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Vogtherr, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter: (900 - 1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 5: Stuttgart, 2000

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.30326#0152

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140

Die Einwirkungen der Herrscher auf das Innere der Klöster

gelegenheiten für sich erwirken, und dabei handelte es sich noch überwiegend um
Bestätigungen ihrer allgemeinen Privilegien, kaum einmal um Ausweitungen vor-
handener Rechte und in den seltensten Fällen um Neuübertragungen von Reichsgut.
Die Reichsgutschenkungen Heinrichs V. gelten nach denen Konrads II. als
die sparsamsten überhaupt. Vor allem jedoch sind sie auffallend wenig den Bis-
tümern und relativ häufig den Klöstern zugutegekommen. Die generelle Tendenz
zum sparsamen Zusammenhalten der Reichsgüter und Reichsrechte sowie zu
ihrer Revindikation hat schon zu Zeiten Heinrichs V. zu deutlicher Kritik wegen
seiner vermeintlichen Begehrlichkeiten gegenüber den Inhabern solcher Rechte
geführt^.
Aus den ersten Regierungsjahren des Saliers sind kaum Urkunden zugunsten
der Reichsklöster überliefert^. Sie setzen mit der Restitution des vollständigen Ver-
fügungsrechtes über das ojjfcüufz annonog für das Kloster Corvey 1107 einW Ein Mi-
nisteriale hatte dieses Amt als erbliches Lehen an sich gebracht und Teile des Auf-
kommens zu seinen Gunsten dem Kloster entfremdet. Im Folgejahr verbriefte
Heinrich V. der Abtei Hersfeld die zwischen der Abtei und dem Bistum Halberstadt
umstritten gewesenen Kapellen in Allstedt, Osterhausen und Riestedt einschließ-
lich der Zehnten in Friesenfeld und Hassegau ztWL Diese Bestätigung konnte auf-
grund einer zu diesem Zwecke angefertigten Urkundenfälschung auf Karl den
Großen erreicht werden^.
Zwei Jahre, 1110, später stellte Heinrich V. die Besitzrechte Stablos über den Hof
Villip wieder her, die dem Kloster unter Heinrich IV. verlorengegangen waren,
jedoch war dieser Beurkundung bereits eine Hofgerichtsentscheidung unter Hein-
rich IV. gegen 1101 vorausgegangen^L Vermutlich in die gleiche Zeit sind auch
Mandate Heinrichs V. zugunsten des Klosters Rheinau zu setzen, die Abt Otto in
seinen Auseinandersetzungen mit dem Klostervogt Liutold von Weißenburg er-
wirken konnte^.
Die einzige substantielle Neuvergabe von Reichsrechten an eine Reichsabtei
durch Heinrich V. ist die Erteilung des Marktrechtes in Breitungen an der Werra an
das Kloster Hersfeld 1114^. Hersfeld war bereits seit den Zeiten Heinrichs I. im Be-

179 SliMMiNG, Königsgut, S. 114-125.
180 Als Fälschungen von Urkunden für Reichsabteien scheiden aus STUMPF 3014-3016, 3069, 3095,
3123 (alle für Trier; dazu KÖTZER, Studien, S. 201-219), 3089 (Disentis; dazu MEYER VON KNONAU,
Jahrbücher Heinrichs IV. und Heinrichs V., Bd. 2, S. 224 Anm. 62, Bd. 6, S. 258f. Anm. 76), 3177
(Werden; dazu KÖLZER, Studien, S. 219-222)), 3194, 3224 (Fulda; dazu FRANKE, Studien, S. 74f.
Anm. 99, S. 195).
181 STUMPF 3018 - WiLMANS-PniLiPPi, Kaiserurkunden, Bd. 2, S. 279f. Nr. 213. - Zur Sache: KAMINSKY,
Corvey, S. 110t.
182 STUMPF 3213 = 3029a = UB Hochstift Halberstadt, Bd. 1, S. 94f. Nr. 132.
183 UB Hersfeld, S. 20-22 Nr. +11, mit Bemerkungen über den Fälschungszeitpunkt, durch die MGH
DD Karol. I S. 312-314 Nr. 228 überholt ist.
184 MGH DD HIV *467.
185 Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1, S. 137 Nrn. 246f. (STUMPF). - Zu den Aus-
einandersetzungen um die Rheinauer Vogtei unter Heinrich V.: SEIBERT, Rheinau, vor allem S. 98
mit Anm. 58. Sie fanden ihr Ende erst mit der allgemeinen Privilegierung und mit der Festle-
gung der Aufgaben des Klostervogtes in MGH DD Lo III1 von 1125.
186 STUMPF 3117 = KUCHENBECKER, Analecta Hassiaca, Bd. 12, S. 320f. Nr. 3.
 
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