Wie menfchlich ift Rubens! Sein Chriftus im Grabe
ift Menfch. Seine Apoftel find grobe Fifcher und
immer Menfchen. Ihr törichten Richter, die ihr in
Italien wart, ihr Leute ohne Glauben und Gefühl,
fchreit nicht über das Unedle und Grobe!
Wo ift das Erhabene? Blüht es nur in beftimmten
Breiten? Spricht man den Leuten, die in Italien wa-
ren, von einem andern Erhabenen, fo zucken fie mit-
leidig die Achfel und behandeln einen wie Slowaken
oder Eskimos. Man könnte diefen Leuten die Frage
Sternes vorlegen: Gibt folche Reife folche Vorrechte?
Italiens Niedergang kommt von dem Mangel an
großen Menfchen her. Ich fage dies im Gegenfatz zu
der Lehre Saint-Simons, die der Epoche jeden Einfluß
zufchreibt.
Man lieft bei Voltaire über die Entkräftung Spaniens,
die ein Schriftfteller Amerika zufchreibt und die Voltaire
auf den Mangel an großen Menfchen zurückführt:
„Man wird zugeben müflen, die Menfchen find
das, was die Könige und Minilter fie fein laßen. Mut,
Kraft, Gewerbefleiß, alle menfchlichen Gaben bleiben
verfteckt, bis ein Genie erfcheint, das fie hervorruft.
Das Kapitol ift heute von Bettelmönchen bewohnt,
und da, wo einft befiegte Könige dem Triumphwagen
des Amilius Paulus folgten, verteilt man heute Rofen-
kränze. Laßt einen Kaifer nach Rom kommen und
laßt diefen Kaifer ein Julius Cäfar fein, fo werden
alle Römer wieder zu Cäfaren.“ (Voltaire, Melanges
litteraires.)
Man muß dem Fresko den großen Stil der Malerei
Italiens zufchreiben. Der Maler erfetzte den Mangel
33o
ift Menfch. Seine Apoftel find grobe Fifcher und
immer Menfchen. Ihr törichten Richter, die ihr in
Italien wart, ihr Leute ohne Glauben und Gefühl,
fchreit nicht über das Unedle und Grobe!
Wo ift das Erhabene? Blüht es nur in beftimmten
Breiten? Spricht man den Leuten, die in Italien wa-
ren, von einem andern Erhabenen, fo zucken fie mit-
leidig die Achfel und behandeln einen wie Slowaken
oder Eskimos. Man könnte diefen Leuten die Frage
Sternes vorlegen: Gibt folche Reife folche Vorrechte?
Italiens Niedergang kommt von dem Mangel an
großen Menfchen her. Ich fage dies im Gegenfatz zu
der Lehre Saint-Simons, die der Epoche jeden Einfluß
zufchreibt.
Man lieft bei Voltaire über die Entkräftung Spaniens,
die ein Schriftfteller Amerika zufchreibt und die Voltaire
auf den Mangel an großen Menfchen zurückführt:
„Man wird zugeben müflen, die Menfchen find
das, was die Könige und Minilter fie fein laßen. Mut,
Kraft, Gewerbefleiß, alle menfchlichen Gaben bleiben
verfteckt, bis ein Genie erfcheint, das fie hervorruft.
Das Kapitol ift heute von Bettelmönchen bewohnt,
und da, wo einft befiegte Könige dem Triumphwagen
des Amilius Paulus folgten, verteilt man heute Rofen-
kränze. Laßt einen Kaifer nach Rom kommen und
laßt diefen Kaifer ein Julius Cäfar fein, fo werden
alle Römer wieder zu Cäfaren.“ (Voltaire, Melanges
litteraires.)
Man muß dem Fresko den großen Stil der Malerei
Italiens zufchreiben. Der Maler erfetzte den Mangel
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