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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0286
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277

Von den Seitenfatjaden sind nur einzelne Theile frei-
gestellt, und der grössere Theil mit späteren Zubauten
theilweise bedeckt, wie diess an dem Grundrisse durch die

(Fig. 8.)

(Fig. 0.)

in Straffirung auslaufenden Linien angedeutet ist. Die Stre-
bepfeiler, kräftig hcrvortretend, sind wie im Chore mit einem
zinnenartigen Abschlüsse gekrönt, und der Abschluss des
Daches besitzt gleichfalls eine zierliche mit Masswerk
durchbrochene Gallerie in einer Breite von 1/ 10". Doch
fehlt unter der Gallerie des Langhauses der eigentümlich
gestaltete Fries des Chores, welcher, wie schon erwähnt,

leicht entfallen konnte, weil zwi-
schen den Fenstern und der Gal-
lerie keine so breite unbedeckte
Mauerfläche störend auf das Auge
einwirkt. Zur Erklärung des unte-
ren Theiies der nördlichen Fa-
pade mit einem der Fenster mag der beifolgende Grundriss
Fig. 10, wie ihn Henszlmann aufgenommen hat, dienen.

Einen hervorragenden Schmuck besitzt die nördliche
Seitenfapade an dem Portale, wovon wir auf der Taf. IX
eine Abbildung gegeben haben und das zu den interessan-
testen Werken der Gothik gerechnet werden dürfte. So-
wohl der eigentümliche, reich mit Strebepfeilern, Fialen
und Wimbergen verzierte Aufbau, welcher von den meisten
Portalen sich gänzlich unterscheidet, als auch der reiche
Schmuck der Sculpturen in den einzelnen Feldern, weisen
darauf hin, dass das Portal — zudem als dasselbe einen
Seiteneingang bildet, einer besonderen Widmung seine
Entstehung verdankt. Ob dasselbe aber gerade durch die
Munificenz der Gemahlin Karl Robert's, Elisabeth von Polen
— mithin in der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts erbaut
wurde, wieH ens z I ma n n annimmt, scheint uns ungeachtet
des Umstandes, dass das Wappen mit einer Lilie auf die

Zeit vor Ludwig den
Grossen hinweist,
noch nicht festzuste-
hen, weil die daran
bemerkbaren Bau-
formen und insbe-
sonders einzelne Mo-
tive an den ausserordentlich reichen Details weit mehr
für das finde des XIV. Jahrhunderts sprechen. Auffallend

(Fig-. 10.)

ist es ferner , dass das nördliche Portal im Grundrisse
(vergl. Fig. 11) Ähnlichkeit mit jenem des westlichen
Hauptportales (vergl. Fig. 8) besitzt. Doch berechtigt diese
Erscheinung gleichfalls nicht anzunehmen, dass beide in einer
und derselben Zeit erbaut wurden. Vielmehr glauben wir,
dass das Westportal früher als das nördliche Portal erbaut
wurde. Ebenso reich wie das Äussere ist auch das Innere
des nördlichen Thores angelegt und über die interessante
Profilirung der Einschrägung mag sowohl Fig. 11 als die
im vergrösserten Massstabe folgende Hohlkehle (Fig. 12)
näheren Aufschluss geben.

Nur die Figuren fehlen
in den Nischen, welche
aber auch niemals ange-
fertigt wurden. Was die
figuralischen Darstellun-
gen in den fünf Feldern
des Portals anbelaugt, so
wissen wir, dass die vier
unteren Bilder Züge aus dem Leben der heil. Elisabeth
und das oberste Feld den Heiland am Kreuze darstellt, eine
nähere Bezeichnung der einzelnen Figuren war Henszl-
mann nicht in der Lage zu geben, weil dieselben theils zu
hoch angebracht, theils nicht mehr unverletzt sind.

Auch auf der Südseite der Kirche ist ein Portal sammt
einer Vorhalle angebracht, welches aber der Mitte des
XVI. Jahrhunderts angehören dürfte. Dasselbe ist im
Spitzbogen erbaut, der Eingang durch einen breiten profi-
lirten Pfosten in zwei Theile geschieden und das Bogenfeld
mit Giebeln, kleineren Spitzbögen und Fialen als deeora-
tiver Schmuck ausgefüllt. Das ganze Werk trägt den Cha-
rakter der Verfallszeit der Gothik, die durch Überladenheit
und unorganische Entwickelung den Mangel an construc-
tiver Gestaltung zu ersetzen suchte.

Was die innere Einrichtung der Kirche anbelangt, so
hat Henszlmann hierüber unvollständige Angaben gemacht. Er
geht nämlich nur auf das prachtvolle Sacramentshäuschen
ein, das durch den schönen Aufbau mit jenem der Nürnber-
ger Sebalduskirche in Vergleich gestellt werden kann. Wir
würden eine Beschreibung und Zeichnung dieses interes-
santen Denkmals liefern, wennbeides nicht schon wiederholt
in deutscher Sprache durch Henszlmann selbst versucht
worden wäre, daher vorläufig es genügen dürfte, auf Dr.
A. Schmidts „Österreichische Blätter für Literatur und
Kunst“ und auf das erste Heft des Werkes „Kunst und Alter-
thum in Österreich“, herausgegeben von Dr. A. Sch midi,
zu verweisen.

Noch einen anderen sehr werthvollen Schmuck besitzt
die Kirche an den Flügelaltären, woran die Kirchen Ober-
ungarns überhaupt besonders reich ansgestattet sind.

Eine Beschreibung des Hauptaltars hat Henszlmann im
Jahre 1847 in der von der Kisfaludy-Gesellschaft heraus-
gegebenen Zeitschrift „Magyar szepirodalmi Szetnle“

it.

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