Zeitschrift für Humor und Run st
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gekraxelt und haben den armen Teufeln von oben das Tau
zugeworfen, das von diesen dann an dem Ballon befestigt
worden ist. An diesem Seil haben sie sich herunterlassen sollen.
Drei Stunden haben wir geschuftet, daß uns der Schweiß
in Strömen über den Buckel gelaufen ist, bis endlich der letzte
Mann in Sicherheit war. Ls waren zwei Engländer, die
waren so erschöpft, daß sie sich der Länge nach aufs Gras ge-
worfen haben; wie wir aber dem dritten ins Gesicht geleuchtet
haben, da hat sich's herausgestellt, daß er sehr munter und ich
um so matscher war.
Ich weiß gar nimmer wie das eigentlich zugegangen ist.
Ich kann mich nur erinnern, daß ich plötzlich neben mir einen
Schrei gehört habe, daß ich vor Schrecken mich auf die Bocks-
ledernen habe fallen lassen, daß der Fremde zu jodeln begann
und meine Liesel wie narrisch um den Hals gepackt und eine
Oiertelstund lang abgebusselt hat. Haben S' eine Ahnung, wer
das war? Vor mir, vor meinen eigenen Augen, vor allen
Leuten! And ein Iubel war das und ein Geschrei . . .
Endlich habe ich doch den Ainnbackenkrampf überwunden
gehabt und mich wieder ein bissel zusammengeklaubt und steh'
auf, geh hin und klopf dem Doktor
auf die Schulter, da dreht er sich
um, umarmt mich und fangt aufs
neue zu jodeln an, ich sei sein
Lebensretter und er werde mir das
nie vergessen sein Leben lang, und
so drückt hat er mich, daß ich gar
nimmer hab' schnaufen können.
Und daneben ist die Liesel ge-
standen, in jeder Hand ein Taschen-
tüchel und hat gerade hinaus ge-
heult. Vor Freud natürlich.
Ich weiß nicht, ich bin doch
sonst ein harter Knopf, mich macht
nicht leicht einer, wenn er mich
beim Gemütsgipfel erwischen will;
aber ich war halt so außer Rand
und Band, daß ich auch weich
worden bin und ganz hirntaxpig.
Liesel, hab' ich gesagt, ich — kann's
— nicht — mehr erschnaufen, leih
mir ein Sacktüchel!
„So viel Du magst, Papa,"
hat's gesagt. Und wie die zweie
gesehen haben, daß ich schwach
geworden bin, sind sie natürlich
mit aller Macht über mich her-
gefallen.
„Schau, Papa," hat die Liesel
gemeint, „Du hast ihm das Leben
gerettet, jetzt mußt Du auch ja
sagen, sonst wäre das die größte
Grausamkeit, die es geben kann,
sonst hättest ihn gescheiter hinunter-
stürzen lassen, dann wär' ich auch
nachgesprungen und jetzt wär' dann
alle Eual vorbei und wir wären
wenigstens im Tod vereint . . .
hu hu!"
*
„prrr! Schaun S', lieber Freund,
weil ich ihm das Leben rette, muß
ich ihm mein Mädel geben! Ein solcher Kohl! Habe nie
etwas Aehnliches gegessen . . . auf Ehre."
„Das ist aber gelungen," sprach Guttenberger, „dann darf
man ja gratulieren?"
Huber zog sämtliche Falten seines Gesichts zusammen, daß
er für einen, der ihn nicht näher kannte, fast schrecklich an-
zuschauen war.
„wissen S', dumm sind wir schon, aber."
Und nun glättete sich seine Miene wieder, er kniff
das linke Auge ein und im anderen blitzte es verräterisch auf.
„So einen Zufall, Herr Guttenberger, den gibt's nicht
leicht. Aber einen Telegraphen gibt's und Kanarienvögel, die
Hinterm Rücken ihrer Herren Eltern Planereien treiben. Die
Landung wird sich der Laubfrosch schon ein bissel wo anders vor-
gestellt haben .... na ja, ich kann nichts beweisen, drum will ich
auch nichts behaupten. Lassen wir's halt leben, Herr Guttenberger,
wir waren ja auch nicht anders, wie wir jung waren! Prost!"
Er trank und dann fuchtelte er wieder in der Luft herum,
als wenn er ganze Bienenschwärme verjagen müßte.
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gekraxelt und haben den armen Teufeln von oben das Tau
zugeworfen, das von diesen dann an dem Ballon befestigt
worden ist. An diesem Seil haben sie sich herunterlassen sollen.
Drei Stunden haben wir geschuftet, daß uns der Schweiß
in Strömen über den Buckel gelaufen ist, bis endlich der letzte
Mann in Sicherheit war. Ls waren zwei Engländer, die
waren so erschöpft, daß sie sich der Länge nach aufs Gras ge-
worfen haben; wie wir aber dem dritten ins Gesicht geleuchtet
haben, da hat sich's herausgestellt, daß er sehr munter und ich
um so matscher war.
Ich weiß gar nimmer wie das eigentlich zugegangen ist.
Ich kann mich nur erinnern, daß ich plötzlich neben mir einen
Schrei gehört habe, daß ich vor Schrecken mich auf die Bocks-
ledernen habe fallen lassen, daß der Fremde zu jodeln begann
und meine Liesel wie narrisch um den Hals gepackt und eine
Oiertelstund lang abgebusselt hat. Haben S' eine Ahnung, wer
das war? Vor mir, vor meinen eigenen Augen, vor allen
Leuten! And ein Iubel war das und ein Geschrei . . .
Endlich habe ich doch den Ainnbackenkrampf überwunden
gehabt und mich wieder ein bissel zusammengeklaubt und steh'
auf, geh hin und klopf dem Doktor
auf die Schulter, da dreht er sich
um, umarmt mich und fangt aufs
neue zu jodeln an, ich sei sein
Lebensretter und er werde mir das
nie vergessen sein Leben lang, und
so drückt hat er mich, daß ich gar
nimmer hab' schnaufen können.
Und daneben ist die Liesel ge-
standen, in jeder Hand ein Taschen-
tüchel und hat gerade hinaus ge-
heult. Vor Freud natürlich.
Ich weiß nicht, ich bin doch
sonst ein harter Knopf, mich macht
nicht leicht einer, wenn er mich
beim Gemütsgipfel erwischen will;
aber ich war halt so außer Rand
und Band, daß ich auch weich
worden bin und ganz hirntaxpig.
Liesel, hab' ich gesagt, ich — kann's
— nicht — mehr erschnaufen, leih
mir ein Sacktüchel!
„So viel Du magst, Papa,"
hat's gesagt. Und wie die zweie
gesehen haben, daß ich schwach
geworden bin, sind sie natürlich
mit aller Macht über mich her-
gefallen.
„Schau, Papa," hat die Liesel
gemeint, „Du hast ihm das Leben
gerettet, jetzt mußt Du auch ja
sagen, sonst wäre das die größte
Grausamkeit, die es geben kann,
sonst hättest ihn gescheiter hinunter-
stürzen lassen, dann wär' ich auch
nachgesprungen und jetzt wär' dann
alle Eual vorbei und wir wären
wenigstens im Tod vereint . . .
hu hu!"
*
„prrr! Schaun S', lieber Freund,
weil ich ihm das Leben rette, muß
ich ihm mein Mädel geben! Ein solcher Kohl! Habe nie
etwas Aehnliches gegessen . . . auf Ehre."
„Das ist aber gelungen," sprach Guttenberger, „dann darf
man ja gratulieren?"
Huber zog sämtliche Falten seines Gesichts zusammen, daß
er für einen, der ihn nicht näher kannte, fast schrecklich an-
zuschauen war.
„wissen S', dumm sind wir schon, aber."
Und nun glättete sich seine Miene wieder, er kniff
das linke Auge ein und im anderen blitzte es verräterisch auf.
„So einen Zufall, Herr Guttenberger, den gibt's nicht
leicht. Aber einen Telegraphen gibt's und Kanarienvögel, die
Hinterm Rücken ihrer Herren Eltern Planereien treiben. Die
Landung wird sich der Laubfrosch schon ein bissel wo anders vor-
gestellt haben .... na ja, ich kann nichts beweisen, drum will ich
auch nichts behaupten. Lassen wir's halt leben, Herr Guttenberger,
wir waren ja auch nicht anders, wie wir jung waren! Prost!"
Er trank und dann fuchtelte er wieder in der Luft herum,
als wenn er ganze Bienenschwärme verjagen müßte.