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64. Rötelzeichnung, gegen 1862.

0,45 : 0,24.

Ehemalige Sammlung Henri Rouart, Paris.

DIE OLYMPIA

Mit anderen Gefühlen stehen wir vor dem zweiten Hauptwerk
der Jugend. Wir begreifen nicht mehr, warum die Ver-
waltung des Salons von 1865 zwei Diener neben das Bild stellen
mußte, um es vor den Stöcken der Besucher zu schützen; noch
weniger, daß man die „Olympia“ mit derselben Kritik abzutun ver-
suchte, die sich gegen den Realismus Courbets empört hatte.
Uns überrascht heute kaum noch die Naturwahrheit in dem Bilde.
An Natur hat man uns seitdem unendlich viel mehr geboten, und
wir sind nicht sonderlich reicher dadurch geworden. Wir be-
wundern den Stil trotz der hundert Arten von Stilisierungen, die
uns seitdem geboten worden sind. Wir diskutieren nicht mehr,
ob es erlaubt ist, eine schwarze Katze neben eine nackte Frau
zu setzen — ein Detail, das damals Ströme von Tinte fließen
ließ —, sondern über die Mittel und Wege, die einen Menschen
von dreißig Jahren dahin brachten, das, was er zu sagen hatte,
so vollendet zu sagen. Die Olympia ist kurz nach dem Dejeuner
sur l’herbe, noch in demselben Jahre entstanden, und in der winzigen
Zeit ist aus dem kühnen Neuling, der den Reichtum nicht bergen
konnte, der in der Not, den rechten Ausdruck zu finden, zu primi-

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