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Société des Antiquités <Kassel> [Editor]
Mémoires de la Société des Antiquités de Cassel — 1.1780

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Wepler, Johann Henrich: Gedanken über die Ursachen weswegen die Syrer den Hebräern und Arabern in der Dichtkunst so sehr nachstehen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5548#0373

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314 Gedanken Uber die Urfachen îveswegen die Syrer &c.
Ein jeder freyer, wenn gleich unschuldiger Ausdruck, ein
jedes auffallendes Bild, würde ihnen den Ruf der Hétérodoxie
zuwege gebracht, wohl gar ihr Unglück verursacht haben.
Gründe genug, um alle Fähigkeit zur Dichtkunst zu ersticken,
undsolche Muster nachzuahmen, deren Ausdruck nicht gefährlich,
aber auch nicht poetisch war.
Bedenkt man hierbey den Einfluss, den wahrscheinlich die
Regierung der Griechen auf die Syrer und ihre Sprache gehabt:
so wird man sich das Zurückgehen der Syrer, in der Poesienoch
mehr, wie ich glaube, erklären können.
Zu einer Zeit, wo die griechische Sprache, die Hofiprache
war, werden sich die Gelehrten nicht blos damit beschästiget, son-
dern sich auch bemühet haben, inderselben zu schreiben. Dich-
ter besonders v/erden die so lehr beliebte Sprache zu der ihrigen
gemacht, und die syrische Sprache dem Pöbel überlassen haben.
So verloren also die Syrer mit ihrer Sprache auch ihre eigene
Dichtkunst. Fand sich nun noch etwa jemand, der so patriotilch
dachte, dass er nicht blos in der syrischen Sprache Gedichte schrei-
ben, sondern auch andre Orientaler in der Poelie weit übertreffen
wollte : so w urde er gar leicht, da die Dichtkunst unter ihnen nicht
sehr bearbeitet war, um seine grosse Absicht zu erreichen, zu
Thorheiten verleitet.
So stimmte alles zusammen, um die Syrer des Vorzugs zu
berauben, dereinst grosse Dichter zu liefern, welche sie bey ih-
ren Nachbarn bewundern mussten.
 
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