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Lothar Meggendorfers humoristische Blätter — 10.1892 (Nr. 79-91)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20905#0031
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L. LUeggendorfers Humoristische Blätter.

6Lrnn ich rin ^önlrin wär'.

Hräulern (siugend): „wenn ich ein Döglein wär' . . .
ch err: „wär' ich längst schon zum Henster hinaus!"

--

IDas aurerikanische IDuell.

Herr Lugen thumpelmeier begab sich an diesem
Abende, nachdein er noch eine Unmasse von iLriesen
geschrieben hatte, ziemlich srühzeitig zu Bette, aber
er war zu aufgeregt, um schlasen zu können, und
stöhnend wars er sich daher von ciner Seite aus die
andere. Spät erst schlies cr ein; aber es waren keine
lieblicksen Lraumbilder, die ihn umgaukelten, son-
dern wilde blutige ^eenen schreckten ihn, so daß
er oft mit einem lauten Ausschrei von seinem Lager
emporsuhr. Linmal sah er sich eingeschlossen in ein
stoeksinsteres Aimmer, das nur blitzartig erhellt
wurde durch die Heuerraketen, die aus dem Revolver
des sürchterlichen Schlaginger zuckten, der ihn wie
die Aatze die Ulaus im Aimmer imrherjagte. Lin
anderes Ukal besand er sich in einer düsteren wald-
gegend und sein Todfeind Schlaginger stand ihm
gegenüber. Äe waren Äeide mit rasiermesserscharsen
Aäbeln bewastnet und hieben wie wütend aus
einander los. And der entsetzliche Schlaginger
wuchs plötzlich in's Riesenhafte und rollte ihm
Augen entgegen so groß wie Mühlenräder. And
immer schneller und schneller hieb er aus ihn ein
und trennte ihm zuerst den Haarschops vom Aopse,
dann das rechte Dhr, dann das linke, die Rase, die
Arme und schlreßlich die Beine und zuletzt spießte
er ihn gar noch mit einem gräßlichen Hohngelächter
wie eine Lerche an den Boden. In Schweiß ge-
badet suhr Humpelmeier in die Höhe und starrte
schaudernd im (Aimmer umher.

Ls war bereits heller Tag und mit Akacht schlug
Iemand an die Chüre seines Alohnzimmers. Herr
^umpelmeier erkannte die Stimme seines Hrenndes
und östnete zögernd die Chüre. „Cer A)agen wartet
schon unten," sagte der Ankömmling, „und Tu
bist noch nicht angekleidet? Ls ist die höchste ^eit;
denn es ist eine hübsche Äreeke bis zum Alaldwirts-
hause und gar zu lange dürfen wir den C-egner
nicht warten lassen."

Hröstelnd und schaudernd vervollständigte der
unglückliche Cuellant seine Coilette, händigte den
^ ^chliissel zu seiner Alohnung und die Briese der
Hauswirtin ein und wurde dann von A)ortmann in die
^ vor dem Hause wartende Autsche geschoben.

Rach Rerlaus einer halben Ltunde war die
j waldschenke, in welcher das Cuell stattsinden sollte,
erreicht. Humpelmeier warf, während der rotnasige
A)irt sich Wortmann näherte und ihm zuslüsterte,
j daß die Herren bereits oben im Caale aus sie
j warteten, verzweislungsvolle Blicke nach einem nahen
Cickicht und schien nicht übel Lust zu haben, noch
im letzten Augenblicke sein Heil in der Hlucht zu
suchen. Aber Alortmann, der etwas Aehnliches be-
sürchten mochte, preßte den Arm des Kreundes sest
in den seinen und zog den Allderstrebenden mit sich
sort. Als sie in den Canzsaal traten, welcher von
Ltudentenverbindungen häufig als Pauklokal benützt
i wurde, crhoben sich die bereits anwesenden Herren
von ihren ^itzen und näherten sich ihnen. Rachdem
 
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