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108 Danzig. Clementine, GräfinKeyserling.. 2 eigh Briefe
m. U. Neustadt, 6. Juli 1834 und 15. März 1835. 30 Seiten, 8°.
Behaglich plaudernd erzählt hier die 22 jährige Gräfin Keyserling ihrer Freundin
Cäcilie v. Below vom Besuch des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Preußen im
Jahre 1834 und dem des Kaisers und der Kaiserin von Rußland im Jahre 1835 in Danzig,
wobei sie nach Art junger Mädchen mit besonderer Vorliebe bei der Beschreibung der
Juwelen und Toiletten der fürstlichen Frauen verweilt. Zu Ehren des kronprinzlichen
Paares wurde ein glänzendes Fest im Artushofe gegeben, „der von 2500 sehr geschmack-
voll vertheilten Kerzen erhellt war und in feenhaftem Glanze strahlte.“ In dem Licht der
Kerzen brach sich das Feuer der zahllosen Brillanten und vor allem des Schmucks, den
die Kronprinzessin trug. „Alle Welt war bezaubert von dem Prinzen und der Prinzeß,
sie waren aber auch wirklich unbeschreiblich gnädig und freundlich.“ Einen ähnlichen
Eindruck hinterließ auch der russische Besuch. Den Ball, der für die Kaiserin veranstaltet
werden sollte, nahm sie freilich nicht an, dagegen lud sie die vornehmsten Damen der
Stadt zum Diner, wo man sie vortrefflich sehen konnte. „Sie hatte ein weißes moiree-
kleid, im Haar eine Rose und einen Saphir von nie gesehener Größe, Perlen um den Hals
mit einem Handgroßen Saphir-fermoir. Man war entzückt von der herrlichen Figur und
dem magnifiquen Anstande der Kaiserin, sowie auch von des Kaisers freundlichem und
majestätischem Wesen . . .“
Beiliegend ein Schreiben von Gustav v. Below (Rutzau 31. Januar 1868. 6 Seiten. 8°.),
über die Lieferung von Schwellen für den Bau der Danzig—Cösliner Eisenbahn, über deren
Preis und Profil, sowie über den Unterschied zwischen eichenen und Kieferschwellen.
109 Insterburg. Karl v. Below. 2 eigh. Briefe m. U. Insterburg,
17. März 1863 und Lugowen, 12. September 1866. 12 Seiten, 8 °.
Zwei große Tage aus der Geschichte Insjerburgs finden in diesen Briefen eine genaue
Beschreibung: die 50 jährige Erinnerungsfeier an den Tag, an dem Friedrich Wilhelm III.
im Jahre 1813 den „Aufruf an mein Volk“ erließ und der Einzug der Insterburger
Garnison nach dem Kriege von 1866. 220 Veteranen aus den Befreiungskriegen hatten
sich am 13. März 1863 auf dem Marktplatz versammelt und wurden in feierlichem Zuge
zum Festmahl in den Schützensaal geführt. Umgeben von den Spitzen der staatlichen und
städtischen Behörden erhielten sie dort ein reichhaltiges Mahl von verschiedenen Gängen,
mit Cigarren, Bier „vollauf“ und für je zwei Mann eine Flasche Wein. Ein fröhlicher
Tanz, an. dem auch die Behörden teilnahmen, beschloß Abends den festlichen Tag.
Glänzender noch war der Einzug der Truppen am 10. September 1866, über die Prinz
Albrecht, der Bruder des Königs auf dem Marktplatz die Parade abnahm. Wie Below
schreibt, waren die Truppen „so mit Kränzen und Bouquets überschüttet, daß das Bataillon
wie ein lebendiges Blumenbeet aussah.“ Offiziere und Mannschaften wurden glänzend
bewirthet. „Es war alles seelenvergnügt und nachdem der Prinz sich zurückgezogen hatte
und das Publikum Zutritt erhalten hatte, wurde die Sache recht gemüthlich . . .“
110 Königsberg. (Leben um die Mitte des 19. Jahrhunderts.) Amalie,
Gräfin Dönhoff-Friedrichstein, Aurora, Gräfin
Dönhoff-Friedrichstein, Alexandrine, Gräfin
Dönhoff-Friedrichstein, Lydia, Gräfin Wrän-
ge 1, K a r 1 v. B e 1 o w. 15 eigh. Briefe m.U. 1837—1853. 80
Seiten, 8 °.
Weit mehr, als man vielfach anzunehmen geneigt ist, hat auch das entfernt liegende
Königsberg an dem künstlerischen Leben in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts
teilgenommen. Durch das Auftreten der hervorragendsten deutschen Schauspieler und
Gastspiele ausländischer Künstler, wie etwa der mexikanischen Tänzerin Lola Mon-
tez, die durch ihre Münchener Extravaganzen und ihre Beziehungen zu König Ludwig I.
von Bayern zur geschichtlichen Persönlichkeit geworden ist, hatte das Theater einen aus-
gezeichneten Aufschwung erlangt, aber auch Liszt spielte hier vor einer begeisterten
Menge und als man sich erst an seine seltsame Erscheinung gewöhnt hatte, zog man ihn
in die vornehmsten Gesellschaften der Stadt. Daß sich übrigens das damalige Theater-
publikum kaum von dem heutigen unterschied, geht daraus hervor, das Karl v. H o 1 t e i
„in einer sehr launigen den Damen adressirten Ermahnung“ bitten mußte, „den Aufbruch
nicht durch voreiliges Hüte aufsetzen, Mäntel umnehmen etc. vor dem Ende der Vor-
lesung zu signalisieren.“ Auch die preußischen Könige und Prinzen waren häufige Be-
108 Danzig. Clementine, GräfinKeyserling.. 2 eigh Briefe
m. U. Neustadt, 6. Juli 1834 und 15. März 1835. 30 Seiten, 8°.
Behaglich plaudernd erzählt hier die 22 jährige Gräfin Keyserling ihrer Freundin
Cäcilie v. Below vom Besuch des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Preußen im
Jahre 1834 und dem des Kaisers und der Kaiserin von Rußland im Jahre 1835 in Danzig,
wobei sie nach Art junger Mädchen mit besonderer Vorliebe bei der Beschreibung der
Juwelen und Toiletten der fürstlichen Frauen verweilt. Zu Ehren des kronprinzlichen
Paares wurde ein glänzendes Fest im Artushofe gegeben, „der von 2500 sehr geschmack-
voll vertheilten Kerzen erhellt war und in feenhaftem Glanze strahlte.“ In dem Licht der
Kerzen brach sich das Feuer der zahllosen Brillanten und vor allem des Schmucks, den
die Kronprinzessin trug. „Alle Welt war bezaubert von dem Prinzen und der Prinzeß,
sie waren aber auch wirklich unbeschreiblich gnädig und freundlich.“ Einen ähnlichen
Eindruck hinterließ auch der russische Besuch. Den Ball, der für die Kaiserin veranstaltet
werden sollte, nahm sie freilich nicht an, dagegen lud sie die vornehmsten Damen der
Stadt zum Diner, wo man sie vortrefflich sehen konnte. „Sie hatte ein weißes moiree-
kleid, im Haar eine Rose und einen Saphir von nie gesehener Größe, Perlen um den Hals
mit einem Handgroßen Saphir-fermoir. Man war entzückt von der herrlichen Figur und
dem magnifiquen Anstande der Kaiserin, sowie auch von des Kaisers freundlichem und
majestätischem Wesen . . .“
Beiliegend ein Schreiben von Gustav v. Below (Rutzau 31. Januar 1868. 6 Seiten. 8°.),
über die Lieferung von Schwellen für den Bau der Danzig—Cösliner Eisenbahn, über deren
Preis und Profil, sowie über den Unterschied zwischen eichenen und Kieferschwellen.
109 Insterburg. Karl v. Below. 2 eigh. Briefe m. U. Insterburg,
17. März 1863 und Lugowen, 12. September 1866. 12 Seiten, 8 °.
Zwei große Tage aus der Geschichte Insjerburgs finden in diesen Briefen eine genaue
Beschreibung: die 50 jährige Erinnerungsfeier an den Tag, an dem Friedrich Wilhelm III.
im Jahre 1813 den „Aufruf an mein Volk“ erließ und der Einzug der Insterburger
Garnison nach dem Kriege von 1866. 220 Veteranen aus den Befreiungskriegen hatten
sich am 13. März 1863 auf dem Marktplatz versammelt und wurden in feierlichem Zuge
zum Festmahl in den Schützensaal geführt. Umgeben von den Spitzen der staatlichen und
städtischen Behörden erhielten sie dort ein reichhaltiges Mahl von verschiedenen Gängen,
mit Cigarren, Bier „vollauf“ und für je zwei Mann eine Flasche Wein. Ein fröhlicher
Tanz, an. dem auch die Behörden teilnahmen, beschloß Abends den festlichen Tag.
Glänzender noch war der Einzug der Truppen am 10. September 1866, über die Prinz
Albrecht, der Bruder des Königs auf dem Marktplatz die Parade abnahm. Wie Below
schreibt, waren die Truppen „so mit Kränzen und Bouquets überschüttet, daß das Bataillon
wie ein lebendiges Blumenbeet aussah.“ Offiziere und Mannschaften wurden glänzend
bewirthet. „Es war alles seelenvergnügt und nachdem der Prinz sich zurückgezogen hatte
und das Publikum Zutritt erhalten hatte, wurde die Sache recht gemüthlich . . .“
110 Königsberg. (Leben um die Mitte des 19. Jahrhunderts.) Amalie,
Gräfin Dönhoff-Friedrichstein, Aurora, Gräfin
Dönhoff-Friedrichstein, Alexandrine, Gräfin
Dönhoff-Friedrichstein, Lydia, Gräfin Wrän-
ge 1, K a r 1 v. B e 1 o w. 15 eigh. Briefe m.U. 1837—1853. 80
Seiten, 8 °.
Weit mehr, als man vielfach anzunehmen geneigt ist, hat auch das entfernt liegende
Königsberg an dem künstlerischen Leben in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts
teilgenommen. Durch das Auftreten der hervorragendsten deutschen Schauspieler und
Gastspiele ausländischer Künstler, wie etwa der mexikanischen Tänzerin Lola Mon-
tez, die durch ihre Münchener Extravaganzen und ihre Beziehungen zu König Ludwig I.
von Bayern zur geschichtlichen Persönlichkeit geworden ist, hatte das Theater einen aus-
gezeichneten Aufschwung erlangt, aber auch Liszt spielte hier vor einer begeisterten
Menge und als man sich erst an seine seltsame Erscheinung gewöhnt hatte, zog man ihn
in die vornehmsten Gesellschaften der Stadt. Daß sich übrigens das damalige Theater-
publikum kaum von dem heutigen unterschied, geht daraus hervor, das Karl v. H o 1 t e i
„in einer sehr launigen den Damen adressirten Ermahnung“ bitten mußte, „den Aufbruch
nicht durch voreiliges Hüte aufsetzen, Mäntel umnehmen etc. vor dem Ende der Vor-
lesung zu signalisieren.“ Auch die preußischen Könige und Prinzen waren häufige Be-