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Meggendorfer-Blätter — 103.1915 (Nr. 1293-1305)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3395#0186
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178

Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München

Llnsicheres Ziel

V,

„Kluzitürken, wie kannst denn da schießen, wenn die Kätte die Kerl so beutelt."

Die Siegesanleihe

Die neue französische Kriegsanleihe wird von der Preffe.
um sie dern Publikum schmackhafter zu machen, die „Sieges-
anleihe" genannt. Das hat abcr bereits zu Mißverständ
nissen geführt.

So erschien neulich an einer Zeichnungsstelle eine ärm-
lich gekleidete Frau, die erklärte, tausend Francs zeichnen
zu wollen. „O Madame, Frankreich wird Ihnen dantbar
sein!" erklärte ihr der Beamte, entzückt, daß auch eine
Frau, die wirkllch nicht viel übrig zu haben schien, bereit
war, ihre vielleicht sämtlichen Ersparniffe dem Vaterlande
zur Verfügung zu stellen. „Bilte unterschreiben Sie hier!
!lnd wann wollen Sie die tausend Francs einzahlen?"

„Ia, das weiß ich jetzt noch nicht," sagte die Frau. „Das
ist nämlich so. Da ist also meine Schwester, und die ist
Äaushälterin bei einem sehr reichen Lerrn, und dieser Äerr hat
neuttch, als ihm meine Schwester eine Ente ganz vorzüqlich
gebraten hatte, zu ihr gesagt: wenn er einmal sein Testa
ment machen wird, dann wird er meiner Schwester zwanzig-
tausend Francs vermachen. And darüber hat sich meine
Schwester so gefreut, daß sie mir von den zwanzigtausend
Francs ganze tausend abzugeben versprochen hat. Llnd
nun bin ich froh, daß ich wenigstens weiß, wie ich das Geld
anlegen soll."

Der Beamte war schrecklich enttäuscht. „Aber Ma-
dame, das Geld muß doch )etzt gegeben werden. Der Äimmel
mag wiffen, wann Sie einmal Ihre tausend Francs be-
kommen!"

Darüber war die Frau sehr unzufrieden. „Nanu,
die Llnleihe heißt doch Siegesanleihe! Ich dachte, das
Geld wäre einzuzahlen, wenn der Sieg da ist."

General Ioffre hat in einem Armeebefehl den Soldaten
an der Front anempfohlen, an ihre Angehörigen zu schrei-
ben und sie aufzufordern, nach besten Krästen „Siegesan-
leihe" zu zeichnen. Die meisten haben das willig getan,
selbst wenn widrige Llmstände ihnen das Schreiben schwer
macbten. So richtete der Infanterist Iean Dumoulin fol-
genden Brief nach Lause:

Lieber Vater,

entschuldige die schlechte Äandschrift, meine Äand zittert

gerade so sehr. Eben ist nämlich zehn Schritte von mir
eine Granate krepiert. Getroffen worden bin ich glücklicher-
weise nicht, aber der Luftdruck hat mich so mit dem Kopf
gegen einen Baum geschleudert, daß mein Schävel eine
einzige Beule ist. Mein Gehirn ist völlig erschüttert, es
wackelt geradezu. Ich komme mir total blödsinnig vor, ein-
fach unzurechnungsfähig, und kann dir beim besten Willen
augenblicklich nichts Vernünftiges schreiben. Zeichne doch
möglichst viel Siegesanleihe! Piro

Feine Aussichten

Eine feste Stellung im Priesterwald, die seit Iahres-
frist nicht um einen Zentimeter hin- und hergerücke ist.
Der Bursche des Kompagniechefs hat im Dorf Christ-
baumschmuck eingekauft und meint nun:

„Diesmal darf der Äerr Äauptmann aber die Glas-
kugeln nicht wieder verschenken — diesmal heben wir alles
fein für nächste Wechnachten auf!" Kanonier Engel

Hängt nach

Besucher (zum Theaterdirektor): „Ihren Souffleur sollten Sie
ermahnen, daß er seine Stimme beffer bändigt, man hört
ihn ja fortwährend!"

— „Das wird schon wieder nachlaffen, es hängt ihm nur
nach; er war ein paar Monate als Llnteroffizier eingezogen!"

König peter

5chon ifl äer künltige plan
gemacht.

Ld' noch gelchlagen cüe letzte
Zchlacht:

ver König gekt nach paris,
ver 51ac!t aer verkannten 6enie5.
vort voohnt er i'n einem ßotel
öelcheiclen an äritter Ztell'
/Ils lvonlieur Karageor ewitlch.
Kault öilcler nncl Znliquiläten-
kitlch.

6rwirbt licb ein llenommee
Wz btammgall im variete;
^rägt gelbe siancllcbub. clamit
man am 6ncl

Im ?alle äer vot ibn an etwar
erkennt,

wacht Zcbulclen auk nächste
Ouartal,

Zchreibt quer auch lo mancbes Mal
llncl lebt clorl wie ibrer lo viel
^llz Konig im 6xil.

c. N Uennig
 
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