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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 47.1901 (Nr. 562-574)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16557#0024
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20

Meggendorfers Hurnoristische Blätter.

Verungtückte Äatanterie.

Lserr (zur Aerztin, Or. msä.): „Ach wie liebenswürdig Sie sindl Ich fürchte, Ihre Rranken
wollen gar nicht wieder gesund werdenl"

Der Äesreite Mell'.

n einem Lserbstabend — die Lsühnerjagd war gerade
aufgegangen — saßen im Dorfgasthause ,zu den drei
bsaseiä eine Anzahl sonnegebräunter Nimrode hinter
schäumenden Bierkrügen und beschlofsen so bei köstlichem Durst
würdig das sröhliche Iagen. Man hatte im Schweiße seines
Angesichts sast den ganzen sonnigen Tag über der hühner-
mordenden Feldjagd obgelegen. Die reiche Anzahl der an den
kjühnergalgen der Iagdtaschen baumelnden ,5tilleben' sowie
die japsend, mit lechzenden Zungen in der Gaststube kreuz und
quer herumliegenden, natürlich ,ganz hervorragenden' vier-
beinigen Lserren Iagdgenossen legten davon beredtes Zeugnis
ab. Um so beredter, als diese noch durch sortwährendes lautes
Gähnen ein dringendes Ruhebedürfnis kund gaben.

Tell, der bildschöne Lsühnerhund des Rittergutsbesitzers
v. Schalkowius, rekelte sich jedoch nicht mit den andern aus
dem Fußboden herum, sondern saß verständig neben seinem
L)errn mit einer gewiß'en, etwaige plumxe vertraulichkeiten
der Genossen entfernt haltenden lVürde.

„lvas hat denn Ihr Tell da auf beiden Seiten des Lsals-

von Bodo Zeihe.

bandes sür blanke Rnöxse, lieber Schalkowius?" sragte ein
Gutsnachbar über den Tisch herüber.

„Das sind veritable Gefreitenknöxse, meine Herren . . .
gelt, da gucken Sie?I — Nämlich mein braver Lsund ist nicht
nur jagdlich hervorragend veranlagt, sondern nebenbei auch
militärisch. wirklich, Sie können mir's glaubenl Nach dem
Manöver, das wir vor drei Iahren hier in der Gegend hatten,
wurde er deshalb auch in richtiger würdigung seiner verdienste,
ruhmgekrönt zum Gefreiten besördert . . . jawohll"

„Nanu?I"

„ksm, 's war 'ne tolle Geschichtel lNir war sie damals
aus naheliegenden Gründen ein bißchen xeinlich. Na, abec
jetzt . . . nach so langer Zeit . . . ach was! . . . wenn es
Ihnen recht ist, will ich sie Ihnen erzählen, meine lserren:

wie Sie wiffen, steht mein ältester Iunge drüben in 5k.
bei den Iägern. Der Tell hier, der Lseld meiner Geschichte,
ist ein Ableger von seiner ,Sentä — beides eingetragene
Llternl Damals, zur Zeit jenes lNanövers, war der Röter
gerade füns lNonate alt und, wie das nun einmal in so einem
 
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