EXTEMPORALIEN
die menschliche Stimme, die Landschaft das Orchester.
Llomer, warf ich hin und schämte mich vor Babuschka,
Strauß wunderte sich, hatte keinen Platz mehr. Der Apoll
von Olympia war ihm der Gipfel, obwohl vielleicht der
Hermes des Praxiteles unserer Empfindung näher kam.
Babuschka hustete, Thomas feuerte, ich stürzte mich in
mein Glas. Schließlich überwallte mich Dankbarkeit.
Griechenland war wunderbar, und man hatte nicht mit
dummen Geschichten das Wunder zu verunglimpfen. Alle
Anwesenden hatten Anspruch auf meine Erkenntlichkeit,
zumal die Griechen, diese wunderbaren Menschen, und
am liebsten hätte ich Thomas das Plemd, das ihm einen
Busen gab, zurechtgezogen.
Da fragte mich Strauß nach Ägypten, und es stellte sich
heraus, daß er selbst einmal dort gewesen war. Ein schö-
ner Unterschied, die steifleinene Pose der Pharaonen und
griechische Lebendigkeit! — Alle gaben ihm recht, selbst-
verständlich. Er stand auf dem Podium, schwang den
Taktstock. Berühmte Musiker haben immer recht und hier
erst recht. Konnte man von Griechen objektives Urteil
über Griechenland verlangen? Jeder Versuch in diesem
Kreis, trotzdem es alles zuvorkommende Menschen wa-
ren, mußte zum Debacle führen. Aber unser Ägypten! Der
Zoser steif, der Cheops Pose? Und unsere Familie! — Nie-
mand kannte unsere Familie, ebensowenig den Zoser. Ba-
buschka erbot sich, die Photos aus dem Hotel zu holen,
und ich erwog es einen Augenblick, aber man hätte sie
nie mit Photos überzeugen können. Auf Photos kamen
nur griechische Plastiken und Bilder Böcklins zur Gel-
tung. Wir begnügten uns, still zu lächeln.
In diesem Augenblick mischte sich Thomas ein und
hakte sich an den Vergleich mit Böcklin. Es war mir nicht
eingefallen, damit etwas sagen zu wollen. Natürlich konnte
man die Beziehungen zur photographischen Kamera nicht
als Kriterien nehmen. Außerdem plusterte sich sein Hemd
374
die menschliche Stimme, die Landschaft das Orchester.
Llomer, warf ich hin und schämte mich vor Babuschka,
Strauß wunderte sich, hatte keinen Platz mehr. Der Apoll
von Olympia war ihm der Gipfel, obwohl vielleicht der
Hermes des Praxiteles unserer Empfindung näher kam.
Babuschka hustete, Thomas feuerte, ich stürzte mich in
mein Glas. Schließlich überwallte mich Dankbarkeit.
Griechenland war wunderbar, und man hatte nicht mit
dummen Geschichten das Wunder zu verunglimpfen. Alle
Anwesenden hatten Anspruch auf meine Erkenntlichkeit,
zumal die Griechen, diese wunderbaren Menschen, und
am liebsten hätte ich Thomas das Plemd, das ihm einen
Busen gab, zurechtgezogen.
Da fragte mich Strauß nach Ägypten, und es stellte sich
heraus, daß er selbst einmal dort gewesen war. Ein schö-
ner Unterschied, die steifleinene Pose der Pharaonen und
griechische Lebendigkeit! — Alle gaben ihm recht, selbst-
verständlich. Er stand auf dem Podium, schwang den
Taktstock. Berühmte Musiker haben immer recht und hier
erst recht. Konnte man von Griechen objektives Urteil
über Griechenland verlangen? Jeder Versuch in diesem
Kreis, trotzdem es alles zuvorkommende Menschen wa-
ren, mußte zum Debacle führen. Aber unser Ägypten! Der
Zoser steif, der Cheops Pose? Und unsere Familie! — Nie-
mand kannte unsere Familie, ebensowenig den Zoser. Ba-
buschka erbot sich, die Photos aus dem Hotel zu holen,
und ich erwog es einen Augenblick, aber man hätte sie
nie mit Photos überzeugen können. Auf Photos kamen
nur griechische Plastiken und Bilder Böcklins zur Gel-
tung. Wir begnügten uns, still zu lächeln.
In diesem Augenblick mischte sich Thomas ein und
hakte sich an den Vergleich mit Böcklin. Es war mir nicht
eingefallen, damit etwas sagen zu wollen. Natürlich konnte
man die Beziehungen zur photographischen Kamera nicht
als Kriterien nehmen. Außerdem plusterte sich sein Hemd
374