht unerwähnt können wir aber
die Gründe lassen, welche H ens z 1 m a n n anführt, warum
diese „Unterkirche“ nicht wie gewöhnlich unter dem Altar-
raume des Chores, sondern an der Seite des Schiffes ange-
bracht ist. Die grosse Kirche ist nämlich zwischen zwei
Bächen aufgebaut, deren einer östlich vom Altarraume kaum
einige Fuss weit vorbeifliesst, so dass er die Unterkirche,
wenn man sie dort angebracht hätte, mit seinem Wasser
bedroht haben würde, anderseits gestatteten wohl die jen-
seitigen Häuser nicht, dass der Bach anders wohin geleitet
würde; es blieb nichts übrig, als die Unterkirche an einem
entfernten Platze anzubringen, ein Umstand, dem vielleicht
auch die anderen Abweichungen vom Gewöhnlichen, die
neue Schönheiten hervorgebracht haben, zu danken ist. *)

*) Eine solche Gruft besitzt beispielsweise auch die Johannescapelle der
Franciscaner-Kirche in Pressburg.

Theile mangelt. Die totale Verschiedenheit des Aufbaues
der beiden unvollendet gebliebenen Thürme, das vorwaltend
rein decorative Zierwerk und die hie und da bemerkbare
Entartung des Styles sind Mängel, welche dem Eindrücke
des Ganzen nachtheilig sind und desshalb doppelt bedauern
lassen, dass der Bau des Domes mehr als ISO Jahre in An-
spruch nahm und die Stadt Kaschau im XV. Jahrhundert bei
der Wahl ihrer Baumeister nicht immer sehr glücklich war.

Die folgenden Holzschnitte (Fig. 8 und 9) zeigen die
Gliederung und reiche Profilirung der Portale, von denen
der erstere Grundriss dem Hauptportale und der zweite den
gleich gestalteten Seitenportalen angehört. Die Anordnung
des mittleren I heiles der Hauptfagade mit den beiden stark
vortretenden und nach unten zu verdoppelten Strebepfeilern,
dann dem giebelförmigen Abschlüsse erinnert übrigens
wieder an ältere ungarische Kirchenbauten, wie an Zsam-
beck, Borsöny, Leheny u. s. w., nur dass die Anlage
breiter und die Strebepfeiler entwickelter sind.
 
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