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Vogtherr, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter: (900 - 1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 5: Stuttgart, 2000

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.30326#0153
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Die Ausstattung der Reichsklöster mit Reichsgut

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sitz der Pfarrei Breitungen gewesen^' und hatte hier in der Folgezeit einen seiner
wesentlichen Besitzschwerpunkte im Werragebiet ausbauen können.
Schließlich sind noch zwei Restitutionen zugunsten von St. Maximin bei Trier
aus den Jahren 1116 und 1125 anzuführen, die aber ebenso wie eine Bestätigungs-
urkunde über Burtscheider Besitz in Sinzig von 1122 den Besitzstand der Reichsab-
teien nicht verändert haben'V
Insgesamt geht die Zurückhaltung Heinrichs V. bei Vergabungen von Reichs-
gütern also nicht nur auf Kosten der Bistümer, sondern in ganz massivem Ausmaß
auch auf Kosten der Reichsabteien, deren materieller Zustand sich in dieser Zeit der
allgemeinen Entfernung der Herrscher vom Schicksal der alten Benediktinerabteien
durchweg nicht verbesserte, sondern sich aufgrund der zunehmenden Auseinan-
dersetzungen mit Vögten und Ministerialen der Abteien sogar verschlechterte.
So ist es typisch für die defensive Situation der Benediktinerabteien, daß sie gar
nicht erst versucht zu haben scheinen, ihren Besitz durch die Übertragung von
Reichsgut und Reichsrechten auszudehnen, sondern daß ihnen Interventionen
Heinrichs IV. und mehr noch Heinrichs V. zur Beibehaltung des Status quo ausrei-
chend erschienen. Chancen zum Ausbau von Reichsgütern und zur Ausdehnung
der Einflußsphären, wie es sie in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts noch gege-
ben hatte, waren nicht mehr vorhanden, hätten wohl aber auch weder gegen die In-
teressen der regional benachbarten Fürsten noch gegen die Widerstände der Klo-
sterfamilia und der Vögte durchgesetzt werden können.
So markiert der Ausgang der Salierzeit das Ende einer durchweg auf den Aus-
bau ihrer Besitzungen gerichteten Epoche in der Geschichte der Benediktinerab-
teien des Reiches. Vergabungen von Reichsgütern und Reichsrechten an benedikti-
nische Reichsabteien waren schon seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts
deutlich zurückgegangen. Zwar hatte Heinrich noch einige Neuvergaben beurkun-
det, jedoch nahmen sie gegenüber den entsprechenden Beurkundungen seiner Vor-
gänger bereits stark ab, sowohl zahlenmäßig als auch hinsichtlich der Bedeutung
der vergebenen Reichsgüter.
Vollends aber mit dem Ende der salischen Dynastie verschwanden Reichsgut-
schenkungen an Reichsklöster der Benediktiner völlig aus den Königsurkunden
und der sie ergänzenden Überlieferung. Die »Krise des Mönchtums« im Jahrhun-
dert zwischen 1050 und 1150 findet auch in dieser Praxis der späten Salier ihre Ent-
sprechung.
Diese Entwicklung sollte sich in staufischer Zeit fortsetzen. Allgemein gerieten
die Reichsklöster an den Rand des politischen Interesses. Konkurrenz erwuchs ih-
nen durch Reformbenediktiner, durch Zisterzienser und durch regulierte Chorher-
ren, denen in unterschiedlicher Schwerpunktsetzung das besondere Interesse der
staufischen Kaiser und Könige galt. Die Reichsmönche der Benediktiner waren nun
auf die Förderung durch die Territorialgewalten verwiesen.

187 MGH DD H135 von 933.
188 STUMPF 3147, 3212 = Mittelrheinisches UB, Bd. 1, S. 495-497 Nr. 434, S. 510-512 Nr. 452 (beide
für Trier; zur Echtheit: KöLZER, Studien, S. 158f., 206f., 214); STUMPF 3174 = Aachener Urkunden,
S. 463-465 Nr. 200 (für Burtscheid).
 
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