6
dem Vorgang der Architektur zum monumentaler: Ausdruck
desselben. Nur die monumentale Kunst bringt die allgemeinen
Lebensformen zur Erscheinung, nur wo diese in das Bereich
der Kunst eintreten, ist der Keim einer selbständigen Entwick-
lung vorhanden, und nur wo die Architektur die höhern Zwecke
des Daseins, für die sie thätig ist, in ihrer Gestalt groß und
klar ausprägt, ist die Bedingung für monumentale Plastik und
Malerei gegeben. So bezeichnet überall die Architektur den
ersten bedeutsamen Schritt in eine neue schöpferische Kunstperivdc.
Darin also, daß das Münchner Unternehmen den
Versuch einer neuen Stilbildnng an die Spitze seines Programms
gestellt hat, scheint es naturgemäß die Bahn einer neuen
Kunstentwicklung zu eröffnen. Es soll uns nichts verschlagen,
daß hier dieses Streben, ganz in: Gegensatz zu der bisherigen
Gewohnheit der Geschichte, mit bewußter Klarheit hervvrtritt,
und auch den Grund dieser Neuerung, den ein gleich zu er-
wähnendes Dokument angiebt, wollen wir uns vorerst ge-
fallen lassen: „daß wir nämlich nicht mehr in der Zeit des
unbewußten, naturnotwendigen Schaffens leben, durch welches
früher die Bauordnungen entstanden, sondern in einer Epoche
des Denkens, des Forschens, der selbstbewußten Reflexion."
Betrachten wir zunächst die Aufgabe, wie sie im Namen des
Königs von der obersten Kunstbehörde gestellt, dann die Art, wie
sie von den berufnen oder auserwählten Architekten aufgefaßt
und ausgeführt wurde, so wird sich am besten zeigen, was die
in dieser Weise nenbelebte Architektur zu leisten in: Stande ist.
Im Jahre 1851 trat mit einem Preisausschreiben, „die
Anfertigung eines Bauplans zu einer Höhen: Bildungs- und
Unterrichtsanstalt betreffend," das neue Problem, soviel wir
wissen, zum erstenmale in die Öffentlichkeit. Es war nicht
sowohl in den: Nnsschreiben, als in den: beigelegten Programm,
jenem oben berührten Dokument, enthalten. Dasselbe ist zu
dem Vorgang der Architektur zum monumentaler: Ausdruck
desselben. Nur die monumentale Kunst bringt die allgemeinen
Lebensformen zur Erscheinung, nur wo diese in das Bereich
der Kunst eintreten, ist der Keim einer selbständigen Entwick-
lung vorhanden, und nur wo die Architektur die höhern Zwecke
des Daseins, für die sie thätig ist, in ihrer Gestalt groß und
klar ausprägt, ist die Bedingung für monumentale Plastik und
Malerei gegeben. So bezeichnet überall die Architektur den
ersten bedeutsamen Schritt in eine neue schöpferische Kunstperivdc.
Darin also, daß das Münchner Unternehmen den
Versuch einer neuen Stilbildnng an die Spitze seines Programms
gestellt hat, scheint es naturgemäß die Bahn einer neuen
Kunstentwicklung zu eröffnen. Es soll uns nichts verschlagen,
daß hier dieses Streben, ganz in: Gegensatz zu der bisherigen
Gewohnheit der Geschichte, mit bewußter Klarheit hervvrtritt,
und auch den Grund dieser Neuerung, den ein gleich zu er-
wähnendes Dokument angiebt, wollen wir uns vorerst ge-
fallen lassen: „daß wir nämlich nicht mehr in der Zeit des
unbewußten, naturnotwendigen Schaffens leben, durch welches
früher die Bauordnungen entstanden, sondern in einer Epoche
des Denkens, des Forschens, der selbstbewußten Reflexion."
Betrachten wir zunächst die Aufgabe, wie sie im Namen des
Königs von der obersten Kunstbehörde gestellt, dann die Art, wie
sie von den berufnen oder auserwählten Architekten aufgefaßt
und ausgeführt wurde, so wird sich am besten zeigen, was die
in dieser Weise nenbelebte Architektur zu leisten in: Stande ist.
Im Jahre 1851 trat mit einem Preisausschreiben, „die
Anfertigung eines Bauplans zu einer Höhen: Bildungs- und
Unterrichtsanstalt betreffend," das neue Problem, soviel wir
wissen, zum erstenmale in die Öffentlichkeit. Es war nicht
sowohl in den: Nnsschreiben, als in den: beigelegten Programm,
jenem oben berührten Dokument, enthalten. Dasselbe ist zu