Die Themen geben Beiträge zur Analyfe des Künft-
lers. Wir finden die Altäre, zu denen er betete, Raffael,
Michelangelo, Pouffin, und bedauern, daß er nicht Ge-
legenheit fand, feine Gedanken über feinen entfchei-
dendften Vorgänger, Rubens, der eine fo glänzende Rolle
im Journal fpielt, und über Tizian, dem er fpäter fo
nahe kam, in einem Effay zufammenzufaffen. Dafür
werden Zeitgenoffen wie Gros, Prudhon und der in
unferen Tagen ganz vergeffene Charlet gefeiert. Seinem
Lehrer Gros zahlt der dankbare Schüler übertriebenen
Tribut. Als er 1855 die „Schlacht von Abukir“ in Ver-
failles wiederfleht, erfchrickt er über die Mängel des
einftigen Idols. Ebenfowenig würdig feines Interpreten
erfcheint uns Lawrence, deffen lebensgroßes Bildnis
Pius VII. (in Windfor-Caftle) in einem Auffatz des
Dreißigjährigen gefeiert wird. Man muß fich der Reife
Delacroix’ nach England im Jahre 1825 erinnern, des
Einflußes Conftables, den feine jugendliche Generofität
überfchätzte und der ganzen englifchen Schule danken
zu müffen glaubte. Aber auch diefe Irrtümer werden
im dritten Bande des „Journal“ verbeffert. Er erkennt
den Manierismus eines Lawrence und das Verlogene
der ganzen Reynoldfchen Schule. Es entgeht ihm nicht,
wie wenig alle diefe Gefchickten dazu beigetragen haben,
die Werke großer Meifter, die fie nachahmten, zu erhö-
hen.Und auch die Schätzung der Götter, denen Delacroix
während feines ganzen Lebens treu blieb, macht natür-
liche Wandlungen durch. Es gibt keine abfolute Voll-
kommenheit, nur Menfchen, die fich auf ihre Art voll-
kommen ausgedrückt haben. Das übersieht Delacroix
weder bei einem Rubens noch bei einem Pouffin, noch
weniger bei einem Puget, den der Auffatz fehr hoch
ftellt. Und felbft die Grenzen Raffaels, feines Abgotts,
den der Effayift fo warm gegen Pouffin verteidigt, wer-
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lers. Wir finden die Altäre, zu denen er betete, Raffael,
Michelangelo, Pouffin, und bedauern, daß er nicht Ge-
legenheit fand, feine Gedanken über feinen entfchei-
dendften Vorgänger, Rubens, der eine fo glänzende Rolle
im Journal fpielt, und über Tizian, dem er fpäter fo
nahe kam, in einem Effay zufammenzufaffen. Dafür
werden Zeitgenoffen wie Gros, Prudhon und der in
unferen Tagen ganz vergeffene Charlet gefeiert. Seinem
Lehrer Gros zahlt der dankbare Schüler übertriebenen
Tribut. Als er 1855 die „Schlacht von Abukir“ in Ver-
failles wiederfleht, erfchrickt er über die Mängel des
einftigen Idols. Ebenfowenig würdig feines Interpreten
erfcheint uns Lawrence, deffen lebensgroßes Bildnis
Pius VII. (in Windfor-Caftle) in einem Auffatz des
Dreißigjährigen gefeiert wird. Man muß fich der Reife
Delacroix’ nach England im Jahre 1825 erinnern, des
Einflußes Conftables, den feine jugendliche Generofität
überfchätzte und der ganzen englifchen Schule danken
zu müffen glaubte. Aber auch diefe Irrtümer werden
im dritten Bande des „Journal“ verbeffert. Er erkennt
den Manierismus eines Lawrence und das Verlogene
der ganzen Reynoldfchen Schule. Es entgeht ihm nicht,
wie wenig alle diefe Gefchickten dazu beigetragen haben,
die Werke großer Meifter, die fie nachahmten, zu erhö-
hen.Und auch die Schätzung der Götter, denen Delacroix
während feines ganzen Lebens treu blieb, macht natür-
liche Wandlungen durch. Es gibt keine abfolute Voll-
kommenheit, nur Menfchen, die fich auf ihre Art voll-
kommen ausgedrückt haben. Das übersieht Delacroix
weder bei einem Rubens noch bei einem Pouffin, noch
weniger bei einem Puget, den der Auffatz fehr hoch
ftellt. Und felbft die Grenzen Raffaels, feines Abgotts,
den der Effayift fo warm gegen Pouffin verteidigt, wer-
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