wurden, aber fie kannten nicht das Geheimnis richtigen
Sehens.
Man Toll nicht, während man fchon beim Malen
ift, an Meßftudien, Loten ufw. gehen. Man muß
lange vorher das Verftändnis erworben haben, das vor
der Natur von felbft den Drang, fie in richtiger Weife
feftzuhalten, unterftützt. (Auch Wilkee hat das Ge-
heimnis.) Hat man z. B. mit diefem Verftändnis
Komplexe gezeichnet, fo daß man gleichfam die
Linien auswendig weiß, fo könnte man fie bis zum ge-
wiffen Grade mathematifch in dem Gemälde wieder-
holen.
Zumal bei Frauenbildniffen ift es nötig, mit der
Anmut des Ganzen zu beginnen. Beginnt man mit
den Einzelheiten, fo wird man immer fchwerfällig.
Beifpiel: Man will ein edles Pferd zeichnen. Läßt man
fich auf das Einzelne ein, wird der Umriß nie genug
zurückgehen.
Man könnte die Landfchaft als Maße behandeln, in-
dem man als Lokalfarbe nur den deckenden Ton der
transparenten Farbe nähme. Auf Abnahme des trans-
parenten Tons im Verhältnis zur Tiefe des Bildes achten
und dann den Deckton darüberlegen. Die Skizze hätte
fo fchon eine geordnete Luftperfpektive, weil die mehr
oder weniger ausgefprochenen transparenten Töne und
Reflexe das Vor- und Zurückgehen vollbringen. In
jeder Art von Gemälden, namentlich bei Gewändern,
müßte man die reflektierten und transparenten Töne
möglichft in den Vordergrund bringen. Ich habe irgend-
wo gefehen, daß fleh Rubens diefes Mittels bediente,
das namentlich bei Dekorationen gut ift und ein un-
fchädliches Mittel darftellt, die Wirkung zu erhöhen.
In der Landfchaft fcheinen die Decktöne in den dem
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Sehens.
Man Toll nicht, während man fchon beim Malen
ift, an Meßftudien, Loten ufw. gehen. Man muß
lange vorher das Verftändnis erworben haben, das vor
der Natur von felbft den Drang, fie in richtiger Weife
feftzuhalten, unterftützt. (Auch Wilkee hat das Ge-
heimnis.) Hat man z. B. mit diefem Verftändnis
Komplexe gezeichnet, fo daß man gleichfam die
Linien auswendig weiß, fo könnte man fie bis zum ge-
wiffen Grade mathematifch in dem Gemälde wieder-
holen.
Zumal bei Frauenbildniffen ift es nötig, mit der
Anmut des Ganzen zu beginnen. Beginnt man mit
den Einzelheiten, fo wird man immer fchwerfällig.
Beifpiel: Man will ein edles Pferd zeichnen. Läßt man
fich auf das Einzelne ein, wird der Umriß nie genug
zurückgehen.
Man könnte die Landfchaft als Maße behandeln, in-
dem man als Lokalfarbe nur den deckenden Ton der
transparenten Farbe nähme. Auf Abnahme des trans-
parenten Tons im Verhältnis zur Tiefe des Bildes achten
und dann den Deckton darüberlegen. Die Skizze hätte
fo fchon eine geordnete Luftperfpektive, weil die mehr
oder weniger ausgefprochenen transparenten Töne und
Reflexe das Vor- und Zurückgehen vollbringen. In
jeder Art von Gemälden, namentlich bei Gewändern,
müßte man die reflektierten und transparenten Töne
möglichft in den Vordergrund bringen. Ich habe irgend-
wo gefehen, daß fleh Rubens diefes Mittels bediente,
das namentlich bei Dekorationen gut ift und ein un-
fchädliches Mittel darftellt, die Wirkung zu erhöhen.
In der Landfchaft fcheinen die Decktöne in den dem
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