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Runde, Justus Friedrich: Vergleichung des ehemahligen und heutigen Zustandes der deutschen Bauern, und Untersuchung der Mittel, wodurch die erfolgten Veränderungen in dem deutschen Bauerstande bewürkt worden sind.
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.5548#0329
:X(0 Vergîekhung dès ehemaligen und heutigen Ziißandes
sicht nehmen, und davon in zweiselhasten Fällen den Schkissaus
den heutigen machen, mithin alle Rechtshändel der Bauern nach
ihren ursprünglichen knechtischen Verhältnisien beurtheilen niüsse.
Es Ist unglaublich, was sür unbarmherzig harte, und den gan-
zen Bauernstand drückende Folgen die gesühllose Praxis vieler
neueren deutschen Rechtsgelehrten aus dieser Grundmaxime ge-
zogen hat. Um nur einige Puncte zu berühren: so sollte bey
der Frage von gemessenen und ungemeffenenDienilen, dieVer-
muthung immer für die migemesfenen streiten; — das Drücken-
de und Willkürliche der ungemesisenen Dienfte sollte keiner rich-
terlichen Einschränkung sähig seyn; — dem armen Bauer sollte,
wegen jeder Art der Freyheit, die er sich anmasste, immer ein
schwerer Beweis aufgebürdet werden; — ihm sollten nie die
rechtlichen Vorth eile des Besitzsiandes zu ftatten kommen, oder
lie sollten wenigstens auf alle Weise beschnitten werden; — die
allen Unterthanen zu statten kommende, und allen privat An sprü-
chen entgegen slehende Veriährung, sollte den Bauer nicht schü-
tzen, sondern ihre Freyheit und Eigenthum allen künstigen Pla-
ckereyen kühner Rabuliften aus ewig bloss geftelit bleiben; —sie
sollten wegen des Betragens ihrer Vorsahren, noch immer die
rechtliche Vermuthung gegen lieh haben, dafs sie zank-und pro-
cesssichtig , ausrührisch und ungehorsam wären, solglich ihr Be-
tragen nicht wie das Verhalten anderer Menfchen im Gericht nach
dem billigen Grundsatze: qnilibet prsefumitur bonus donec pro-
betur contrarium, beurtheilt werden. — — und was derglei-
chen Folgerungen mehr sind: Wer die mit dem deutfchen Bau-
erstande vorgegangenen Veränderungen erwägt, der kann der-
gleichen Grundsätze ohnmögüch billigen. Hat der Bauer über-
haupt Freyheit und Eigenthum erlangt: fo müfTen ihm in
zweifelhaften Fällen alle die Vortheile zu ftatten kommen, die
sicht nehmen, und davon in zweiselhasten Fällen den Schkissaus
den heutigen machen, mithin alle Rechtshändel der Bauern nach
ihren ursprünglichen knechtischen Verhältnisien beurtheilen niüsse.
Es Ist unglaublich, was sür unbarmherzig harte, und den gan-
zen Bauernstand drückende Folgen die gesühllose Praxis vieler
neueren deutschen Rechtsgelehrten aus dieser Grundmaxime ge-
zogen hat. Um nur einige Puncte zu berühren: so sollte bey
der Frage von gemessenen und ungemeffenenDienilen, dieVer-
muthung immer für die migemesfenen streiten; — das Drücken-
de und Willkürliche der ungemesisenen Dienfte sollte keiner rich-
terlichen Einschränkung sähig seyn; — dem armen Bauer sollte,
wegen jeder Art der Freyheit, die er sich anmasste, immer ein
schwerer Beweis aufgebürdet werden; — ihm sollten nie die
rechtlichen Vorth eile des Besitzsiandes zu ftatten kommen, oder
lie sollten wenigstens auf alle Weise beschnitten werden; — die
allen Unterthanen zu statten kommende, und allen privat An sprü-
chen entgegen slehende Veriährung, sollte den Bauer nicht schü-
tzen, sondern ihre Freyheit und Eigenthum allen künstigen Pla-
ckereyen kühner Rabuliften aus ewig bloss geftelit bleiben; —sie
sollten wegen des Betragens ihrer Vorsahren, noch immer die
rechtliche Vermuthung gegen lieh haben, dafs sie zank-und pro-
cesssichtig , ausrührisch und ungehorsam wären, solglich ihr Be-
tragen nicht wie das Verhalten anderer Menfchen im Gericht nach
dem billigen Grundsatze: qnilibet prsefumitur bonus donec pro-
betur contrarium, beurtheilt werden. — — und was derglei-
chen Folgerungen mehr sind: Wer die mit dem deutfchen Bau-
erstande vorgegangenen Veränderungen erwägt, der kann der-
gleichen Grundsätze ohnmögüch billigen. Hat der Bauer über-
haupt Freyheit und Eigenthum erlangt: fo müfTen ihm in
zweifelhaften Fällen alle die Vortheile zu ftatten kommen, die