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197. (Heine.) Eigh. Manuskript zu „Zur Geschichte der Religion u. Philo-
sophie in Deutschland". 15 Seiten. 4°. Tinte.
Manuskript zum 3. Buch „Von Kant zu Hegel". 2. Bruchstück. Bd. 4 S. 265,9—
277,16. Ueber Fichte und seine Philosophie. Lehnt zwar Fichtes Philoso-
phie ab, es „lebte doch in den Fichteschen Schriften eine stolze Unabhängigkeit, eine
Freiheitsliebe, eine Manneswürde, die besonders auf die Jugend einen heilsamen Ein-
fluss übte." Bewundernd schaut er zu dem „eisernen" Charakter Fichtes auf, an des-
sen Wiege die Armut gesessen, „diese magere Amme" bleibt seine Lebensgefährtin.
Berichtet, wie er vergeblich versuchte von Kant Qeld zu erhalten, der selber nichts
hatte. „Seine Jugendgeschichte ist wie bey fast allen unsern ausgezeichneten Männern
eine Reihe von Kümmernissen und Demüthigungen'. Nach der Königsberger Zeit kommt
Fichte nach Jena „und von hier datiert sich seine Glanzperiode". 1798 erheben sich
gegen ihn die Anklagen wegen Atheismus, es folgen Verfolgungen, die mit seinem
Fortgang von Jena endigen. Ausführlich schildert er, wie Fichtes Schrift „Ueber den
Grund unseres Glaubens an eine göttliche Weltregierung" konfisziert wird und die
Weimarische Regierung ihm eine Rüge erteilt, auf die Fichte dann Jena verliess. „Nach
seinen damaligen Briefen zu schliessen, wurmte ihn ganz besonders das Verhalten
zweier Männer, die durch ihre amtliche Stellung in seiner Sache besonders wichtige
Stimmen hatten, und dieses waren der sächsisch weimarische Oberconsistorialrath
Herder und der sächsisch weimarische Geheime Rath v. Goethe". Heine findet aber
„beide sind hinreichend zu entschuldigen". Er berichtet, dass Herder die Theologie
Kandidaten nicht wagte im Examen nach Christus zu fragen, „er war froh genug, wenn
man ihm nur die Existenz des Vaters zugestand." Zu Goethes Entschuldigung citiert
Heine ausführlich Goethes „Memoiren" über Fichtes Fortgang. „Ist das nicht, wie er
leibt und lebt, der ministerielle, schlichtende, vertuschende Goethe? Er rügt im Grunde
nur, dass Fichte das gesprochen, was er dachte und dass er es nicht in den herge-
brachten verhüllenden Worten gesprochen".
Das Manuskript ist stark durchkorrigiert und weicht zum Teil stark vom Druck ab.
198. — Eigh. Manuskript zu „Lutetia". 10 Seiten. Querfolio. Bleistift.
1. Bruchstück zu He1, Bd. 6, S. 164,9—166,5. UeberVictorHugo. „Die fran-
zösische Muse . . . wird späterhin sehr sonderbar erröthen, jedesmal wenn man ihrer
Gegenwart den Namen Victor Hugo nennen möchte.,, Er wehrt sich dagegen, dass in
Frankreich immer behauptet wird „der Ungeschmack" Hugos komme von dem eng-
lischen und deutschen Einfluss. Wir Deutschen können mit Recht prote-
stieren, wenn uns die „m onströsen Auswüchse der Dichtungen
Victor Hugos" zur Last gelegt werden. Grabbe und Jean Paul un-
terscheiden sich von ihm „wie der Himmel von der Hölle." Zwar ist Jean Paul
„manchmal geschmacklos, abstruse, barok, unerquicklich, aber das kommt von dem fa-
talen Bier, das ihm beim Schreiben den Geist so säuerlich betäubte . . . Wie unend-
lich der arme Grabbe den hochmüthigen Franzosen . . überragt, habe ich kaum nö-
thig zu erwähnen . . . Man könnte unsern Dledrlch Grabbe einen betrunkenen Shake-
speare nennen . . ." „Selbst wo er Schauder und Entsetzen hervorruft, bleibt Shake-
speare in dem Zauberkreis der Poesie . . . Bei Hugos Drama „Lucrez Borgia" dagegen
ein „Gemisch von Blut, Gift und Incest, jenes Brechpulver in 5 Akten müsste wie ein
Verbrechen gegen die Gesellschaft mit dem Zuchthause bestraft werden, wenn nicht
... die Strafe des öffentlichen Gelächters hinreichend seyn dürfte."
198a. — Eigh. Wechsel m. U. Paris, 28. VII. 1836. Wechselformat.
Wechsel über 800 Mark Banco Bezogener: Hoffmann & Campe, Hamburg.
199. — Eigh. Brief m. U. „Henri Heine". 1 Seite. 4°.
An Prosper Enfantin en Egypte. „Vous avez desirö connaitre la marche
des idfies en Allemagne dans ces derniers temps et Ies rapports qui rataches le mou-
vement intellectuel de ce pays aux dogmes de la Doctrine". Er sendet Enfantin daher
sein Buch „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in
Deutschland". Er hofft „qu'il pourra repondre au besoin de votre pens6e."
200. — Heines Totenmaske. Die Originaltotenmaske Heines, die ein einfacher
„mouleur en plätre", Herr Joseph Fontana in Paris abnahm, wirkte sehr
entstellt, da die Nase stark verbogen war. Hans Meyer Hess daher durch
den Leipziger Bildhauer Professor Lange einige Gipsabgüsse herstellen,
auf denen die Nase ein wenig gerade gerückt ist. Eine der unseres Wis-
sens nur in 5 Exemplaren angefertigten Totenmasken ist die vorliegende.
Hellmut Meyer & Ernst, Berlin W 35. Lützowstrasse 29.
197. (Heine.) Eigh. Manuskript zu „Zur Geschichte der Religion u. Philo-
sophie in Deutschland". 15 Seiten. 4°. Tinte.
Manuskript zum 3. Buch „Von Kant zu Hegel". 2. Bruchstück. Bd. 4 S. 265,9—
277,16. Ueber Fichte und seine Philosophie. Lehnt zwar Fichtes Philoso-
phie ab, es „lebte doch in den Fichteschen Schriften eine stolze Unabhängigkeit, eine
Freiheitsliebe, eine Manneswürde, die besonders auf die Jugend einen heilsamen Ein-
fluss übte." Bewundernd schaut er zu dem „eisernen" Charakter Fichtes auf, an des-
sen Wiege die Armut gesessen, „diese magere Amme" bleibt seine Lebensgefährtin.
Berichtet, wie er vergeblich versuchte von Kant Qeld zu erhalten, der selber nichts
hatte. „Seine Jugendgeschichte ist wie bey fast allen unsern ausgezeichneten Männern
eine Reihe von Kümmernissen und Demüthigungen'. Nach der Königsberger Zeit kommt
Fichte nach Jena „und von hier datiert sich seine Glanzperiode". 1798 erheben sich
gegen ihn die Anklagen wegen Atheismus, es folgen Verfolgungen, die mit seinem
Fortgang von Jena endigen. Ausführlich schildert er, wie Fichtes Schrift „Ueber den
Grund unseres Glaubens an eine göttliche Weltregierung" konfisziert wird und die
Weimarische Regierung ihm eine Rüge erteilt, auf die Fichte dann Jena verliess. „Nach
seinen damaligen Briefen zu schliessen, wurmte ihn ganz besonders das Verhalten
zweier Männer, die durch ihre amtliche Stellung in seiner Sache besonders wichtige
Stimmen hatten, und dieses waren der sächsisch weimarische Oberconsistorialrath
Herder und der sächsisch weimarische Geheime Rath v. Goethe". Heine findet aber
„beide sind hinreichend zu entschuldigen". Er berichtet, dass Herder die Theologie
Kandidaten nicht wagte im Examen nach Christus zu fragen, „er war froh genug, wenn
man ihm nur die Existenz des Vaters zugestand." Zu Goethes Entschuldigung citiert
Heine ausführlich Goethes „Memoiren" über Fichtes Fortgang. „Ist das nicht, wie er
leibt und lebt, der ministerielle, schlichtende, vertuschende Goethe? Er rügt im Grunde
nur, dass Fichte das gesprochen, was er dachte und dass er es nicht in den herge-
brachten verhüllenden Worten gesprochen".
Das Manuskript ist stark durchkorrigiert und weicht zum Teil stark vom Druck ab.
198. — Eigh. Manuskript zu „Lutetia". 10 Seiten. Querfolio. Bleistift.
1. Bruchstück zu He1, Bd. 6, S. 164,9—166,5. UeberVictorHugo. „Die fran-
zösische Muse . . . wird späterhin sehr sonderbar erröthen, jedesmal wenn man ihrer
Gegenwart den Namen Victor Hugo nennen möchte.,, Er wehrt sich dagegen, dass in
Frankreich immer behauptet wird „der Ungeschmack" Hugos komme von dem eng-
lischen und deutschen Einfluss. Wir Deutschen können mit Recht prote-
stieren, wenn uns die „m onströsen Auswüchse der Dichtungen
Victor Hugos" zur Last gelegt werden. Grabbe und Jean Paul un-
terscheiden sich von ihm „wie der Himmel von der Hölle." Zwar ist Jean Paul
„manchmal geschmacklos, abstruse, barok, unerquicklich, aber das kommt von dem fa-
talen Bier, das ihm beim Schreiben den Geist so säuerlich betäubte . . . Wie unend-
lich der arme Grabbe den hochmüthigen Franzosen . . überragt, habe ich kaum nö-
thig zu erwähnen . . . Man könnte unsern Dledrlch Grabbe einen betrunkenen Shake-
speare nennen . . ." „Selbst wo er Schauder und Entsetzen hervorruft, bleibt Shake-
speare in dem Zauberkreis der Poesie . . . Bei Hugos Drama „Lucrez Borgia" dagegen
ein „Gemisch von Blut, Gift und Incest, jenes Brechpulver in 5 Akten müsste wie ein
Verbrechen gegen die Gesellschaft mit dem Zuchthause bestraft werden, wenn nicht
... die Strafe des öffentlichen Gelächters hinreichend seyn dürfte."
198a. — Eigh. Wechsel m. U. Paris, 28. VII. 1836. Wechselformat.
Wechsel über 800 Mark Banco Bezogener: Hoffmann & Campe, Hamburg.
199. — Eigh. Brief m. U. „Henri Heine". 1 Seite. 4°.
An Prosper Enfantin en Egypte. „Vous avez desirö connaitre la marche
des idfies en Allemagne dans ces derniers temps et Ies rapports qui rataches le mou-
vement intellectuel de ce pays aux dogmes de la Doctrine". Er sendet Enfantin daher
sein Buch „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in
Deutschland". Er hofft „qu'il pourra repondre au besoin de votre pens6e."
200. — Heines Totenmaske. Die Originaltotenmaske Heines, die ein einfacher
„mouleur en plätre", Herr Joseph Fontana in Paris abnahm, wirkte sehr
entstellt, da die Nase stark verbogen war. Hans Meyer Hess daher durch
den Leipziger Bildhauer Professor Lange einige Gipsabgüsse herstellen,
auf denen die Nase ein wenig gerade gerückt ist. Eine der unseres Wis-
sens nur in 5 Exemplaren angefertigten Totenmasken ist die vorliegende.
Hellmut Meyer & Ernst, Berlin W 35. Lützowstrasse 29.