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Vogtherr, Thomas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter: (900 - 1125) — Mittelalter-Forschungen, Band 5: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.30326#0276

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7. Mönche und Abte als Gesandte
der Herrscher

Das hochmittelalterliche Gesandtschaftswesen des Reiches ist bisher nicht zu-
sammenfassend dargestellt worden^ und auch die folgenden Darlegungen über
Benediktiner als Herrschergesandte können nur einen Baustein zu einer noch zu
schreibenden Geschichte des Gesandtschaftswesens in diesem Zeitraum bietenk
Dabei soll es im einzelnen darum gehen, festzustellen, für welche Gesandtschaften
Mönche beauftragt wurden, welche Aufträge sie im Rahmen von Gesandtschaften
wahrzunehmen hatten und ob es spezifisch mönchische Gesandtschaftsaufträge ge-
geben hat. Als Gesandte sollen Mönche oder Abte dann gelten, wenn sie im Rah-
men ihres vom Herrscher stammenden Auftrages Adressaten außerhalb des Rei-
ches, häufig also den Papst, aufzusuchen hatten.
Gemeinsame Merkmale" von Gesandtschaften im hohen Mittelalter sind zu-
nächst die mündliche oder - seltener - schriftliche Beauftragung durch den Herr-
scher sowie in vielen Fällen die Übermittlung von Briefen oder sonstigen Schrift-
stücken durch die Gesandten an den Adressaten. Die Gesandtschaften setzten sich
meist aus einer Mehrzahl von Gesandten zusammen. Relativ häufig sind Zweier-
gruppen belegt, aber auch größere Gesandtschaften scheinen nicht selten gewesen
zu sein; Einzelgesandtschaften hingegen waren ausgesprochen selten. In vielen Fäl-
len sind Gesandtschaften sowohl aus geistlichen als auch als weltlichen Mitgliedern
zusammengesetzt gewesen. Dabei überwogen rein geistliche Gesandtschaften an
geistliche Adressaten, vor allem zum Papst, während gemeinsame geistlich-weltli-
che Gesandtschaften an andere Adressaten gesandt wurden. Die Gesandten genos-
sen für die Erledigung ihres Legationsauftrages beim Adressaten im Grundsatz per-
sönlichen Schutz, auch wenn dieser recht unvollkommen gewesen ist und
gelegentliche, auch längere Inhaftierungen durchaus einschloß. Das Schicksal des
Johannes von Gorze ist hierfür ein berühmtes Beispiel. Er blieb drei Jahre in Gefan-

1 Viel Material, jedoch vor allem zum späten Mittelalter, bietet die Arbeit von MENZEL, Gesandt-
schaftswesen, bes. S. 155-198, zum Personal. Ebenso vor allem für das Spätmittelalter ist einschlä-
gig: QUELLER, Ambassador. Vor der hier zu behandelnden Zeit liegt: LÖHREN, Gesandtschaftlicher
Verkehr; BoRGOLTE, Gesandtenaustausch. - Eine Gesamtdarstellung der internationalen Bezie-
hungen ist: GANSHOF, Moyen Age, hier vor allem S. 36-54 und 119-156, zur Technik des karolingi-
schen und hochmittelalterlichen Gesandtschaftswesens.
2 Vgl. auch WALTHER, Dialog, der u.a. die Mission des Mönches Johannes von Gorze an den Hof
des Kalifen von Cordoba 953—956 darstellt. - Zur Quelle (Vita Iohannis abbatis Gorziensis, MGH
SS 4, S. 335-377) vgl. mehrere Beiträge in: Abbaye de Gorze.
3 Das Folgende ohne Einzelnachweis nach der Anm. 1 angegebenen Literatur.
 
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