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Frau des Schreibers sucht
seine Wohnung zu locken,
losen Zuhörer gleich klar.
er durch alle möglichen Kniffe in
Seine Absicht ist auch dem harm-
Aber Federici hält sich noch in
gewissen Grenzen, während die übrigen Einakter, mögen sie
nun englischen oder französischen Ursprungs sein, ganze Szenen
verfänglicher Natur auf der Bühne zeigen. Im Weibergelübde
ist es besonders die Szene in der der alte verliebte Onkel sich
mit dem vermeintlichen Frauenzimmer verschiedene Spässe er-
laubt, und ebenso die Witwe an den Offizier reichliche Zärt-
lichheiten verschwendet, die sie nachher gewissermaßen zur
Ehe zwingen. Beck, der den jungen Waltener spielte, erhielt
ein Lob, denn „er nüancierte jene Stelle ausserordentlich gut,
wo ihn die Frau von Lindhelm mit Liebkosungen überhäuft, und
er nicht begreifen kann, wie eine Dame von Stand und Tugend
in der ersten Unterredung mit einer fremden Mannsperson sich
schon so frei betragen kann . . . .x) Aehnlicher Art sind die
verschiedenen Liebesszenen in der „ehelichen Probe“ und den
folgenden Einaktern. Sämtlichen Personen eignet eine gehörige
Dosis Leichtsinn, wenn auch die Tugend gepriesen wird und
siegt. Der Ehegerichtsrat Treumund mit seiner früheren Lieb-
schaft und der natürlichen Tochter, Marianne, seine Frau, die
sich in der ergiebigsten Weise den Hof machen lässt und mit
Routine die Verliebte zu spielen weiss, Henriette, die nach ihrer
Verheiratung sich einen Verehrer hält, der die Gatten beinahe
getrennt hätte, Antonie, die nach kurzem Aufenhalt bei ihrem
Vater ebenfalls eine Liebschaft anknüpft — das ist die eine
Familie. Von der anderen Familie ist der alte Dormann ein
verliebter Narr, der junge, nach seiner eigenen Aussage früher
Frauenjäger und auch jetzt noch, trotz der Versicherung seines
Glaubens an die Tugend, um nichts besser.
Zahlreich finden sich in den Dialogen Andeutungen, die
gerade in ihrer Verschleierung, die Frivolität in diesen Lust-
spielen kennzeichnen. Dem Publikum gefielen solche Stücke,
und das Publikum ist tyrannisch.
Tagb. I, 200.
Frau des Schreibers sucht
seine Wohnung zu locken,
losen Zuhörer gleich klar.
er durch alle möglichen Kniffe in
Seine Absicht ist auch dem harm-
Aber Federici hält sich noch in
gewissen Grenzen, während die übrigen Einakter, mögen sie
nun englischen oder französischen Ursprungs sein, ganze Szenen
verfänglicher Natur auf der Bühne zeigen. Im Weibergelübde
ist es besonders die Szene in der der alte verliebte Onkel sich
mit dem vermeintlichen Frauenzimmer verschiedene Spässe er-
laubt, und ebenso die Witwe an den Offizier reichliche Zärt-
lichheiten verschwendet, die sie nachher gewissermaßen zur
Ehe zwingen. Beck, der den jungen Waltener spielte, erhielt
ein Lob, denn „er nüancierte jene Stelle ausserordentlich gut,
wo ihn die Frau von Lindhelm mit Liebkosungen überhäuft, und
er nicht begreifen kann, wie eine Dame von Stand und Tugend
in der ersten Unterredung mit einer fremden Mannsperson sich
schon so frei betragen kann . . . .x) Aehnlicher Art sind die
verschiedenen Liebesszenen in der „ehelichen Probe“ und den
folgenden Einaktern. Sämtlichen Personen eignet eine gehörige
Dosis Leichtsinn, wenn auch die Tugend gepriesen wird und
siegt. Der Ehegerichtsrat Treumund mit seiner früheren Lieb-
schaft und der natürlichen Tochter, Marianne, seine Frau, die
sich in der ergiebigsten Weise den Hof machen lässt und mit
Routine die Verliebte zu spielen weiss, Henriette, die nach ihrer
Verheiratung sich einen Verehrer hält, der die Gatten beinahe
getrennt hätte, Antonie, die nach kurzem Aufenhalt bei ihrem
Vater ebenfalls eine Liebschaft anknüpft — das ist die eine
Familie. Von der anderen Familie ist der alte Dormann ein
verliebter Narr, der junge, nach seiner eigenen Aussage früher
Frauenjäger und auch jetzt noch, trotz der Versicherung seines
Glaubens an die Tugend, um nichts besser.
Zahlreich finden sich in den Dialogen Andeutungen, die
gerade in ihrer Verschleierung, die Frivolität in diesen Lust-
spielen kennzeichnen. Dem Publikum gefielen solche Stücke,
und das Publikum ist tyrannisch.
Tagb. I, 200.