Q Meggendorfers tzumoristische Blätter.
chch
^^rellen; befohlen.
Von Theodor Müller.
'V^'^it dem Glockenschlage 11 Ahr betrat Divisions-
^ Kommandeur von Grotten von seiner Dienst-
wohnung her sein Rapportzimmer.
„Guten Morgen, Herr Adjutanh" nickte er diesem
auf dessenVerbeugnng zu, „Vieles zu erledigen heute?"
„Ri6)t eben besonders, Lxcellenz, es sind einige
Herren zu dienstlichen Akelduugen im Dorzimmer."
„Ist vielleicht zufällig der Premierlieutenant
Hohenberg darunter?"
„Rein, Lxcellenz."
„Glauben Sie, daß er jetzt zu erreichen sein
wird?"
„§>ewiß, Lxcetlenz, bei seinem Tiensteifer besiudet
er sich zu dieser Atunde sicher in der Aaserne."
„Run dann, bitte, telesonieren Lie doch 'mal
zu den Dragonern hiniiber; machen Aie dem Herrn
Aommandeur mein Aomplimeut uud ersuchen Lie
ihn, den flremierlieutenant sosort herüberzubesehlen..
die Herren, welche da sind, köunen der Reihe nach
eintreten!" — Ter Letzte der sich Akeldenden hatte
eben den General verlassen, als der f)remier-Lieu-
tenant von Hohenberg das Adjutanteuziuuner betrat.
Liue hohe schlauke Gestalt mit hübschem ge-
bräuntem Gesicht, kurzen, krausen tiesschwarzen
Haaren und eiuem hinausgezogeuen ebeusolchen
Achmlrrbarte, unler dem die schueeweißen Aähne her-
vorblitzten, war er eine echt soldatische Lrscheinung,
welcher die klnisorm vortresflich stuud. Rur eiues
wollte nicht zu dcm militärischeu Canzeu passcir, uud
das hatte ihm uuter den Aameraden auch schon
lauge einen Lpitznamen eingetragen: !rlkan hieß ihu
den Herrn von Idealien — der weiche Älick
der blauen, etwas schwärmerischen Augen!
Aeine Krage uach dem Regehr des Generals
wurde von denr Adjutanten durch Achselzucken uud
ein: „k)abe keine Ahuung, Herr Aamerad, werde
Lie sofort melden!" erwidert uud, kaum hatte cr eineu
bedaueruden Alick aus seine Reitstiefel geworfeu,
von dencn, dcr Lile wegeu, der seiue braune Lohstaub
nicht hatte eutsernt werden könneu, als ihn auch
schon eine bezeichnende Haudbeweguug des Ädjutan-
ten eiulud, vor den General zu komuien.
„k)or Allem," beganu derselbe, uachdem er auf
die Äerbeugung des Lieutenants leicht den Aopf
gesenkt hatte „sind Aie dienstsrei oder haben Lie
eben den lDienst unterbre6)en müssen?"
„Reiu, Lxcellenz, ich hatte bis ls klhr Reitschule,
blieb aber dann noch aus der Rahu, uur zuzusehen."
„Dienstfrei also; gut! Ich habe 5ie rusen lassen,
uur Ihuen zwei Kragen zu stelleu. Lrstens: Rlie
steht es mit Ihrer Rorbereituug zur Akademie?"
„Lxcellenz, ich glaube, autworten zu dürsen,
daß ich jede Itunde bereit bin, die j)rüsung mit
Lrsolg machen zu köuueu."
„Gut, daun kommcn wir also zur zweitcu, eiuer
f)rivat-§rage: )vie komuit es", die Lxcellenz
sprach das mit ziemlich rauhem Ioue uud schien
dabei größer zu werden, „daß Iie in der letzten Aeit
eine 2ame, der Iie noch vor Rurzem den ausfalleud-
sten Rorzug vor sämtlichen andereu gabeu, iu eiuer
A)eise vernachlässigen, die allgemeiu aufsällt . . . .
ein Hräuleiu, dessen herrliche chcistes- und k)erzeus-
Ligenschasten von der gauzeu CeseUschaft uud spezicll
von meiner Hamilie, in der sie sast stäudig verkehrt,
bewundert werden. Ihr Renehmen ist um so aus-
sallender, als nian Ihre Aerbinduug mit dem Kräu-
lein schon als ausgemacht annahm. R)er Augeu
hatte, zu sehen, mußte erkenuen, daß Ihnen das
Hräulein gewogeu, daß sie glücklich in Ihrer Rähe
war!
RUssen Iie deuu nicht, daß Iie durch solchcs
Gebahreu diese Dame aus das Lmpfiudlichste kränkeu,
daß Iie dadurch ihren Rus schädigeu?
T-as aber werde ich uicht duldeu, ineiu ^err
Lieuteuant, ich, ich selbst wcrde die arme Toppel-
waise in Ichutz dagegeu nehmeu!"
Die Lxcelleuz hatte sich in Iorn gesprocheu.
Das weiße k)aar und die gerötete Gesichtssarbe stachen
grell gegeu eiuauder ab. Auch der Iieuteuant war
sehr erregt. Ieit die Rcrhaudlung begouueu hatte,
privaten Lharakter anzuuehmeu, giug und kam die
^arbe auf seiuem Gesichte. Lr wollte, da der
iKeueral eine Pause machte, zu sprechen begiuncn,
aber kurz und gebieterisch verbot ihm das eine Haud-
beweguug desselbeu und gesteigerten Coues fuhr er fort:
„Ich will nicht hosseu, daß einer der mir uuter-
stellten Csfiziere sein so gut wie gegebenes A)ort
aus kleinlichem Ligennutze breche — denn nur dies
kaun der Gruud Ihres veränderten Reuehmeus seiu ..
eiuen solchen Cffizier, k)err Lieutenaut, würde ich. ."
Cie Lxcelleuz uuterdrückte das RRitere, als sie
iu das Antlitz des Lieuteuauts sah, das jeden Rluts-
tropseu verloreu hatte; er merkte, daß er sich zu weit
habe fortreißeu lassen uud sagte deshalb nach eiuer
kleiuen Pause uud in wesentlich milderer Couart:
„Redeu Iie!"
Lieutenaut Hohenberg beganu mit stockender
Itimnie, die aber allmählig sester uud nach uud
uach so klaugvoll wie gewöhulich wurde:
„Lxcelleuz! Ieitdem ich Hräuleiu von Liudeu
kennen lerute, stuud es bei mir fest, daß ich mir ihre
Iiebe erringeu wollte, und es erfüllte mich mit un-
endlicher Ieligkeit, zu sehen, daß das ^räulein nicht
gleichgültig gegen mich war; sie eiust ganz zu besitzen,
war meiu höchster Eedanke. Ich hielt sie nicht sür
reich, ihr gauzes Auftreteu, sich C>eben deutete nicht
daraus uuö ich träumte schon von eiuem sreuudlichen
Heim, das ich ihr bereiten wollte, wenu ich eiust
Rittmeister sein würde . .. ich wurde erst durch die
Aameraden, die mir zu solch' „kolossaler" Partie, wie sie
das Hräuleiu uanuten,gratulierteu, darüber aufgeklärt.
Ciesem Atädchen gegeuüber aber hätte ich meiue
R)erbung, von der sie uud Audere denken konnteu,
dieselbe gelte uicht uur ihrer Persou allein, sou-
deru auch ihrem Gelde, nicht über die Lippen ge-
bracht; deun ich biu ihr uichts weniger als eben-
bürtig iu Rezug aus Rermögeu. Io zog ich mich
denn zurück . . . und ich brächte es auch jetzt uoch
nicht sertig, sie uin ihre Hand zu bitten — sie hat
zu viel Keld."
T-ie Akiene des Tenerals war, je weiter der
Lieuteuaut sprach, immer erstaunter geworden und,
als er uuu geeudet halte, war es ihm unmöglich,
eiu Lächelu zu uuterdrückeu.
„Akerkwürdig!" sagte er. „Ich habe sich schon
manches Rerhältnis wegen des Tegenteils zer-
schlagen seheu — Ihr Kall ist mir aber vollständig
neu! Aber, Icherz bei Ieite, angenehm ist mir au
der Iache, daß ich Iie verkannt habe — ich
bitte Iie deshalb herzlich um Lntschuldiguug. Ich
dachte nämlich, Iie hätten sich zurückgezogen, weil
Ihuen bekauut geworden sei, daß Hräulein von Tinden
in der letzten Ieit Verluste an ihrem Rermögcn
gehabt habe . . verzeihen Iie mir, ich kaun nicht
chch
^^rellen; befohlen.
Von Theodor Müller.
'V^'^it dem Glockenschlage 11 Ahr betrat Divisions-
^ Kommandeur von Grotten von seiner Dienst-
wohnung her sein Rapportzimmer.
„Guten Morgen, Herr Adjutanh" nickte er diesem
auf dessenVerbeugnng zu, „Vieles zu erledigen heute?"
„Ri6)t eben besonders, Lxcellenz, es sind einige
Herren zu dienstlichen Akelduugen im Dorzimmer."
„Ist vielleicht zufällig der Premierlieutenant
Hohenberg darunter?"
„Rein, Lxcellenz."
„Glauben Sie, daß er jetzt zu erreichen sein
wird?"
„§>ewiß, Lxcetlenz, bei seinem Tiensteifer besiudet
er sich zu dieser Atunde sicher in der Aaserne."
„Run dann, bitte, telesonieren Lie doch 'mal
zu den Dragonern hiniiber; machen Aie dem Herrn
Aommandeur mein Aomplimeut uud ersuchen Lie
ihn, den flremierlieutenant sosort herüberzubesehlen..
die Herren, welche da sind, köunen der Reihe nach
eintreten!" — Ter Letzte der sich Akeldenden hatte
eben den General verlassen, als der f)remier-Lieu-
tenant von Hohenberg das Adjutanteuziuuner betrat.
Liue hohe schlauke Gestalt mit hübschem ge-
bräuntem Gesicht, kurzen, krausen tiesschwarzen
Haaren und eiuem hinausgezogeuen ebeusolchen
Achmlrrbarte, unler dem die schueeweißen Aähne her-
vorblitzten, war er eine echt soldatische Lrscheinung,
welcher die klnisorm vortresflich stuud. Rur eiues
wollte nicht zu dcm militärischeu Canzeu passcir, uud
das hatte ihm uuter den Aameraden auch schon
lauge einen Lpitznamen eingetragen: !rlkan hieß ihu
den Herrn von Idealien — der weiche Älick
der blauen, etwas schwärmerischen Augen!
Aeine Krage uach dem Regehr des Generals
wurde von denr Adjutanten durch Achselzucken uud
ein: „k)abe keine Ahuung, Herr Aamerad, werde
Lie sofort melden!" erwidert uud, kaum hatte cr eineu
bedaueruden Alick aus seine Reitstiefel geworfeu,
von dencn, dcr Lile wegeu, der seiue braune Lohstaub
nicht hatte eutsernt werden könneu, als ihn auch
schon eine bezeichnende Haudbeweguug des Ädjutan-
ten eiulud, vor den General zu komuien.
„k)or Allem," beganu derselbe, uachdem er auf
die Äerbeugung des Lieutenants leicht den Aopf
gesenkt hatte „sind Aie dienstsrei oder haben Lie
eben den lDienst unterbre6)en müssen?"
„Reiu, Lxcellenz, ich hatte bis ls klhr Reitschule,
blieb aber dann noch aus der Rahu, uur zuzusehen."
„Dienstfrei also; gut! Ich habe 5ie rusen lassen,
uur Ihuen zwei Kragen zu stelleu. Lrstens: Rlie
steht es mit Ihrer Rorbereituug zur Akademie?"
„Lxcellenz, ich glaube, autworten zu dürsen,
daß ich jede Itunde bereit bin, die j)rüsung mit
Lrsolg machen zu köuueu."
„Gut, daun kommcn wir also zur zweitcu, eiuer
f)rivat-§rage: )vie komuit es", die Lxcellenz
sprach das mit ziemlich rauhem Ioue uud schien
dabei größer zu werden, „daß Iie in der letzten Aeit
eine 2ame, der Iie noch vor Rurzem den ausfalleud-
sten Rorzug vor sämtlichen andereu gabeu, iu eiuer
A)eise vernachlässigen, die allgemeiu aufsällt . . . .
ein Hräuleiu, dessen herrliche chcistes- und k)erzeus-
Ligenschasten von der gauzeu CeseUschaft uud spezicll
von meiner Hamilie, in der sie sast stäudig verkehrt,
bewundert werden. Ihr Renehmen ist um so aus-
sallender, als nian Ihre Aerbinduug mit dem Kräu-
lein schon als ausgemacht annahm. R)er Augeu
hatte, zu sehen, mußte erkenuen, daß Ihnen das
Hräulein gewogeu, daß sie glücklich in Ihrer Rähe
war!
RUssen Iie deuu nicht, daß Iie durch solchcs
Gebahreu diese Dame aus das Lmpfiudlichste kränkeu,
daß Iie dadurch ihren Rus schädigeu?
T-as aber werde ich uicht duldeu, ineiu ^err
Lieuteuant, ich, ich selbst wcrde die arme Toppel-
waise in Ichutz dagegeu nehmeu!"
Die Lxcelleuz hatte sich in Iorn gesprocheu.
Das weiße k)aar und die gerötete Gesichtssarbe stachen
grell gegeu eiuauder ab. Auch der Iieuteuant war
sehr erregt. Ieit die Rcrhaudlung begouueu hatte,
privaten Lharakter anzuuehmeu, giug und kam die
^arbe auf seiuem Gesichte. Lr wollte, da der
iKeueral eine Pause machte, zu sprechen begiuncn,
aber kurz und gebieterisch verbot ihm das eine Haud-
beweguug desselbeu und gesteigerten Coues fuhr er fort:
„Ich will nicht hosseu, daß einer der mir uuter-
stellten Csfiziere sein so gut wie gegebenes A)ort
aus kleinlichem Ligennutze breche — denn nur dies
kaun der Gruud Ihres veränderten Reuehmeus seiu ..
eiuen solchen Cffizier, k)err Lieutenaut, würde ich. ."
Cie Lxcelleuz uuterdrückte das RRitere, als sie
iu das Antlitz des Lieuteuauts sah, das jeden Rluts-
tropseu verloreu hatte; er merkte, daß er sich zu weit
habe fortreißeu lassen uud sagte deshalb nach eiuer
kleiuen Pause uud in wesentlich milderer Couart:
„Redeu Iie!"
Lieutenaut Hohenberg beganu mit stockender
Itimnie, die aber allmählig sester uud nach uud
uach so klaugvoll wie gewöhulich wurde:
„Lxcelleuz! Ieitdem ich Hräuleiu von Liudeu
kennen lerute, stuud es bei mir fest, daß ich mir ihre
Iiebe erringeu wollte, und es erfüllte mich mit un-
endlicher Ieligkeit, zu sehen, daß das ^räulein nicht
gleichgültig gegen mich war; sie eiust ganz zu besitzen,
war meiu höchster Eedanke. Ich hielt sie nicht sür
reich, ihr gauzes Auftreteu, sich C>eben deutete nicht
daraus uuö ich träumte schon von eiuem sreuudlichen
Heim, das ich ihr bereiten wollte, wenu ich eiust
Rittmeister sein würde . .. ich wurde erst durch die
Aameraden, die mir zu solch' „kolossaler" Partie, wie sie
das Hräuleiu uanuten,gratulierteu, darüber aufgeklärt.
Ciesem Atädchen gegeuüber aber hätte ich meiue
R)erbung, von der sie uud Audere denken konnteu,
dieselbe gelte uicht uur ihrer Persou allein, sou-
deru auch ihrem Gelde, nicht über die Lippen ge-
bracht; deun ich biu ihr uichts weniger als eben-
bürtig iu Rezug aus Rermögeu. Io zog ich mich
denn zurück . . . und ich brächte es auch jetzt uoch
nicht sertig, sie uin ihre Hand zu bitten — sie hat
zu viel Keld."
T-ie Akiene des Tenerals war, je weiter der
Lieuteuaut sprach, immer erstaunter geworden und,
als er uuu geeudet halte, war es ihm unmöglich,
eiu Lächelu zu uuterdrückeu.
„Akerkwürdig!" sagte er. „Ich habe sich schon
manches Rerhältnis wegen des Tegenteils zer-
schlagen seheu — Ihr Kall ist mir aber vollständig
neu! Aber, Icherz bei Ieite, angenehm ist mir au
der Iache, daß ich Iie verkannt habe — ich
bitte Iie deshalb herzlich um Lntschuldiguug. Ich
dachte nämlich, Iie hätten sich zurückgezogen, weil
Ihuen bekauut geworden sei, daß Hräulein von Tinden
in der letzten Ieit Verluste an ihrem Rermögcn
gehabt habe . . verzeihen Iie mir, ich kaun nicht