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Meier-Graefe, Julius
Pyramide und Tempel: Notizen während einer Reise nach Ägypten, Palästina, Griechenland und Stambul — Berlin, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27195#0269
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DER-EL-B AHRI

Anfangs ärgerte mich die Geläufigkeit, mit der Babusch-
ka den zerhackten Namen dieser Königin Ilatschepsut
aussprach, denn mir fiel er schwer. Überdies weiß man
ja gar nicht, wie er in Wirklichkeit lautete, denn die Vo-
kale fügen wir hinzu. Schließlich ist die Ilatschepsut auch
mir geläufig geworden, geläufiger als die ganze in und
um Theben verkörperte, versteinerte Welt. In der letz-
ten Zeit sind wir fast täglich in Der-el-bahri, wo der
Tempel liegt, gewesen, und dieser Verkehr hat nach und
nach das ganze Geflimmer und Gewimpel Luxors zurück-
gedrängt.

Ilatschepsut gehört in das gute erste Drittel der 18. Dy-
nastie, war Schwester, Gattin, Vor- und Mitregentin des-
selben Thutmosis von Luxor, wurde von ihm nach Noten
malträtiert und wird ihm wohl Anlässe zu seiner Nieder-
tracht, die selbst nacli ihrem Tode nicht aufhörte, gegeben
haben. Sie hat sich fern von Luxor, vor dem zerklüfteten
Tal der Königsgräber diesen Tempel gebaut, ein Sanssouci.
Wahrscheinlich könnLe man von dem Sanssouci-Tempel
aus zu verkehrten Schlüssen über die Art der Königin ge-
langen, so wie man sieb in Potsdam unter Umständen einen
verkehrten Lriedrich II. zurechtmacht. Babuschka be-
hauptet, es gebe einen Roman über die Ilatschepsut, und
hat deswegen nach Kairo an den netten Buchhändler ge-
schrieben. Mich verlangt nicht danach. Es schwebt mir

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