T. Neggendorfers Humoristische Llätter.
22
Das amerikanifche Tuell.
man sich gegenfeitig begrüßt, wurden die
^lätze wieder eingenommen nnd Tvortmann
verlas hierauf ein Cchriftstück, in welchem die
näheren Bedingungen des Tuells festgefetzt
waren. Tie beiden Tuellauten, die fast stimm-
los vor Angst auf ihren Ctühlen faßen, er-
klärten fieh mit Rllem einverstanden und das
Lchriftstück wurde hierauf von ihnen und den
übrigen therren unterzeichnct.
Als dies gefchehen war, wurden die
Aorbereitungen zuin Aweikampfe getrosten.
Atortmann fchloß die Hensterläden in dem
großen ^remdcnzimmer neben dem Canzfaale
und ließ Cifche und Ctiihle aus demfelben
entfernen. Ten beiden Cuellanten wurden
dann die Augen mit einem Cuch verbunden
und ihnen die ttiordwaffen in die Hände
gedrückt. Hicrauf führte man sie in das ver-
dunkelte Iimmer und teilte ihnen mit, wenn
sie bis auf Hundert gezählt, dürften sie die
Ainden abnehmen und die Heindseligkeiten
nach Aelieben eröstnen. Wortmann schloß
nun fchmunzelnd die Chüre, drehte den
Achlüffel um und die Herren begaben fich
wieder in den Canzfaal, um bei vollen
Cläfern den Ausgang des Cuells abzuwarten.
Cie Stunde, die die beiden Gegner nach
Belieben benützen konnten, um einander den
Caraus zu machen, war vorüber; aber in der
Aammer rührte und regte fich immer noch
nichts. „Meine Herren," fagte Wortmann,
„ich denke, wir wollen einmal nachfehen,
was die Aeiden eigentlich treiben; denn diefe
Ctille im Aimmer ist wirklich unheimlich!"
Lr zündete eine Aerze an, schloß die Chüre
zur Cunkelkammer auf und trat, während
die Uebrigen nachdrängten, mit hochgehal-
tenem Tichte in das Iimmer. Casf elbe war leer.
„Hoho!" riefWortmann. „Aiemand da?
Cie Aögel werden doch nicht ausgeflogen sein
oder fich mit C>tumpf und Ctiel aufgefreffen
haben? Allr wollen doch einmal nachfehen!"
2n der einen Aimmerecke stand ein
Hremdenbett und hart neben der Chüre ein
großer Aleiderkasten. Alortmann winkte den
Dreunden lachend zu und, während er fich auf
den Boden nicderkauerte und unter das Aett
leuchtete, rißen die Aebrigen die Chüre des
Aleiderkastens auf, und fiehe da! Anter dem
Aette lag, die Aeiue und Arme dicht an den
Ceib gezogen und mit Ctaub und Cpinn-
weben bedeckt, Herr Humpelmeier; aus dem
Aasten aber wurde fein Cegner, der sich unter
einen Haufen alter Aleidungsstücke verkrochen
hatte, halberstickt hervorgezogen. Cprachlos
standen die beiden Heldenjünglinge einen
Augenblick fich gegenüber, dann aber rannten
fie faft gleichzeitig aus der Chüre und stürz-
ten die erreppe hinab. Cautes Selächter
fchallte ihnen nach.
Am anderen Cage waren die beiden mit
Aack und pack aus der Ctadt verfchwunden
und Alortmann, der fich die Rivalen für
immer vom tzalse gefchastt hatte, führte einige
A)ochen fpäter die fchöne Iulia heim. Bei der
Hochzeit ging es äußerst lustig zu und Ctost ^
zum Lachen lieferte vor Allem das ameri-
kanische Cuell.
V.euto blttlzt das V.öslrin noch!
cute blübt das Aöslein noch —
tAargen bricht es schon der Atind. —
Gleichft dem Bliimlein nnr zn sebr,
Dn, mein baldes, trantes Aind I
Aimm dein cherz oor Lieb' in )lcht,
Oie nnr kosend 2iißes sxricht —
5olchc Liebe gleicht dein tNind,
Der die Rosen knßt nnd bricht.
F. H. Kanowski.
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Das amerikanifche Tuell.
man sich gegenfeitig begrüßt, wurden die
^lätze wieder eingenommen nnd Tvortmann
verlas hierauf ein Cchriftstück, in welchem die
näheren Bedingungen des Tuells festgefetzt
waren. Tie beiden Tuellauten, die fast stimm-
los vor Angst auf ihren Ctühlen faßen, er-
klärten fieh mit Rllem einverstanden und das
Lchriftstück wurde hierauf von ihnen und den
übrigen therren unterzeichnct.
Als dies gefchehen war, wurden die
Aorbereitungen zuin Aweikampfe getrosten.
Atortmann fchloß die Hensterläden in dem
großen ^remdcnzimmer neben dem Canzfaale
und ließ Cifche und Ctiihle aus demfelben
entfernen. Ten beiden Cuellanten wurden
dann die Augen mit einem Cuch verbunden
und ihnen die ttiordwaffen in die Hände
gedrückt. Hicrauf führte man sie in das ver-
dunkelte Iimmer und teilte ihnen mit, wenn
sie bis auf Hundert gezählt, dürften sie die
Ainden abnehmen und die Heindseligkeiten
nach Aelieben eröstnen. Wortmann schloß
nun fchmunzelnd die Chüre, drehte den
Achlüffel um und die Herren begaben fich
wieder in den Canzfaal, um bei vollen
Cläfern den Ausgang des Cuells abzuwarten.
Cie Stunde, die die beiden Gegner nach
Belieben benützen konnten, um einander den
Caraus zu machen, war vorüber; aber in der
Aammer rührte und regte fich immer noch
nichts. „Meine Herren," fagte Wortmann,
„ich denke, wir wollen einmal nachfehen,
was die Aeiden eigentlich treiben; denn diefe
Ctille im Aimmer ist wirklich unheimlich!"
Lr zündete eine Aerze an, schloß die Chüre
zur Cunkelkammer auf und trat, während
die Uebrigen nachdrängten, mit hochgehal-
tenem Tichte in das Iimmer. Casf elbe war leer.
„Hoho!" riefWortmann. „Aiemand da?
Cie Aögel werden doch nicht ausgeflogen sein
oder fich mit C>tumpf und Ctiel aufgefreffen
haben? Allr wollen doch einmal nachfehen!"
2n der einen Aimmerecke stand ein
Hremdenbett und hart neben der Chüre ein
großer Aleiderkasten. Alortmann winkte den
Dreunden lachend zu und, während er fich auf
den Boden nicderkauerte und unter das Aett
leuchtete, rißen die Aebrigen die Chüre des
Aleiderkastens auf, und fiehe da! Anter dem
Aette lag, die Aeiue und Arme dicht an den
Ceib gezogen und mit Ctaub und Cpinn-
weben bedeckt, Herr Humpelmeier; aus dem
Aasten aber wurde fein Cegner, der sich unter
einen Haufen alter Aleidungsstücke verkrochen
hatte, halberstickt hervorgezogen. Cprachlos
standen die beiden Heldenjünglinge einen
Augenblick fich gegenüber, dann aber rannten
fie faft gleichzeitig aus der Chüre und stürz-
ten die erreppe hinab. Cautes Selächter
fchallte ihnen nach.
Am anderen Cage waren die beiden mit
Aack und pack aus der Ctadt verfchwunden
und Alortmann, der fich die Rivalen für
immer vom tzalse gefchastt hatte, führte einige
A)ochen fpäter die fchöne Iulia heim. Bei der
Hochzeit ging es äußerst lustig zu und Ctost ^
zum Lachen lieferte vor Allem das ameri-
kanische Cuell.
V.euto blttlzt das V.öslrin noch!
cute blübt das Aöslein noch —
tAargen bricht es schon der Atind. —
Gleichft dem Bliimlein nnr zn sebr,
Dn, mein baldes, trantes Aind I
Aimm dein cherz oor Lieb' in )lcht,
Oie nnr kosend 2iißes sxricht —
5olchc Liebe gleicht dein tNind,
Der die Rosen knßt nnd bricht.
F. H. Kanowski.