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Mengs, Anton Raphael; Schilling, Gustav [Hrsg.]
Anton Raphael Mengs' Sämmtliche hinterlassene Schriften (Band 2) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.6324#0135
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IV.

Sc Ii reiben
Mengs' an den französischen Bildhauer Falconet
in Petersburg.

Wundern Sie sich nicht, dass ein Mann, der nicht die Ehre hat
Sie persönlich zu kennen, sich die Freiheit nimmt, Ihnen zu schrei-
ben. Die Künstler-Eigenschaft, die wir beide mit einander gemein
haben, gibt mir ein Recht hierzu. Ihr Name ist mir seit vielen Jah-
ren bekannt; ich habe aber nie das Vergnügen gehabt, etwas von
Ihren Werken zu sehen, und nur aus Ihren Schriften kann ich ent-
nehmen, dass Ihnen meine Existenz nicht fremd ist. Seit geraumer
Zeit war es mein Wunsch, Sie zu kennen, denn ich hoffte aus Ihrem
Unterricht, da Sie den Künsten obliegen , bedeutenden Nutzen zu
ziehen. Die Befriedigung meines Wunsches wurde mir indessen nur
sehr unvollständig dadurch zu Theil, dass Herr Zinowieff, rus-
sischer Minister bei dem spanischen Hofe, die Gnade hatte, mir den
zweiten Theil zu leihen, welcher die Uebersetzung der von der Kunst
handelnden Bücher des Plinius enthält.

Beim Aufschlagen stiess ich auf die Beobachtungen über die
Statue des Marcus Aurelius, und diese las ich nun ganz durch. Das
Werk schien mir sehr gründlich , und von einem genialen Manne
abgefasst, der sich mit Nachdruck, allein zugleich auch (verzeihen
Sie meine Offenherzigkeit) mit allzu grosser Bitterkeit erklärt.

Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen meine Ansicht hinsichtlich
der Statue des Marcus Aurelius mittheile. Ich lebe der Ueberzeugung,
dass Ihre Bemerkungen begründet sind; allein hätten Sie das Werk
an Ort und Stelle gesehen und zugleich alle Reiterstatuen in Italien
beobachtet, so würden Sie sich gewiss nicht so sehr über die Lobes-
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