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Hellmut Meyer und Ernst, Autographenhandlung und Antiquariat
Ein Jahrhundert preußischer Geschichte in Briefen — Berlin: Hellmut Meyer & Ernst, Autographenhandlung u. Antiquariat, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.56762#0049
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sucher der alten Stadt am Pregel; das größte „evenement“ aber war die Durchreise
Kaiser Nikolaus I. von Rußland kurz vor Ausbruch des Krimkriegs, da er alle ihm
zugedachten Empfänge und Ehrungen ignorierte, in einem kleinen Örtchen der Nachbar-
stadt eine Tasse Thee und schwarzes Brot zu sich nahm, dann auf die Straße ging
und ,,seine Leibesnotdurft über einer Wagendeichsel ex faustibus verrichtete.“
111 — (im Revolutionsjahre 1848.) Emil, Graf v. Dönhoff-
Fried richstein, Therese, Gräfin Eulenburg, Cle-
mentine, Gräfin Keyserling, Cäcilie v. Below,
Lina Streu. 11 eigh. Briefe m. U. 9. März bis 4. Juli 1848.
50 Seiten, 8°.
Unter dem Einfluß der Pariser Februarrevolution waren in Königsberg Unruhen
entstanden. Zwar waren die Zugeständnisse, die König Friedrich Wilhelm IV. am Schluß
des Landtages gemacht hatte, auch in Ostpreußen und in Königsberg mit Begeisterung
aufgenommen worden, aber die Sorge um die Zukunft und die politische Spannung blieb
bestehen. Die Nachrichten von den Straßenkämpfen in Berlin am 18. März steigerten
die Erregung. Wilde Gerüchte tauchten in der Stadt auf, die Briefposten blieben aus,
und die Zeitungen, die ankamen, vermehrten die Unsicherheit und Ungewißheit. Freilich
hatte sich auch in Königsberg zum Schutz der Stadt eine Bürgerwehr gebildet, „mit
gerosteten Säbeln und Hirschfängern, die gewiß nie ein Thier getödtet haben“, aber
das Militär, das in den Kasernen zurückgehalten wurde, geriet in immer größeren Un-
mut, da im Notfall ja doch nur auf die Truppen Verlaß sei. Wer damals aus Königs-
berg nach Berlin reiste, verabschiedete sich wie vor dem Ausrücken in einen Feldzug.
Überall, an allen Biertischen und in allen Kaffeekränzchen zankte man sich in den
heftigsten politischen Debatten; die Professoren der Universität, ja sogar „der weibliche
Teil derselben“, sah ein goldenes Zeitalter heraufsteigen, und wer daran nicht glauben
wollte, setzte sich nicht selten Stößen und Schlägen aus. In diese Zeit fielen zugleich die
Wahlen zum preußischen Landtag und zur Frankfurter Nationalversammlung, der Krieg
in Schleswig-Holstein bot neuen Stoff zu endlosen Debatten, bis man sich auch in Königs-
berg allmählich beruhigte und ganz zufrieden war, als mit Beginn der 50 er Jahre stillere
Zeiten für die Stadt wiederkehrten.
112 Marienburg (Wiederherstellung der Marienburg.) Schinkel,
Karl Friedrich, Architekt. 3 eigh. Briefe m. U. an den Kron-
prinzen (1820—1821) und eine undatierte Denkschrift. Zusammen
8 Seiten, 4 0 und Folio.
Als nach den Befreiungskriegen die Marienburg bei Danzig wiederhergestellt werden
sollte, stiftete der König die Mittel zum „rohen Bau“, während die Provinz Preußen
und private Stifter die Kosten für die innere Ausschmückung übernahmen. Da nun auf
Veranlassung des Kronprinzen sich auch die königlichen Prinzen an der Wiederherstellung
dieses geschichtlichen Denkmals beteiligen wollten, so schlug Schinkel dem Kronprinzen vor
„die Zehn großen mit Glasmahlerei zu verzierenden Fenster in dem bekannten Pracht-
Saale (großer Sommer Rempter) auf Kosten der Prinzen anfertigen zu lassen.“ Zugleich
übersandte er ein „Verzeichnis der auf der Wahl stehenden geschichtlichen Gegenstände
für die Glasmahlerei in den Fenstern“.
Beiliegend 3 eigenhändige Briefe des Oberpräsidenten v. Schön (Danzig 1820—1821.
7 Seiten 4°.), ein eigenhändiger Brief des Herzogs Karl v. Mecklenburg-Strelitz (Berlin
16. Mai 1821 — 3J^ Seiten folio) und - ein eigenhändig unterzeichneter Brief des Prinzen
August von Preußen (Berlin 22. Mai 1821 — 2 Seiten. 4°.) über die Arbeiten am Wieder-
aufbau der Marienburg.
113 Marienwerder. (Geistliches Leben in der Stadt.) Therese, Grä-
fin Eulenburg. 2 eigh. Briefe m. U. Marienwerder, 5. u. 18.
Februar 1851. 28 Seiten, 8°.
Möchte in M. einen Missionsverein gründen, zu dem sich einige Frauen und Jung-
frauen wohl zusammenfinden würden. Leider ist der Prediger Schacht krank; „er ist
der einzige der hiesigen Geistlichen, der Liebe und Eifer . . . für sein heiliges Amt hat,
wenn er auch leider wenig begabt . . . nur wenig wirkt, besonders da in diesem Sodom
und in dieser Gottentfremdung eigentlich einer mit dem feurigen Schwerdt nöthig wäre,
 
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