Auge nahen Bäumen viel feltener. In den ferneren
Bäumen dagegen verfchwimmen die transparenten Töne
und verfchwinden.
Über Fruchtbarkeit in der Kunft. Die Un-
fruchtbarkeit ift nicht nur ein Unglück für die Kunft,
fondern ein Flecken auf dem Namen des Künftlers.
Man kann ein wenden: was tuts, daß die Werke des
Herrn J ... fo feiten find, wenn jedes von ihnen, einzeln
betrachtet, der Bewunderung würdig ift? Das wäre
richtig, wenn die Bilder im Verhältnis zu ihrer geringen
Zahl vollkommener würden. Aber das ift nicht der Fall.
Jedes Produkt eines nicht fruchtbaren Menfchen trägt
notwendig das Zeichen von Entkräftung. Wir befinden
uns hier wie immer auf einer Grenze zwifchen zwei
Abgründen. Auf der einen Seite der Maler, der mit
Halbem zufrieden ift und feine Gabe mit taufend un-
vollkommenen Werken vergeudet; auf der anderen der
Maler, der, obwohl zu reichem Schaffen veranlagt, von
Natur aus mit einer feine Rivalen faft immer über-
treffenden Leichtigkeit des Schaffensvermögens begabt,
diefer Leichtigkeit mißtraut, zwifchen der Fülle von
Einfällen zögert, auf jeder Leinwand von neuem die
Gefchichte der Penelope beginnt und lieh eher ein
Werk entreißen läßt, als es für vollendet zu erklären. Es
ift der Mißbrauch mit einer bewundernswerten Eigen-
fchaft. Er hat mehr Maler, als man glaubt, ins Ver-
derben geftürzt, ift der Grund, warum lieh Leonardo,
wie ich an anderer Stelle gefagt habe, nicht an der
Spitze aller Maler befindet, und hat den Wahnfinn
Girodets verfchuldet. Man kann nur mit großen und
zahlreichen Werken Schule machen. Bei den ungün-
ftigen Verhältniffen unferes Klimas und unferer Sitten
wird der Meifter, der nur eine unvollkommene Ent-
333
Bäumen dagegen verfchwimmen die transparenten Töne
und verfchwinden.
Über Fruchtbarkeit in der Kunft. Die Un-
fruchtbarkeit ift nicht nur ein Unglück für die Kunft,
fondern ein Flecken auf dem Namen des Künftlers.
Man kann ein wenden: was tuts, daß die Werke des
Herrn J ... fo feiten find, wenn jedes von ihnen, einzeln
betrachtet, der Bewunderung würdig ift? Das wäre
richtig, wenn die Bilder im Verhältnis zu ihrer geringen
Zahl vollkommener würden. Aber das ift nicht der Fall.
Jedes Produkt eines nicht fruchtbaren Menfchen trägt
notwendig das Zeichen von Entkräftung. Wir befinden
uns hier wie immer auf einer Grenze zwifchen zwei
Abgründen. Auf der einen Seite der Maler, der mit
Halbem zufrieden ift und feine Gabe mit taufend un-
vollkommenen Werken vergeudet; auf der anderen der
Maler, der, obwohl zu reichem Schaffen veranlagt, von
Natur aus mit einer feine Rivalen faft immer über-
treffenden Leichtigkeit des Schaffensvermögens begabt,
diefer Leichtigkeit mißtraut, zwifchen der Fülle von
Einfällen zögert, auf jeder Leinwand von neuem die
Gefchichte der Penelope beginnt und lieh eher ein
Werk entreißen läßt, als es für vollendet zu erklären. Es
ift der Mißbrauch mit einer bewundernswerten Eigen-
fchaft. Er hat mehr Maler, als man glaubt, ins Ver-
derben geftürzt, ift der Grund, warum lieh Leonardo,
wie ich an anderer Stelle gefagt habe, nicht an der
Spitze aller Maler befindet, und hat den Wahnfinn
Girodets verfchuldet. Man kann nur mit großen und
zahlreichen Werken Schule machen. Bei den ungün-
ftigen Verhältniffen unferes Klimas und unferer Sitten
wird der Meifter, der nur eine unvollkommene Ent-
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