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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Das Kuppelgrab bei Menidi — Athen, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.1123#0008
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in Atlika noch andere ähnliche Grabanlagen zu Tage treten werden. So steht es also zu er-
warten, dass in nicht gar zu langer Zeit durch weitere Ausgrabungen sowie durch weiteres
Studium der Analogien, welche die in Griechenland gemachten Funde zu den Kunstobjecten
anderer Länder, namentlich Vorderasiens und der vorliegenden Inseln (Rhodos) bieten, der
Wissenschaft reicheres Material zugeführt werde, um die Fragen nach Herkunft und Zeit
der griechischen Funde einer sichereren Lösung entgegen zu führen.

Die Entdeckung des in Rede stehenden Tholosgrabes bei Menidi ist einem Zufall zu
danken. Alte Gräber sind in der Nähe Menidis durchaus nicht selten, sie liegen in einiger
Entfernung vom Dorfe fast nach allen Himmelsrichtungen hin. Resonders in die Augen fal-
len ziemlich zahlreiche kleine runde Hügel oder Tumuli, von denen die meisten indessen
wie von denen an dem Westfasse des Hymettos in der Nahe von Karä und Trachones aus
zusammengelesenen Feldsteinen bestehen und gewiss nur dadurch entstanden sind, dass die
Resitzer der umliegenden Felder die gröberen Steine auf einen Haufen zusammentragen
Hessen. Schon eine flüchtige Untersuchung lässt die so entstandenen leicht von anderen aus
Erde bestehenden Tumuli unterscheiden, unter denen wir hier nur den bedeutendsten
namhaft machen wollen. Derselbe ist eine Viertelstunde von Menidi nach 0, d. h. dem Ke-
plnssosthale hin entfernt und liegt in einer Hag. Nikolaos genannten Gegend unweit der
bei einer türkischen Thurmruine erbauten Sotirkapelle. Seine Spitze ist durch Aufwühlung
in jüngster Zeit entstellt, die Form des ganzen Tumulus schön und regelmässig, die Höhe
viel bedeutender als die des Grabhügels von Lykotrupa.

Rei der Rearbeitung ihrer Weinberge stossen die Rauern von Menidi sehr häufig auf
Gräber der einfacheren Art, aus denen sie Vasen, Thonlampen und die übrigen gewöhn-
lichen Schmuckgegenstände hervorzuziehen pflegen. Sie werden dabei von den athenischen
Antikenhändlern unterstützt, die sich in den Dörfern ihr Material sammeln. Ein solcher
athenischer Antikenhändler stiess bei seinen Streifzügen in der Umgebung Menidis auf den
Hügel in Lykotrupa, dessen Oberfläche bereits an mehreren Stellen durchwühlt war. Rei
den Tastungen auf dem Ostabhang des Hügels fand sich nach Wegräumung einiger grosser
Steinplatten eine kleine Oeffnung, welche soviel erweitert wurde, dass man mit Hülfe
hineingeworfenen brennenden Gesträuchs das Innere des unter der Oeffnung befindlichen
Raus erblicken und mit Hülfe von Stricken hineingelangen konnte. Der Antikenhändler be-
richtete darüber unter dem 8/20 Dec. 1872 schriftlich an das Ministerium. Die Oeffnung
wurde seitdem nicht wieder verschlossen, doch wurde kein ernstlicher Versuch gemacht,
das Innere weiter aufzuräumen. Nach Reendigung unserer Ausgrabung ist die Oeffnung
durch Steinplatten geschlossen worden.

Ebensowenig wie bei Spata lässt sich bei Lykotrupa mit vollkommener Sicherheit an-
geben, zu welchem alten Demos oder welchem alten attischen Geschlechte die Grabstätte
gehört habe. In dem nordwestlichen Theile des attischen Pedion nimmt heutzutage Menidi
ungefähr die Redeutung in Anspruch, welche im Aherthum daselbst der sehr volkreiche
Demos Acharnai hatte. Sein Alter und die genaue Lage seines Haupttheiles sind ungewiss.
Unter den bekannten Zwölfstädten Attikas wird Acharnai nicht genannt, wohl ein Hinweis
darauf, dass man die Redeutung des Ortes in kein sehr hohes Alterthum zurück führte.
Durch die Angaben bei Thuk. II 21 ist die Lage des Demos wohl im Allgemeinen auf den
Distrikt von Menidi, Kamatero, Alt-Liosia, Chasiä beschränkt, eine genauere Fixirung aber
nicht ermöglicht, da sich in diesem Distrikt verschiedene Stellen finden, an denen ein alter
 
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