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Hellmut Meyer und Ernst, Autographenhandlung und Antiquariat <Berlin> [Editor]
Autographen-Sammlung Hans Meyer (Leipzig): sowie ausgewählte Stücke aus anderen Privatsammlungen (Band 1): Musik, Literatur, Wissenschaft: Versteigerung: Montag, den 10. April 1933 (Katalog Nr. 31) — Berlin, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.5744#0057
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191. Hebel, Johann Peter, Theologe, alemannischer Dichter; 1760—1826. Eigh
Brief m. U. CR. (Carlsruhe), 24. VII. (1795). 10 Seiten. 4°.

Johann Peter Hebel, aus dem Volke hervorgegangen und sein ganzes Leben hin-
durch eng und untrennbar mit ihm verbunden, beschäftigt sich hier mit der Frage,
ob das Volk Moral habe und ob durch moralische Predigten die Sittlichkeit gehoben
werden könne. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, dass derartige Predigten „so brav
sie sein wollen, doch langweilig und unfruchtbar" sind. „Es scheint mir nämlich unser
Publikum wisse ... im Ganzen gar wohl, was Recht und Gut, was Unrecht und Böse
ist." Daher muss die religiöse Erziehung andere Wege gehen, als bisher. Zu einer sol-
chen Erziehung ist aber das Leben einer Stadt kaum geeignet; in einer stillen Land-
gemeinde, wohin er sich zurücksehnt, lassen sich seine Ideen leichter verwirklichen.
„Wenn es mir dann gelänge, irgend einen Theil des praktisch religiösen Glaubens . .
z. B. dankbare Liebe lebendig und dauernd in den Seelen anzufachen, ich wollte es
dann ruhig jedem überlassen, wie er vor Gott wandeln und seine dankbare Liebe wollte
wirksam werden lassen." Wichtiger aber als noch so gutgemeinte Predigtworte von
der Kanzel herab ist der Einfluss der religiösen Poesie auf das Volksgemüt. „Warum
erbaut sich der gemeine Christ lieber an Gesängen als an Gebeten, fragt Hebel; wa-
rum thut ein Lieder Vers in einer Predigt so wohl, warum stärkt den Betrübten und
Kranken ein solcher oft noch mehr als ein Spruch aus der Bibel? Warum ist fast in
allen Religionen die Sprache des Gottesdienstes Gesang und Poesie? ..." — Hebel
war damals nicht der Einzige, der religiöser Poesie einen grösseren Anteil am Gottes-
dienst wünschte, als sie bis dahin gehabt hatte. Kurz, ehe er diesen Brief schrieb, hatte
ein jetzt längst vergessener Dichter Mnioch (1765—1804) ein Bändchen religiöser Dich-
tungen herausgegeben, die auf Hebel einen so tiefen Eindruck machten, dass er unter
dem Eindruck des Gelesenen ausrief: ich höre nicht auf mit Mnioch zu beten:

— „Du lieber Gott erhalte
Uns eine dichterische Religion."

192. Hegel, Georg Wilhelm Friedrich, Philosoph; 1770—1831. Eigh. Brief
m. U. „Wilhelm". Heidelberg, 26. VII. 1817. 3 Seiten. 4».

Ueber seinen Aufenthalt in Heidelberg wo er sich persönlich und beruflich glück-
lich fühlt. „Ich habe alle Ursache mit meiner Lage zufrieden zu seyn; unter der studi-
renden Jugend zeigt sich wieder Liebe und Neigung zum Studium der Philosophie, ich
habe daher diesen Sommer eine beträchtliche Anzahl von Zuhörern gehabt." Nach einer
begeisterten Schilderung der Schönheiten Heidelbergs und seiner Umgebung kommt er
auf die persönlichen Verhältnisse seiner Schwester zu reden, um mit der philosophi-
schen Betrachtung zu schliessen: „Das wichtigste für den Menschen ist, sich von sei-
nen unfähigen Gedanken abzuziehen und in einem fruchtbaren Wirken für einen edeln
Zweck dieses Abziehen und ebenso die Befriedigung seines Gemüths zu finden."

192a. — Eigh. Brief m. U. Jena, 5. IV. 1803. 1 Seite. Quer-4". Mit Adresse.

An Gebrüder Ramann in Erfurt: ,Jch überschicke hiermit vier Karolin, da
der Abgang der Post mich hindert, die Rechnung zu suchen, um ihren Belauft zu wis-
sen und zu saldieren und bitte mir einen halben Eymer Erlauer . . aus . ."

193. — Schlegel, August Wilhelm, Schriftsteller; 1767—1845. Eigh. Gedicht
o. U. Undatiert. 1 Seite. 8».

„Wechsel der Dynastie in der Philosophen-Schule". Geistreiches Spottgedicht auf
die veränderte Stellung der Philosophie Hegels zum „Ich".

194. Heine, Heinrich, Dichter; 1797—1856. Eigh. Gedicht mit Korrekturen u
Strichen. % Seite. 4". Tinte.

„Helen a" nannte Heine das Gedicht, das zuerst als Motto zu „Doktor Faust"
erschien.

„Du hast mich beschworen aus dem Grab
Durch Deinen Zauberwillen,
Belebtest mich mit Wollustglut —
Jetzt kannst Du die Glut nicht stillen.
Press Deinen Mund an meinen Mund
Der Menschen Odem ist göttlich!
Ich trinke Deine Seele aus,
Die Todten sind unersättlich."

Versteigeruns. Katalog 31: Autographen.
 
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