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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0287
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278

unternommen und zwar als die Stadt Kaschau denselben bei
Gelegenheit der Versammlung mehrerer Ärzte und Natur-
forscher im Jahre 1846 auf Anregung derselben reinigen und
renoviren liess. Einer gründlichen kunstgeschichtlichen
Untersuchung wäre dieses Werk schon aus dem Grunde
würdig, weil der Altar in Nürnberg angefertigt und die Ge-

mälde von W ohlgemut h, dem Lehrer Albrecht D ü r e r’s,
und einige sogar von Dürer selbst herrühren sollen. Diese
von Henszlmann ausgesprochene Vermuthung genügt wohl
allein, diesem Kunstwerke eine besondere Aufmerksamkeit
zuzuwenden.

K. W e i s s.

Correspondenzen.

Wien. Seine kais. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog
Karl Ludwig, Statthalter von Tirol und Vorarlberg, übersandte
der k. k. Central-Commission im Jahre 18ää ein Gesuch der Gemeinde
Ku n dl, worin dieselbe um den Erlass einer an den Heligionst'ond ab-
zutragenden Schuld und zugleich um einen Beitrag zur Herstellung
der unverschiebbaren Baureparaturen an der nächst Kundl gelegenen
Leonhardskirche bat. Da dieses Gotteshaus ein sehr interessan-
tes, dem Mittelalter angehöriges Baudenkmal *) ist, so wurde die
k. k. Landesbau-Direetion in Innsbruck zur Verfassung von Kosten-
Überschlagen der nothwendigen Herstellungen aufgefordert und das
Gesuch der Gemeinde dem k. k. Ministerium für Cultus und Unter-
richt zur Entscheidung vorgelegt. Mit Erlass vom iä. Juli d. J. wurde
die k. k. Central-Commission in die Kenntniss gesetzt, dass der Bitte
der Gemeinde Kundl willfahrt und von den, für die Herstellung der
nothwendigen Reparaturen an der St. Leonliardskirche veranschlag-
ten Kostensumme per 2797 fl. 10% kr. nach Ausscheidung derHand-
und Fulirfrohnen, welche von der Gemeinde zu leisten sind, die
baren Kosten auf den Religionsfond zu übernehmen sind.

Wien. Mit schmerzlicher Überraschung erhielten wir aus Rom
die Nachricht, dass am 23. August d. J. in Albano Alois Me s sin er,
Professor der Theologie in Brixen und Correspondent der k. k. Cen-
tral-Commission, einem längeren Lungenleiden erlegen und in der
Rliilhe männlichen Alters gestorben ist. Nebst seinen theologischen
Studien widmete sich Messmer mit ausserordentlicher Liebe der
Archäologie und Kunstgeschichte und besass darin umfassende Kennt-
nisse. In literarischen Kreisen erwarb sich Messmer den ersten Ruf
durch seine „Reiseblätter aus Venedig und Amsterdam“; auch als
Dichter versuchte er sich mit Glück und ein frisches, in ganz Tirol
gesungenes Schützenlied verschaffte ihm in seinerHeimath zahlreiche
Freunde. Nach scinerErnennung zum Correspondenlen der k. k. Cen-
tral-Commission schenkte Messmer sein besonderes Augenmerk
den monumentalen Kunstschätzen seines Landes und sein lebendig
geschriebener Aufsatz: „Alte Kunstdenkmale in Bolzen und seiner
Umgebung“3) liefert den Beweis, dass er sich hiefür ein grosses Ver-
ständniss, eine feine Beobachtungsgabe erworben hatte. Sein Brust-
leiden entzog ihn aber leider bereits in der Mitte des Jahres I8S6
nicht bloss seiner Professur an der theologischen Anstalt in Brixen, *)

*) J, J. Staffier in seiner topographischen Beschreibung von Tirol und
Vorarlberg setzt die Gründung der Kirche auf Grund einer im Innern
derselben befindlichen Aufschrift in das Jahr 1019 und bemerkt, dass sie
einem Gelübde des Kaisers Heinrich 11. ihre Entstehung verdankt und von
Papst Benedict VIII. im Jahre 1020 conseerirt worden sei. Beide Thai-
sachen mögen historisch richtig sein, jedoch ein Irrthum ist es, wie
Staffier aimimmt, dass die Kirche, „sowie sie heute noch steht“ aus die-
ser Periode herrührt. Soviel wir den uns vorliegenden Aufnahmen ent-
nehmen können, gehören höchstens die Fundamente oder Umfassungs-
mauern des Schiffes dem XI. Jahrhundert, wogegen der Chor und die
Details des Schiffes und Chores frühestens dem XIV. und XV. Jahrhundert
angeboren und auf wiederholte Erneuerungen und Renovationen hin-
weisen.

3) Vergl. Miltheilungen II, 37 u. fl'.

sondern auch seiner Thätigkeit als Organ der k. k. Central-Commis-
sion. Er eilte hoffnungsvoll nach Italien, um dort einer Besserung
seiner körperlichen Leiden entgegenzusehen, übersiedelte sodann im
Winter nach Florenz und im Frühlinge dieses Jahres nach Rom , wie
wir aber aus seinen an uns gerichteten Briefen entnehmen — schon
in trüber Ahnung seines nahen Todes. Seinen Aufenthalt in der Lombar-
die benutzte noch Messmer, um Studien an den dortigen Bauwer-
ken anzustellen. Er fasste dieselben in einem längeren, äusserst an-
regend geschriebenen Aufsatze: „Über einige mittelalterliche Kunst-
werke der Lombardie“ zusammen, welchen er uns zugesandt und der
in den ersten Heften des nächsten Jahrganges dieser Blätter ver-
öffentlicht werden wird. Wir beklagen an ihm tief den Verlust eines
edlen reichbegabten Mannes, einer viel versprechenden geistigen
Kraft auf dem Gebiete der Kunstgeschichte Österreichs; wir werden
ihm daher immer ein freundliches Andenken bewahren.

K. Weiss.

Wien. Wie uns der hochwürdige Herr Domcaplan F. Bock
brieflich mitgetheilt, hat er im königlichen Haussehatze zu München
drei prachtvolle alte Kronen aufgefunden, die er in natürlicher Grösse
als Parallele in seinem Werke über die „Komaniseh-deutsehen Reichs-
kleinodien“ zu veröffentlichen gedenkt. Seine Majestät der König
von Baiern, dem der Herr Domcaplan in einer besonderen Audienz
vorgestellt wurde, hat bereits gnädigst die Erlaubniss ertheilt, nicht
nur die Kronen, sondern auch den prachtvollen Kaisermantel
Heinrich’s II., welcher letzterem von einem Herzoge von Apulien
geschenkt wurde, zeichnen zu lassen.

Der Architekt L i p p e rt wurde von dem hoehwürdigsten Bischöfe
von Raab beauftragt, die Hauscapelle der bischöflichen Residenz im
gothischen Style zu restauriren.

Der Ingenieur des k. k. Handelsministeriums, F Ki ersehn er,
hat über Auftrag der k. k. Central-Commission im verflossenen Monate
September sehr ausführliche Aufnahmen der merkwürdigen Kirchen
zu Tischnowitz und Trebitsch in Mähren gemacht, welche —
mit einem archäologischen Texte des Professors und Conservators
Dr. E. Wocel begleitet — im nächsten'Jahre zur Veröffentlichung
gelangen werden.

Prag. Die Marienkirche in der Burg Karlstein ist bekannt-
lich mit Wandmalereien geziert, von denen einige zu den interessante-
sten gehören, welche sich aus der Periode Ivarl’s IV. erhalten haben;
bei weitem die Mehrzahl der übrigen Gemälde rührt aber aus späteren
Restaurationsperioden her. Die Darstellungen der ersten Art sind an
der Südseite zur rechten Hand des Altars: Karl IV., der das aus
Rom mitgebrachte Kreuz seiner Gemahlin Bianca reicht, ferner Karl,
seinem Sohne Wenzel einen Ring reichend, und sodann derselbe
Monarch in vollem kaiserlichen Ornate, sein Gehet verrichtend. Diese
Tempera-Bilder sind ziemlich gut in ihrem ursprünglichen Typus
erhalten. Dagegen ist links vom Eingänge in die Capelle der schöne
 
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