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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 36.1899 (Nr. 419-431)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16697#0057
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rNeggeiidor fcrs Humoristische Blätter.

^9

„)n aller welt"

Voshaft.

oder die beschleunigte Oerlobung.

(es steht jcdcm frei, zu zmei-
feln, ob sich denn wirklich
jemals ein so entsetzliches
tNißgeschick auf einc ehrbarc
Familie niedergescnkt habcn
soll, aber dennoch ist es dic
reinstc Mabrheit), also Rosa
sclbst nberraschtc sich eines
Tages bei dem hcimlichcn
Stoßseufzcr: „wcnn nur,
in allcr lvelt, nicht diese
Fcrien dazwischcn gekonnnen
wärenl"

Bnkel Paul, der gcradc
auf Bcsuch war, sagte wohl,
er wisse ein Nittcl gegcn
das ,Jn aller weltb Abcr
als man voller Frcude sragte,
was dcnn das siir ein llkittel
sei, so sagte er: „Schr cin-
fachl Sagt nur statt: In
aller welt, jedesmal, ,zuni
Teufell'" Rosa jcdoch er-
klärte, enttäuscht und vcr-
drossenen Gesichtes, daß da-
niit nichts gebcssert sei. Lin
gebildeter INensch, z. B.
vr. Schwarz, wiirde ganz
gcwiß dic Nase dariiber
rümpfen, wenn er jcden
Augenblick „zum Tcufcl!"
sagcn hörte. Ia, dics wäre
eigcntlich noch viel diiniiner
als das andere. Und als
der Bnkel sagte: „Nun gut,
so sagt meinetwegen ,zuni
Kuckuckb" so erklärte Rosa
niit kauni unterdrücktcr Lnt-
riistung, daß sie, wenn der
Gnkel nichts anderes wisse,
snr solchc Ratschlägc dankc.

Und sie ging hinaus und
hatte Thränen in den
wimpcrn. Nun war aber
Or. Schwarz an diesem Tage
gerade von seiner Reise zu-
riickgekehrt und kam, scinen Besuch machen. Und als er Rosa so entsctzlich bctriibt
sah, hob cr die bjändc znm Kopf und rief: „Fräulcin Rosa, in allcr welt, was
habcn Sie dcnn?" Rosa abcr, als sic dcn verhaßtcn Ausdruck — kaum konnte sie
ihren Ghren trauen! — aus des Doktors eigencm Mundc vernahm, gerict in einen
wahnsinnigen wirbel der Freudc. „G, jctzt nichts mchrl" sties; sie aus und war so
sehr außer sich geraten, daß sie crst an dcr Brust des Doktors cinen Ljalt fand. Nun
waren ihr abcr vater, Mutter, Bruder und Gnkel nachgegangen, aus Furcht, sic
könnte sich etwas anthun, und ivie sie nun Augenzeugen des Tcte-a-tete wurden,
klatschten sie in die lsände und ricfcn: „Jn allcr welt, ist das aber schnell gegangcn!
Gratuliere, gratuliere!" Der Doktor abcr, dcr kcinc blasse Ahnung gehabt hatte,
von Rosa so heiß geliebt und ersehnt zu wcrden, lietz sich das gefallcn und murmelte:
„Rettungslos vcrlobt I" — Gleich nach der lsochzeit bekam Ludwig von der Schwestcr
drei Dukatcn zugeschickt. „Was, in aller wclt, mag der Göre cingcfallen scin?
Die und freigcbig I Na, gut werden sic mir bekommen!" „ i „ ci —

Alte Aokette: „Ictzt habc ich mcinen Papagci so wcit gebracht, daß cr ,süßes Mäuscherck und
cherzigos Täubchen^ zu mir sagt."

kjerr: „Zu Ihncn? Aber das ist ja ein wundcr der Dressur!"

Die Ännehmtichkeisen eines
Vereinsvorstehers.

Aus der Mabbe eines gemiehdlichen Sachsen.

E-'ie manchcr Mann in'n Schdäddchen
Doch gärn ä Amd annimmd,

Där schon nach wenig lvochen
A Glageliod anschdimmdl

Es hackd Sic oss dc „Schbidze"

Sic wärklich alles 'ncin.

Mer gießd Sio dän vorschdeher
viel wärmuhd in den wein.

Da grichd gar manche Frcindschafd
Än'n schmählich, beesen Riß.
wecß Gnäbbchen, 's is an'n bässden,
wenn mcr Sie gar nischd is.

Emil Hnntsch.
 
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