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Meggendorfer-Blätter — 58.1904 (Nr. 706-718)

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Nr. 710
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60

Meg gend orfer -B l ät 1 er, München

Der willekumm.

Mohl war sie frisch und hübsch und rund,
Lin Frühlingsblümelein,
Doch sie verbot als ungesund
Ihm den Altan und Wein!
Wie schwer es auch Herrn Dieter fällt —
Tieftraurig ward sein Sinn —>
Altan- und Kellerschlüssel hält
Sie in der Tasche drin.
Da bricht die blut'ge Fehde aus,
Herr Dieter zog zum Streit.
Sein Weibchen füllt das ganze Haus
Mit ihrem Herzeleid.

Da schläft sein Weib, die Hand am Hahn,
Den Kopf am Faß voll Wein.
Die Züge leuchten ihr iin Traum,
Das Näschen rötlich zart.
Sie zechte nicht im Kellerraum,
Nein, nach des Galten Art.
Am Boden steht ein Krüglein schwer,
verlockend, halb gefüllt.
Und Mondenschein und Sternenheer
Umkichern licht das Bild.

So manche Woche ging dahin,
Bis neu der Friede lacht,
Der viele Ehre und Gewinn
Herrn Dieter eingebracht.

Bald steht er vor des Heimes Tor,
Der Ruf des Harnes hallt;
Froh stürzt die Dienerschar hervor,
Und Gruß und Jubel schallt.

Und wenn hinfort die Sonne schwand
In düst'rem Abendgrau,
So zechen droben Hand in Hand
Herr Dieter und die Frau.

Da dreht sich um sich selber um
vor Freuden unser Held.
„Das ist der liebste willekumm
Mir auf der weiten Welt!"


„Wo ist mein Weib? Ich seh' es nicht!"
Das Herz wird ihm zu Eis.
Da raunt mit lächelndem Gesicht
Der Kellermeister leis:
„Die edle Fraue, daß Ihr's wißt,
Späht' aus nach Eurem Nah'n
Und wenn ich mich nicht irre, ist
Sie noch auf dem Altan."
Hei! Wie Herr Dieter windesschnell
Die Treppe aufwärts sprang,
Daß ihm wie Freudenglocken hell
Der lichte Panzer klang.
Bald steht er oben am Altan — —
Dort — — auf der Bank von Stein


Unbegreiflich.
— „ImReichstage sitzen meist ältere,
verheiratete Herren."
Backfisch: „Da begreife ich nicht,
daß die Frauenrechtlerinnen so
gern in den Reichstag kommen
möchten."

Ämpsindtich.
— „Was/Du baust einen neuen Wein¬
keller?"
— „Ja, durch meinen alten haben
sie die Wasserleitungsrohre
gelegt."

Moderne Ehe.
Sie: „Aber Eduard, so kann'es nicht
mehr gehen, das Dienstmädchen
pumpt uns keinen Pfennig mehr."
Er: „Dann können wir sie ruhig
entlassen."

Angewandte Achilosophie.
— „Sagen Sie, Herr Professor, wie
ist denn der arme psörtners-
junge zu den beiden Anzügen
gekommen?"
— „Durch Vererbung und An¬
passung!"

Nrieflnarkentp racke.
— „Kennen Sie die Briefmarken¬
sprache, Herr Maier?"
— „Nur teilweise .... wenn z. B.
auf einem Briefe von meinem
Neffen, dem Studenten gar keine
Marke klebt, so weiß ich schon,
was das heißt."

Was gilt.
<^cillst Du gelobt sein,
mußt Du schmeicheln,
Soll man Dich schätzen,
mußt Du heucheln,
verschwieg'nes Lieben achtet man für
Kühle:
Die Menschen wollen Worte,
nicht Gefühle.
W. M.

Dffeu.
Reicher Schwiegervater in sps:
„Auf eines muß ich noch auf-
merksam machen — wenn ich
Ihnen meine Tochter gebe, müssen
Sie jedenfalls das viele Rauchen
und Trinken aufgeben."
Bewerber: „Daran stoße ich mich
nicht — ich müßte das ja auch
aufgeben, wenn ich Ihre Fräulein
Tochter nicht bekäme."

Verantwortlicher Redakteur: Ferdinand Schreiber jr. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Gesterreich-Ungarn für Herausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien I.
Verlag von I. F. Schreiber in München und Eßlingen.
 
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