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Société des Antiquités <Kassel> [Hrsg.]
Mémoires de la Société des Antiquités de Cassel — 1.1780

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Tiedemann, Diet.: Über die Minerva
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https://doi.org/10.11588/diglit.5548#0335

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Ueber die Minerva.

Sichtbar ist diefe Fabel nichts als Allegorie; auch der Nähme
Metis, nach des Wortes eigentlicher Bedeutung, nichts als die
personificierte Klugheit. Der Allegorie Sinn ist etwa diefer:
Jupiter machte alle seine Anordnungen mit groffer Ueberlegung,
um nun kein ihm an Klugheit überlegenes, und von ihm unabhän-
giges Wesen, entliehen zu lasssen; zugleich um selbft aller Klug-
heit Urheber zu seyn, liess er Minerva, der Klugheit Göttin, aus
seinem Haupte gebohren werden. Dies, fage ich, ist etwa
der Sinn, denn alle Worte und Ausdrücke aussöfen zu wollen,
vvürde eine sehr vergebene Arbeit seyn, da sie nicht alle dazu
gemacht sind, allegorisch zu seyn. Der Fabeln Ersinder waren
rohe, noch halb wilde Menschen, die ihre kindische Begrisse in
ein sehr einfältiges Gewand kleideten, ohne daran zu denken,
ihre Fabeln unsern verfeinerten Aefthetischen Regeln anZupaffen.
Daher ist auch der grösste Theil sehr alter Fabeln offenbahr so
kindisch, dass kein Mensch von einigem geläuterten Gefchmacke
lie ohne Eckel hören kann.
Hierdurch nun gewinnt die obige Vermuthung an Wahr-
fcheinlichkeit neuen Zuwachs. Sie würde zur Gewissheit
werden, wenn man zeigen könnte, dass Homer von diefer
Geburt der Göttin Kenntniss gehabt hat. Heliodus nennt am zu-
letzt angesührten Orte Minerva, Tritogenia; eben diefen Bey-
nalimen giebt ihr auch Homer (H. IV. v. 500). Läfst sich also
darthun, dass beyde Dichter hiermit einerley Begrisse verknüpft,
beydeaus die Geburt der Göttin, aus Jupiters Kopfe gezielt ha-
ben ; so wäre ausgemacht, dafs schon Homer diese Fabel ge-
kannt hat
Gemeinhin erklärt man das Bey wort von der Minerva Ge-
burt am See Triton, und man hat vielleicht nicht Unrecht, wenn
 
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